Von Wulf Stibenz
Weißwassers Selbstbewusstsein hat zu Verstimmungen geführt. In der jüngsten Ratssitzung der Großen Kreisstadt hat Finanzbürgermeister Roland Krause nicht nur den sehr soliden Haushaltsplan 2008 vorgestellt, sondern auch eine Bilanz der Stadtbeteiligungen gezogen. „Außer der ENO hat sich alles verbessert“, sagt Krause im Rückblick auf das fast vergangene Geschäftsjahr. Sein Fazit: „Die Wirtschaftsförderung muss in die eigenen Hände genommen werden – wir sollten die ENO-Anteile verkaufen.“
Immerhin drei Stadträte Weißwassers nehmen an ENO- Gesellschafterversammlungen teil. Einer von ihnen ist Matthäus Olawsky. Er hat in der Ratssitzung zur kritisierten ENO-Arbeit entgegnet, dass dort durchaus Wirtschaftsförderung für die Region passiere.
Doch die Stadtführung wirkt unzufrieden. „Wir sollten ernsthaft überlegen: Was kann die ENO für uns tun?“, fragt Oberbürgermeister Hartwig Rauh. Die ENO-Resultate, das wird im Kontext der Ratssitzung deutlich, seien zu sehr auf Bad Muskau ausgerichtet. Diesen Ball gibt Landrat Bernd Lange an Weißwasser zurück: „Die ENO arbeitet projektgebunden, würde also von Weißwasser Aufträge benötigen.“ Er räume ein, dass die ENO schwere Zeiten hinter sich habe, aber auf dem „besten Wege“ sei. Vor allem Sole-Vermarktung, touristisches Netzwerk oder Kooperationen mit Brandenburg nutze allen Kommunen in der Region.
„Weißwasser profitiert von der ENO“, so Lange. Worüber man reden könne, seien Zielstellungen. „Der Anteilsverkauf ist eine schnelle, aber nicht langfristig kluge Option.“ Die Vorwürfe durch die Stadtverwaltung kritisiere Lange. Zudem sprechen auch die Zahlen kaum für den Verkauf: Weißwasser würde 22000 Euro erhalten – müsste dafür aber Wirtschafts- und Tourismusförderung alleine übernehmen.
Wie hoch der Schaden aufgrund der Verkaufsidee ist, bleibt abzuwarten. Sven Mimus, Geschäftsführer der ENO sagt: „Durch solche öffentlichen Äußerungen komme ich in Erklärungsnöten bei potenziellen Investoren.“ Natürlich gehe es dabei um Kur-Investoren in Bad Muskau. „Aber diese Entwicklung nutzt Weißwassers Mittelstand und der Gastronomie zweifellos auch.“