Wie geht es weiter auf der Landeskrone?

Bernd Müller aus Markersdorf wird den Aufstieg auf den Görlitzer Hausberg, die Landeskrone, nicht mehr auf sich nehmen. Empfehlen will er den Ausflug dorthin auch niemandem. Zu schlecht sind seine Erfahrungen. In den Sommerferien kam er mit seiner neunjährigen Enkelin bei knapp 30 Grad Hitze oben an und alles war geschlossen.
"Vor 35 Jahren waren wir da schon mal weiter, da gab es bei geschlossener Gaststätte wenigstens eine Versorgung am Kiosk für durstige Bergsteiger", sagt der Markersdorfer. Der Aussichtsturm sei damals zugänglich gewesen, unabhängig von Öffnungszeiten der Gaststätte.
Auch SZ-Leser Konrad Plischke aus Görlitz ist sauer auf die Wirte vom Hausberg. Auch er hatte mit den Enkeln den Berg erklommen. Alles zu. Eine Frau an einem Tisch im Außenbereich, von der Plischke annahm, dass es eine Mitarbeiterin war, ließ nicht mit sich reden, ließ die Kinder nicht auf die Toilette und gab auch auf Nachfrage nichts zu trinken heraus.
Leserbriefe bringen Wirtin auf die Palme
Die Kritik der SZ-Leser brachte wiederum Burgwirtin Rosita Vogt mächtig auf die Palme. Sie ärgert sich und möchte am liebsten gar nichts sagen. Streng genommen muss sie das auch nicht, denn seit 1. August hat die Hotel-und Gaststätten-Konzession für die Landeskrone Alicja Formantowicz. Die gebürtige Polin hat die Geschäfte übernommen, Frau Vogt zog sich aus persönlichen Gründen zurück.
Doch nach mehr als 21 Jahren Wirtin auf dem Berg kann sie nicht anders und hilft Alicja Formantowicz bei der Einarbeitung und verteidigt die Vorgehensweise. Frau Vogt erklärt ihre Sicht: "Wenn zu ist, ist zu." Einen Kiosk zu betreiben, sei an den Ruhetagen nicht möglich, da müsse mehr Personal eingestellt werden. In diesen Zeiten könne man sich das aber nicht leisten. Im Vorjahr gab es wirtschaftliche Ausfälle wegen des Baus der Fahrstraße, in diesem Jahr kam Corona. Der Erlös reiche nicht für mehr Mitarbeiter, sagt sie. Die Leute würden heute ja lieber in Risikogebiete fahren, als auf den Hausberg zu kommen.
Die vorhandenen Mitarbeiter haben eine Fünf-Tage-Arbeitswoche, freie Tage brauchten sie schließlich auch. Die neue Konzessionärin hat die je zwei Kellner und Köche sowie ein Zimmermädchen fürs Hotel übernommen. Ihre beiden Söhne sind nun zusätzlich mit auf dem Hausberg tätig, einer davon im Büro.
Weiter wie bisher

Im kurzen SZ-Gespräch betonen beide Frauen, dass sich vorerst auf dem Berg nichts ändern wird. Montag und Dienstag bleiben Ruhetage. Ansonsten ist die Küche in der Woche bis 18 Uhr geöffnet, Freitag bis Sonntag bis 20 Uhr. Daran müssten sich auch die Hotelgäste gewöhnen. "Auf der Internetseite steht alles genau beschrieben, da muss man sich vor der Anreise gründlich informieren", sagt Frau Vogt.
Über die Öffnungszeiten informieren seit einiger Zeit zwei Schilder. Sie sind am Treppenaufgang am Fuße des Berges und am Anfang der Fahrstraße angebracht. "Zwei Schilder in der Größe A 3 sind genehmigt worden", berichtet Frau Vogt, "mehr nicht." Wer den Berg erklimmen will, könne dort schon die Öffnungszeiten ablesen. Den Hinweis in roter Schrift "heute geöffnet" oder "heute geschlossen" passe man täglich an die Öffnungszeiten an.
Ansonsten laufe alles wie bisher. Das Restaurant ist ab 10 Uhr geöffnet, Feiern könnten bestellt werden. Auf den Berg zu gelangen, bleibt für Gehbehinderte schwierig. Fahrten durchs Naturschutzgebiet Landeskrone mit dem Auto sind nur mit Ausnahmegenehmigung möglich. Alicja Formantowicz sagt, alles sei noch in den Kinderschuhen und sie sei sehr froh, dass Rosita Vogt ihr bei der Einarbeitung hilft. Denn Frau Formantowicz kommt nicht aus der Gastro-Branche. Frau Vogt betont, dass sie die Unterstützung ehrenamtlich macht.

Toiletten sind verpachtet
Die ehemalige Burgwirtin verweist darauf, dass vor etwa 15 Jahren die Außentoilette, die vorwiegend von Wanderern genutzt wurde, von der Stadt an die Gaststättenbetreiber verpachtet wurde. Sie ist demnach nicht mehr öffentlich. Die Wirtin erhält seit Jahren kein Entgelt für die Betreibung und Reinigung der Toilette und kann selbst bestimmen, wann sie das Örtchen öffnet oder schließt - egal, wie dringend ein Bedürfnis der Wanderer sei.
Der Görlitzer Peter Hoffmann wies erst vor Kurzem im Gespräch mit der SZ darauf hin, dass die Terrasse im Hof des Burghotels noch immer nicht so weit instand gesetzt worden ist, dass dort wieder Veranstaltungen stattfinden können. "Früher fand das Görlitz-Varieté auf dem Hausberg viel Zuspruch, und auch unter Corona-Bedingungen ließe sich da was machen", sagte Hoffmann. Christian Daume, der Hotel und Gaststätte von der Stadt gepachtet hat, hatte noch vor einiger Zeit auf Nachfrage gesagt, dass die Terrasse repariert wird. Bis heute ist sie aber durch einen Zaun abgesperrt. Betreten ist verboten, darunter ist Parkfläche.
Ohnehin habe sich Christian Daume aus dem Geschehen auf dem Hausberg zurückgezogen und alles an seinen Sohn Johannes Daume übergeben. Der war für die SZ nicht zu erreichen, er ist im Urlaub.