Landrat will bei Rettung der Antenne helfen

Einen Aktenordner mit mehreren tausenden Unterschriften hat Sabine Neumann am Donnerstagmittag Landrat Michael Geisler (CDU) in die Hand gedrückt.
Gesammelt hatte sie diese mit einem Aufruf im Internet und auf Märkten in Wilsdruff und Freital. Ihr Ziel: Der Landrat und der Kreistag sollen den Abriss der Wilsdruffer Riesenantenne verhindern.
Geisler versprach, dass seine Verwaltung die über das Onlineportal Openpetition gesammelten Unterschriften prüfen werde und diese gegebenenfalls dem Petitionsausschuss übergeben werde. Es sei aber eher unwahrscheinlich, dass es soweit kommt, räumte er ein. Denn sowohl bei der Antenne als auch beim Grundstück, auf dem diese steht, handelt es sich nicht um Eigentum des Kreises. Beides befinde sich in Privatbesitz. Geisler räumte ein, dass das eine merkwürdige Konstellation sei.
Der Kreistag, der ebenfalls Adressat der Petition ist, könne sich frühestens im September mit der Thematik befassen, denn Ende Mai stehen Neuwahlen an, so Geisler. Dennoch versprach der Landrat, dass er den Wilsdruffern, die für den Erhalt der Antenne kämpfen, helfen wolle. „Es wird aber nicht einfach werden.“ Geisler versprach, dass er sowohl die Media Broadcast als auch den Besitzer des Grundstücks zu einem Gespräch einladen werde. „Ich bin dann der Mittelsmann“, so Geisler. An diesem Treffen sollen auch Sabine Neumann und Jürgen Juhrig vom Technikverein Sender Wilsdruff teilnehmen.
Geisler möchte in dem Gespräch ausloten, ob das Unternehmen und der Grundstücksbesitzer zu einem Verkauf bereit seien. Wenn ja, würde er gern wissen, zu welchen Konditionen. Sollte sich hier eine Chance ergeben, müsste man sich um die Finanzierung kümmern. Er hoffe, dass der Freistaat Sachsen dann weiter zu seinem Angebot steht, das er Ende 2018 unterbreitet hatte. Damals hatte der zum Innenministerium gehörige Denkmalschutz eine finanzielle Unterstützung von 250 000 Euro ins Gespräch gebracht. Diese Summe würden nach Schätzung der Denkmalschützer rund die Hälfte der anfallenden Kosten für den Erhalt der Anlage in den nächsten zehn bis 15 Jahren ausmachen. Sollte der Freistaat immer noch bereit sein, dieses Geld locker zu machen, wäre das schon mal eine Grundlage, so Geisler.
Zu klären wäre auch, wer sich künftig um die Anlage kümmern soll. Geisler glaubt, dass ein Förderverein ein Träger sein könnte. Den könnten alle die unterstützen, die die Petition unterschrieben habe. Wenn jeder der über 4 300 Unterstützer jährlich 100 Euro zahlen würde, sehe es gut aus, so Geisler. Ob die Mehrzahl der Unterstützer auch soweit gehen würden, ist eher unwahrscheinlich. Denn nach der Erhebung des Internetportals wären nur 31 Unterstützer bereit, sich finanziell an der Rettung der Antenne zu beteiligen. Detailliert hatten sich laut Portal insgesamt 1 570 der Beteiligten geäußert. 14 Prozent würden an Aktionen teilnehmen, zwei Prozent bei deren Organisation helfen. Sabine Neumann zeigte sich nach dem Treffen zufrieden. Die Zusagen vom Landrat haben ihr Mut gemacht. Denn ihr und dem Technikverein sei es bisher nicht gelungen, die Eigentümer von Turm und Grundstück an einen Tisch zu kriegen, sagt sie. Nun könne sie weiter hoffen, dass der Bleistift, wie die 153 Meter hohe Antenne liebevoll genannt wird, doch noch eine Chance hat. Mut gemacht haben ihr viele Menschen aus nah und fern. Denn die Unterstützung, die sie seit Beginn der Petition Anfang Februar erfahren hat, war riesig. 4 323 Menschen unterstützten ihr Ansinnen. Davon wohnen 2 402 im Landreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Viele Unterstützer hinterließen auch Kommentare auf der Internetplattform.
So erinnerte ein Frankfurter daran, dass der fast 65 Jahre alte Wilsdruffer Mittelwellen-Sendemast ein technisches Denkmal ist, das einmalig in Deutschland ist. Reihenweise seien bereits Großsendemasten vernichtet worden. „Hier gäbe es noch eine Chance, einen historisch bedeutsamen Standort der Mittelwelle zu erhalten“, schreibt der Hesse. Für andere wie eine Wilsdrufferin ist der Funkturm zu einem „Heiligtum“ und einem Wahrzeichen ihrer Stadt geworden. Fast jeder Wilsdruffer, der sich auf der A 4 seiner Heimatstadt nähert, bekomme ein Lächeln, wenn er sie sehe. Er wisse, dass er wieder zuhause sei.