Von Udo Lemke
Für Rüdiger Stannek ist es klar: „Das Land kann nicht den Kräften des freien Marktes überlassen werden.“ Der Vorsitzende der Agrargenossenschaft Radeburg mit Sitz in Großdittmannsdorf findet eine Entwicklung, bei der der Preis des Bodens abgekoppelt wird, von dem, was auf und mit ihm erwirtschaftet werden kann, schlicht „Mist“. Mehr noch: „Wir haben Angst vor diesem nichtlandwirtschaftlichen, spekulativen Geld, das uns die Agrarstrukturen zerstört.“
Damit ist eines der drängenden Probleme der Landwirtschaft im Landkreis Meißen angesprochen, die Stannek und Vertreter des Regionalbauernverbandes Elbe/Röder mit Politikern der Partei Die Linke diskutierten – der Erwerb von Boden als Kapitalanlage und Spekulationsobjekt. Beides führt in der Tendenz dazu, dass die Landwirte einfach nicht mehr mitbieten können, wenn Land verkauft wird. Laut Landesamt für Statistik lag der Preis je Hektar im Landkreis Meißen 2011 bei durchschnittlich 6 807 Euro – knapp 900 Euro mehr als der Durchschnittspreis im Freistaat. Noch 2002 mussten im Schnitt nur 4 265 Euro pro Hektar gezahlt werden. Damit ist der Durchschnittspreis für einen Hektar Ackerland im Landkreis Meißen in nur neun Jahren um über ein Drittel gestiegen. Auch deshalb werde Die Linke am 22. März ein Agrarstrukturverbesserungsgesetz in den sächsischen Landtag einbringen, erklärte Kathrin Kagelmann, die agrarpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion: „Wir wollen verhindern, dass das Land von Großinvestoren aufgekauft wird.“
Die Radeburger Agrargenossenschaft, an deren Sitz das Gespräch stattfand, ist einer der typischen Nachfolgebetriebe der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) der ehemaligen DDR. Mit 40 Arbeitskräften bewirtschaftet Stannek 2 000 Hektar Ackerland und 500 Hektar Grünland. Dazu hält das Unternehmen 500 Milchkühe und zieht dafür seine eigenen Kälber auf. Noch 29 Genossenschaftsmitglieder gibt es, die meisten arbeiten auch im Unternehmen. Was den Lohn betrifft, wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Er erkläre den Lehrlingen, bevor sie im Betrieb anfangen, immer, was sie nicht verdienen. Trotzdem habe die Genossenschaft keine Nachwuchsprobleme. „Probleme hätten wir auch nicht mit einem flächendeckenden Mindestlohn von 8,50 Euro die Stunde, wenn ihn alle einführen.“
Stannek, selbst Mitglied von Die Linke, erläuterte seinen Genossen, darunter Dietmar Bartsch, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Bundestagsfraktion und Sebastian Scheel, Direktkandidat für den Wahlkreis 155 (Landkreis Meißen), die Folgen des Klimawandels für die Landwirte. Das traditionell ertragsstarke Wintergetreide wie Gerste, Roggen und Weizen hat mit den sich häufenden Trockenperioden im Frühjahr zu kämpfen. Er forderte eine solidarische Versicherung für die Landwirte, um die extremen Folgen des Klimawandels wie Hitzeperioden, Starkregen und Stürme besser abfangen zu können.
Hat die Agrargenossenschaft früher n 16 bis 20 Prozent ihrer Flächen mit Mais angebaut, so sind es heute 25 Prozent. Dies sei kein Beleg für die viel beschworene Vermaisung der Landschaft: „Der Mais wird auch ohne Biogasanlagen seinen Siegeszug fortsetzen, weil er den höchsten Ertrag pro Fläche erbringt“, erklärte Stannek – Mais profitiert von der Klimaerwärmung.