Warum sind Löbaus Kitas so günstig?

Wie kann das sein? 82 Euro und 30 Cent pro Monat beträgt der Unterschied zwischen einem Krippenplatz in Markersdorf oder Vierkirchen und einem in Rietschen. Dabei liegen zwischen den "günstigsten" Krippen im Kreis - in Rietschen - und den "teuersten" gerade einmal knapp 20 beziehungsweise 40 Kilometer.
Auch die Zittauer Stadträte haben solche Vergleiche in den vergangenen Monaten gezogen, als sie über eine Erhöhung der Elternbeiträge gestritten haben. Dabei stand Löbau im Fokus: Wie schafft es die Stadt am Berge, so viel günstiger zu sein? In Zittau kostet beispielsweise der Krippenplatz 195,90 Euro und in Löbau 160 Euro - eine Differenz von 35,90 Euro pro Monat allein bei einem Vollzeit-Krippenplatz ohne Rabatte.
Was steckt da genau dahinter? Wir zeigen das exemplarisch an einem Krippenplatz ohne Geschwisterrabatt mit 9 Stunden Betreuung: Fakt ist, dass Personal- und Sachkosten - die Grundlage für die Berechnung des Elternbeitrages - in jeder Stadt verschieden sind. In Zittau stehen pro Kind derzeit 1.044 Euro zu Buche, in Löbau 898,61 Euro - also rund 146 Euro weniger. Wie viel die Eltern von der jeweiligen Ausgangssumme dann zahlen müssen, legen die Stadträte fest: In Löbau beträgt der Anteil der Eltern 17,81 Prozent und in Zittau 19,68 Prozent. Da der Anteil des Freistaates mit aktuell 246,50 Euro pro Kind und Monat in allen Kommunen gleich ist, muss der Rest der Summe aus dem Gemeinde- oder Stadtsäckel kommen: So trägt Löbau 61,11 Prozent und Zittau 41,37 Prozent.
Löbauer Stadtrat entlastet Eltern
Grundsätzlich liegt die Höhe des Elternbeitrages also daran, wie viel sich eine Stadt als Eigenanteil leisten kann und will. Deshalb hat sie die Möglichkeit, den Elternanteil flexibel zu gestalten. Löbau hat sich hier bislang sehr deutlich auf die Seite der Eltern gestellt, seit 2015 den Elternbeitrag nicht mehr angehoben und vorübergehend gegen Gesetze verstoßen, weil der Elternbeitrag eigentlich zu gering bemessen war. Seit vergangenem Jahr sind in Sachsen großzügigere Grenzen festgelegt, sodass die Eltern zwischen 15 und 23 Prozent der Personal- und Sachkosten bei Krippenplätzen und zwischen 15 und 30 Prozent bei den Kindergärten tragen müssen. Die meisten Gemeinden liegen eher am unteren Ende dieser Spanne - auch, um die Eltern zu schonen.
Viel bedeutender ist aber, wie hoch die Summe aus Personal- und Sachkosten ausfällt, wobei die Personalkosten der springende Punkt sind. Was ist besser - als Kommune direkt die Einrichtungen betreiben oder an freie Träger zu vergeben? "Die Annahme, dass Freie Träger günstiger sind, hat sich überholt - unter anderem durch den Fachkräftemangel", bilanziert Marlen Heinze, Leiterin des Sachgebietes Kinder-, Jugend- und Familienarbeit beim Landkreis. Denn größere Einsparungen, weil Erzieher bei freien Trägern deutlich weniger auf den Lohnzetteln stehen haben, sind kaum noch zu erzielen.
Im Gegenteil: In den vergangenen Jahren haben viele freie Träger hier kräftig aufgeholt, weil sie sonst kaum noch Personal binden könnten. Große Unterschiede dürfte es in der Summe also gar nicht mehr geben. Zittau hatte 2009 seine Kitas in eine städtische Tochtergesellschaft ausgegliedert, die Zittauer Kindertagesstätten gGmbH. Sie ist Träger von zwölf der 18 Einrichtungen in der Stadt. Ein Grund für die Ausgliederung war damals auch die gewünschte Unabhängigkeit von Tarifsteigerungen. In Löbau setzt man hingegen eher auf kommunale Kitas und hat sogar zwei neu in die städtische Trägerschaft übernommen: Vier der neun Einrichtungen unterstehen nun direkt der Stadt, unterliegen damit dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes.
Bessere Kontrolle bei eigenen Kitas
Neben einem Tarifvertrag fallen weitere Faktoren stärker ins Gewicht: die Größe des Hauses, die Länge der Öffnungszeiten und die Altersstruktur des Personals, zählt Marlen Heinze auf. "Wer viele junge Mitarbeiter beschäftigt, zahlt weniger", bestätigt sie. Je erfahrener Erzieherinnen sind, desto mehr verdienen sie. Dass Löbau deshalb "preiswerter" wirtschaften könne als andere, glaubt Nico Kahlert, Abteilungsleiter Kinder, Jugend, Vereine bei der Löbauer Stadtverwaltung, nicht: "Unsere Altersstruktur ist sehr gemischt", bestätigt er. Auch in Zittau beschreibt man die Lage so. Aber Kahlert sieht einen anderen Vorteil: "Wenn die Stadt direkt eigene Kitas betreibt, kann sie besser auf die Kosten Einfluss nehmen", betont er. Das soll beileibe nicht heißen, dass Löbau bei eigenen Häusern knauseriger ist als bei den Einrichtungen der freien Träger. Aber vieles werde transparenter und man habe mehr Einfluss auf Ausgaben und Umsetzung, gibt sich Kahlert überzeugt.
Vorteilhaft wirkt sich zudem aus, dass die Stadt Löbau die Verwaltungsaufgaben - wie Lohnkosten und Co. - im Rathaus selbst mit eigenem Personal übernimmt. "Damit sparen wir uns die Verwaltungsumlage, die wir bei einem freien Träger zahlen müssten", erklärt Kahlert. Diese Kosten zahlt die Stadt Zittau hingegen generell: Egal, ob freier Träger oder Zittauer Kita gGmbH, eine solche Pauschale geht an alle gleichermaßen, weil ja auch die städtische GmbH eine extra Verwaltung hat, bestätigt Volker Beer vom Referat Schulen, Sport & Kitas der Stadt Zittau, auf Anfrage.
Dass in Zittau viele Einrichtungen auch Integrationsplätze für Kinder mit Behinderungen oder besonderem Betreuungsbedarf anbieten, führe übrigens nicht zu höheren Elternbeiträgen, bestätigt das Kultusministerium auf Nachfrage. Kreis und der Freistaat trügen hier die Mehrkosten. Auch die Geschwisterrabatte, die eine Kommune gewährt, sind nicht ausschlaggebend, weil der Kreis inzwischen einheitliche Rabatte festgesetzt hat, die er auch für die Kommunen dann übernimmt. Wer kulanter sein will, muss selbst mehr zahlen.
Eltern-Beiträge unter Landesschnitt
Dass auch der Zustand der Gebäude eine Rolle spielt, ist klar. Energie- und Heizkosten sind ein wichtiger Punkt, wenngleich nicht ganz so entscheidend wie die Personalkosten. Sowohl Zittau als auch Löbau haben hier aber in den vergangenen Jahren viel getan. Die Stadt Zittau gewährt zudem für alle Kitas in der Stadt regelmäßig einen Investitionskostenanteil, der im Fall des Falles für Reparaturen genutzt, gegebenenfalls angespart werden kann. Insgesamt aber steht fest: Sowohl Löbau als auch Zittau lagen mit ihren Elternbeiträgen 2018 unter dem Kreis- und dem Landesschnitt, heißt es aus dem Kultusministerium.