Landgasthöfe in Not

Meißen. "Zu Ostern hatten wir das schöne Wetter, das wir brauchen. Es kommen ja hauptsächlich Städter zu uns, die wollen dann raus. Sie kommen aus Coswig und Radebeul, queren mit der Fähre in Gauernitz die Elbe und wandern her." Und: "Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten läuft das Hauptgeschäft für unser Ausflugsgasthaus", sagt Peter Poitz, der Inhaber der Neudeckmühle im Saubachtal bei Klipphausen. Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass auch weitere Feiertage verstreichen, ohne dass Gäste zur Neudeckmühle kommen werden.
Allerdings hat Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) am 29. April bei einer erstmals abgehaltenen Fragestunde im Landtag weitere Lockerungen von Einschränkungen in der Corona-Krise für die Zeit ab dem 25. Mai angekündigt. "Wir hoffen, dass ab dem 25. Mai die Gastronomie unter klaren Regeln wieder arbeiten kann - die Branche hat viele Vorschläge dazu gemacht", erklärte der sächsische Ministerpräsident. Alles sei aber von der Entwicklung der Pandemie abhängig. Der Gesundheitsschutz sei dabei das A und O.
Für die Gaststätten wie die Neudeckmühle heißt das, dass sie zu Himmelfahrt definitiv noch nicht öffnen dürfen, denn dieser Feiertag liegt schon am 21. Mai. Ob es für Pfingsten - der Pfingstsonntag ist der 31. Mai - eine Erlaubnis geben wird, muss man abwarten.
"Die Kosten laufen weiter, es muss Geld hereinkommen. Aber die Gastronomie ist auch für die Leute, die selbst Einbußen durch die Krise wie Kurzarbeit oder gar den Verlust des Arbeitsplatzes haben, dass, woran sie als erstes sparen können", erklärt Peter Poitz. Wie soll Geld hereinkommen? Die Imbissversorgung rette den Familienbetrieb nicht, so der Gastwirt. Ob und wie künftig Familienfeiern und Hochzeiten stattfinden können, steht in den Sternen, und die sonst üblichen Wandergruppen kommen auch nicht mehr vorbei.
Ein kleines Hoffnungsflämmchen glimmt bei ihm aber noch. Denn ein Moment könnte sich zugunsten der Gaststätten doch noch auswirken, wenn sie denn öffnen dürften: "Wenn die Leute nicht zum Urlaub nach Italien, Österreich oder Frankreich fahren, sondern hierbleiben." Davon könnten dann die heimischen Gaststätten profitieren.

Liegt die Neudeckmühle abseits großer Straßen, so ist das Western Inn direkt an der Bundesstraße 6 in Scharfenberg nicht zu übersehen. Chefin Dagmar Großer sagt: "Uns geht es gut, wir haben etwas mehr Zeit und zum Glück sind alle gesund geblieben."
Natürlich ist das nur die halbe Wahrheit, auch das Western Inn leidet unter Corona-Verboten. Sie hoffe, alle zwölf Kollegen, die nun in Kurzarbeit sind, zurückholen zu können, so Dagmar Großer. "Wir haben Mitarbeiter, die haben vor zwanzig Jahren bei uns gelernt und sie sind immer noch da."
Es gibt einen Imbissverkauf im Western Inn, und seit Ostern ist dort auch für zwei Personen eine Smokerplatte zu haben, das ist besonders langsam gegrilltes Fleisch. Außerdem gibt es weitere sechs Fleisch- und andere -gerichte, die bestellt und abgeholt werden können. Nicht nur beim Essen soll es Neuigkeiten geben, sondern was den Betrieb insgesamt angeht. Inhaberin Dagmar Großer nutzt die unfreiwillige Pause dazu, mit ihrem Sohn Maik, der das Restaurant leitet, an neuen Attraktionen für den Nach-Corona-Betrieb zu tüfteln.
Bei allem gibt es ein klares Ziel: Sie will den Betrieb so schnell als möglich wieder hochfahren. Das betrifft nicht nur den Restaurant- und Übernachtungsbetrieb, sondern auch den Reiterhof. Dort sind 14 Pensionspferde eingestellt. Derzeit müssen sich die Besitzer aus dem Weg gehen, wenn sie zu ihren Tieren wollen. Auch Reitunterricht gibt es derzeit nicht. "Die Pferde sind glücklich, sie müssen weniger arbeiten."
Sie könne auch nicht in die Glaskugel schauen, um zu sehen, wie es weiter geht, so Dagmar Großer. Aber sie hofft, die geplanten Hochzeiten ausrichten zu können und später auch die Weihnachtsfeiern. Was die Ankündigung von Ministerpräsident Michael Kretschmer betrifft, "so macht das schon Hoffnung, allerdings haben wir keinerlei Informationen, wie die Auflagen konkret aussehen werden".
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