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"Geputzt wird zu Hause. Wir Reinigen"

Gebäudereiniger wischen nicht nur Dreck weg. SZ-Redakteur Holger Gutte hat bei der KVG Busse gereinigt und blieb von den Albträumen der Putzkolonne verschont.

Von Holger Gutte
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SZ-Redakteur Holger Gutte hat mal mitgeholfen, die Busse der KVG zu reinigen.
SZ-Redakteur Holger Gutte hat mal mitgeholfen, die Busse der KVG zu reinigen. © Matthias Weber/photoweber.de

Ganz selbstverständlich öffnet Frank Geres einen Mercedes-Bus in der Halle der KVG Dreiländereck in Zittau. Dabei darf er eigentlich nicht mal einen Bus fahren und ist auch kein Mitarbeiter des Busunternehmens. Frank Geres will ihn reinigen. Er arbeitet bei der Engel Gebäudedienste GmbH. Ich möchte ihn und seine Kollegen Lenka und Uwe Naumann an diesem späten Nachmittag unterstützen. 

Es ist 17 Uhr. Die meisten anderen Berufstätigen haben längst Feierabend.  Für Frank Geres beginnt dagegen sozusagen die zweite Schicht an diesem Tag. Vormittags hat er noch Gebäude gereinigt. Abends sind die Busse dran. Wieder wird einer in die Halle gefahren. Ich bin neugierig, wie "verdreckt" er wohl nach seinem Tageseinsatz ins Depot der KVG reinkommt. 

Aber noch darf ich nicht loslegen. Maik Liske will mich erst mal einweisen. Er ist Gebäudereiniger und der Leiter für den Standort Zittau für die Engel Gebäudedienste GmbH, die im Auftrag der KVG deren Busse reinigt.

Einmal im Monat wird desinfiziert

Dreimal in der Woche gibt es für die Busse eine Unterhalts-Reinigung und einmal im Monat eine Intensiv-Reinigung. Bei Letzterem werden dann die Halte-Stangen, -Griffe und  -Schlaufen auch desinfiziert und nicht nur abgewischt.

"Geputzt wird zu Hause. Wir reinigen", bremst mich gleich Maik Liske in meinem Tatendrang und Frank Geres muss - wie sonst auch - allein den Putzlappen schwingen. Geduldig höre ich mir an, dass die Putzlappen über dem Haltegriff des Reinigungswagens nicht wahllos darüber hängen. Jeder von ihnen ist für etwas anderes gedacht. Für den Klapp-Wischhalter zum Fußbodenwischen gibt es je nach Untergrund beispielsweise verschiedene Lappen aus Schlingen, Fransen oder Mikrofasern. Nachdem ich mir den Einsatz der verschiedenen Reinigungsmittel habe erklären lassen, geht es endlich los.

Maik Liske  und Frank Geres  von der Firma Engel Gebäudedienste GmbH weisen SZ-Redakteur Holger Gutte (von rechts) in die Reinigung der KVG-Busse ein.
Maik Liske  und Frank Geres  von der Firma Engel Gebäudedienste GmbH weisen SZ-Redakteur Holger Gutte (von rechts) in die Reinigung der KVG-Busse ein. © Matthias Weber/photoweber.de

Senior-Firmenchef Ralph Engel rät mir noch, einen Blick auf das Armaturenbrett des Busses zu werfen. Ich kann es kaum glauben. 960.000 Kilometer hat der Mercedes schon auf dem Buckel. Das sieht man ihm wirklich nicht an. Die Polsterung der Sitze und auch so ist der Bus im Inneren noch tipptopp. Das liegt auch an der gründlichen und regelmäßigen Reinigung durch unsere Leute, erzählt er.

Nicht alles aufheben, was auf dem Boden liegt

Frank Geres ist mit einem Bus derweil fertig. Er lässt einen dreckigen Lappen vom Klapp-Wischhalter vor dem Bus fallen. Ich will ihn aufheben, soll ihn aber liegen lassen. "So markieren wir für uns die bereits gereinigten Busse. Sonst verliert man schnell den Überblick", erzählt er mir. Beim nächsten Bus mache ich mit. 

Ich habe Glück und "mir einen guten Tag zum Mithelfen ausgesucht", meint er. Es sind Schulferien, da sind die Busse sauberer, wenn sie ihre Touren beendet haben. Und auch für einen Wintermonat bringen die Fahrgäste an ihren Schuhsohlen derzeit wenig Dreck in den Bus rein. "Das sieht bei Schneematsch ganz anders aus", schildert er. Allein schon um das Streusalz vom Fußboden zu entfernen, müssen sie wesentlich häufiger das Wischwasser und die Lappen wechseln. "Das Salz kriecht in jede Ecke", schildert Maik Liske.

Den Mercedes-Bus zu reinigen ist eine dankbare Aufgabe. Bis auf ein gebrauchtes Taschentuch, einen Busfahrschein und einen Kaffee-to-go-Becher haben die Gäste nichts (fallen) lassen. Das sieht manchmal ganz anders aus. Handys, Portemonnaies, Schals, Handschuhe, volle und leere Flaschen sind keine Seltenheit. Meist nehmen die Busfahrer die Wertsachen gleich mit in die Zentrale, wo alle Fundsachen aufgehoben werden. 

Also kann es gleich mit dem Putzlappen losgehen. Von den Haltestangen, Griffen bis hin zum Feuerlöscher wird alles abgewischt, bevor der Fußboden an die Reihe kommt. Nach etwa einer halben Stunde ist wieder ein Bus fertig. Als letztes füllt Frank Geres noch das Fach für die Flyer der KVG auf.

Zum Schluss wird in den Bussen noch der Fußboden gewischt.
Zum Schluss wird in den Bussen noch der Fußboden gewischt. © Matthias Weber/photoweber.de

Es geht zum nächsten Fahrzeug. Bis 20.30 Uhr werden alle Busse, die reinkommen, gereinigt. Mindestens sechs Busse will bis dahin Frank Geres noch schaffen. Ich muss mich zwingen, den Putzlappen für die Halterungsstanden, Griffe und dergleichen nicht ständig auszuspülen. Maik Liske hatte mir gezeigt, dass man den Lappen 16 mal falten kann und trotzdem immer wieder eine saubere Wischfläche hat.

Für jemanden wie mich, der sich Zuhause gern vorm Staubwischen drückt, ist das nicht so einfach. Aber mir sitzt ja nicht die Zeit im Nacken. Von hinten nach vorn arbeiten wir uns mit unseren Reinigungsutensilien langsam nach vorn zum Fahrerplatz vor. Die Fensterrahmen brauche ich nicht abwischen. Dafür ist Uwe Naumann zuständig. Der reinigt alle Glas- und Spiegelflächen.

Der Albtraum: Erbrochenes, Urin und Kaugummi

Als ich die beiden frage, was für sie der Albtraum beim Reinigen eines Busses ist, sind sie sich sofort einig. Erbrochenes oder wenn mal auf der letzten Tour einer im Bus uriniert hat, schildern sie. Beides haben sie schon erlebt. Aber zum Glück kommt das sehr sehr selten vor. Und meist spritzen das auch gleich die Busfahrer mit raus, falls es doch mal passierte.

Auch Kaugummis zu entfernen, ist keine feine Sache. Richtig Ausdauer ist auch gefragt, wenn es gilt, Schmierereien zu beseitigen, die mit Edding-Stiften geschrieben oder gemalt wurden. Dafür gibt es zwar Reinigungsmittel, dennoch ist es sehr aufwendig. Flecken auf Polstern der Sitze und Lehnen werden ohnehin von der KVG selbst gereinigt.  

20.30 Uhr ist Feierabend. Lenka Prchalova wird am nächsten Morgen schon gegen 5 Uhr die Büros und Zentrale der KVG reinigen. Frank Geres und Uwe Naumann sorgen in anderen Büros in Zittau und Umgebung für Sauberkeit. 

Von drei Frauen und zwei Männern lässt die Engel Gebäudedienste GmbH auf dem Firmengelände der KVG in Zittau die Busse reinigen. 35 bis 40 werden von dem Busunternehmen allein von hier aus eingesetzt. Noch einmal so viele sind es in Löbau. Und auch in Neugersdorf, Görlitz, Großschönau und Bernstadt hat die Kraftverkehrsgesellschaft Standorte für ihre Busflotte. "Insgesamt haben wir 106 Busse", berichtet KVG-Geschäftsführer Alfons Dienel.

Großschönauer Firma hat 500 "Putz-Engel" im Einsatz

Reichlich Arbeit also für die Mitarbeiter der Engel Gebäudedienste GmbH, die ihren Firmensitz in Großschönau hat. Ralph Engel hatte das Unternehmen, dem inzwischen 500 Beschäftigte angehören, 1994 gegründet. Von Zittau bis Eisenach sind sie mit ihren Reinigungstrupps im Einsatz.

"Wir suchen dringend weitere Mitarbeiter. Und würden auch gern Lehrlinge zum Gebäudereiniger ausbilden", schildert Junior-Geschäftsführer Moritz Engel. In diesem Jahr haben sie ab August wieder einen Azubi in ihrem Unternehmen. Maik Liske freut sich besonders darüber. Er ist auch Lehrausbilder.

Dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung zum Gebäudereiniger. "Man lernt viel über Chemikalien und den richtigen Umgang damit", erklärt er.  Er hat es jedenfalls nicht bereut. Am liebsten reinigt er richtig große Fensterscheiben. 

Bei dem Gedanken, die Fensterscheiben am Berliner Fernsehturm außen putzen zu müssen, wäre mir nicht wohl dabei", schildere ich ihm. Das würde er aber auch nicht machen, gesteht er. Aber auf solche Bauwerke haben sich spezielle Reinigungsfirmen spezialisiert. 

Die Angebote der Engel Gebäudedienste GmbH sind auch so vielschichtig. Sie reinigen nicht nur Busse, Büros und Wohnungen, sondern auch Fassaden, Treppenhäuser, Rolltreppen, Pflegeheime, Einkaufsmärkte sowie Industriehallen und pflegen Grünanlagen. 

Frank Geres ist jetzt seit 2011 dabei. Für saubere Busse zu sorgen ist sein Ding. Er macht es gern. Nicht nur, weil es ja einer machen muss. Am Mittwochabend nimmt er sich die nächsten Busse der KVG in Zittau vor. Bis dahin sorgt er in Büros für Sauberkeit.   

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