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Landkreis verbietet Skinhead-Konzert

Borthen. Die SZ sprach mit Tino Linke, einem Pächter der „Scheune“.

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Von Marco Mach

In das Thema „Skinhead-Konzerte in Borthen“ scheint Bewegung zu kommen: Nachdem die Polizei das letzte auflöste, erließ nun gestern der Landkreis Sächsische Schweiz eine Allgemeinverfügung. Diese verbietet die Durchführung solcher Konzerte bis morgen, 24 Uhr, speziell am heutigen Sonnabend.

„Es gibt Hinweise, dass an diesem Wochenende wieder ein Skinhead-Konzert in Sachsen stattfinden soll“, begründet die Polizeidirektion. Und die Borthener „Scheune“ sei als Austragungsort ein heißer Kandidat. Denn dort steigen regelmäßig und zudem die meisten sächsischen Skinhead-Konzerte; sie halten Anwohner, den Ortschaftsrat, die Polizei und den Kreis schon länger in Atem (die SZ berichtete).

Nein, in Borthen sei nichts geplant, sagte gestern Nachmittag auf SZ-Anfrage Tino Linke, der mit André Miersch die Scheune gepachtet hat. Und ebenfalls Nein, eine politische Motivierung habe er überhaupt nicht. Für ihn stehe bei der Veranstaltung solcher Konzerte einzig und allein das geschäftliche Interesse im Vordergrund.

„Ich habe mit Rechtsextremismus nichts am Hut“, behauptet Linke – 42 Jahre alt, Bodybuilder-Figur, kurze, aufgestellte Haare, oben offenes Hemd – und fühlt sich ungerecht behandelt. Schließlich veranstalte er jeden Freitag auch für polnische und tschechische Erntehelfer eine Disko. Über die auf den Skinhead-Konzerten auftretenden Bands gibt er vor, nicht mehr zu wissen, als dass sie nicht verboten seien. Zur Info: Laut Konzertbericht in einem rechten Fan-Magazin verbreiten diese dort Hass, laut dem Verfassungsschutz dienen die Konzerte zur Festigung rechter, antidemokratischer Einstellungen und als Kontaktbörse.

Darauf Linke: „Wenn wir so was nicht machen, machen es andere.“ Und weiter: Auf den Konzerten laufe alles gesittet ab, bis auf wenige Heil-Hitler-Rufe und Hitlergrüße unter Alkoholeinfluss. Linke, der gegenüber noch ein Fitnesscenter betreibt, habe die Scheune seit 1990. Seit 2000 veranstalte er Skinhead-Konzerte. Auch künftig? „Ich möchte auf das Geschäft nicht verzichten, bin aber gesprächsbereit.“