Von Christian Suhrbier
Zeit für einen Generationenwechsel bei Landskron. Nach 15 Jahren werden die Bierkästen ausgetauscht. Die ersten Flaschen Export und Winterhopfen sind schon in den neuen Kästen. In den nächsten Tagen folgen Weizen und Pilsner. In den Handel kommen die neuen Verpackungen ab nächster Woche.
Zwar zahlt der Kunde nur 1,50 Euro Pfand pro Kasten, der Hersteller verlangt dafür allerdings mehr als vier Euro. Bei einer Bestellmenge von 250000 Stück investiert Landskron über eine Million Euro. „Die Zeit ist einfach reif“, sagt Geschäftsführer Axel Hahn. Das Material und das Design hätten ihre beste Zeit längst hinter sich. Außerdem werde der Kunststoff im Laufe der Jahre spröde, sodass ohnehin immer mehr Kästen aussortiert werden müssten.
Konkurrenz hat vorgelegt
Die Konkurrenz hat schon vorgelegt. Radeberger, Wernesgrüner und Sternquell haben in diesem Jahr ihre Kästen getauscht, Hasseröder und Feldschlösschen bereits im Vorjahr.
Hergestellt werden die Kästen bei der Firma Oberland M & V in Bad Wurzach/Oberschwaben, die unter anderem auch für Holsten, Erdinger und Clausthaler produziert. Die Griffe der neuen Kästen sind an allen Seiten so gestaltet, dass der Kunde besser anpacken kann. Um besser erkennen zu können, welche der elf Biersorten drin steckt, sind die Seitenflächen jetzt offen.
Die alten Kästen werden ab Ende Dezember auf dem Brauereihof geschreddert. Das zerkleinerte Material kommt wieder in den Produktionskreislauf.
Im Herbst nächsten Jahres sollen dann auch die Flaschen mit frischen Etiketten aufgepeppt werden. Neue Flaschen sind indes nicht geplant. „In den vergangenen Jahren haben so viele andere Brauereien auf die Langhalsflaschen umgestellt, dass wir mit unseren herkömmlichen Flaschen schon fast wieder innovativ sind“, sagt Landskron-Marketingmanager Andreas Ehrlichmann.
In der Lausitz verwurzelt
Mit den neuen Kästen will die Görlitzer Brauerei vor allem junge Kunden ködern. „Die Jugend ist heute nicht mehr so bierverliebt wie noch vor zwei, drei Jahrzehnten“, sagt Hahn. Heute, wo viele zu Modegetränken wie Alcopops greifen, müsse man sich mehr anstrengen, um jungen Leuten das Bier schmackhaft zu machen. Hier lockt Lands-kron mit Biermixgetränken wie Diesel und Radler.
Allerdings will Landskron auch mit dem neuen Kasten seinem Image als traditionelle, bodenständige Brauerei treu bleiben. „Unsere Marke ist ganz klar in der Lausitz verwurzelt und das sollen die Leute auch merken“, sagt Hahn. Besonderen Wert legt er auch auf die handwerkliche Tradition seines Unternehmens. „Wir verwenden verstärkt das Wort Braumanufaktur, dass den handwerkliche Aspekt unserer Arbeit unterstreichen soll“, erläutert Hahn. Nur so könne sich Deutschlands östlichste Brauerei von den industriell gefertigten „Fernsehbieren“ und den Billigprodukten absetzen.
Pro Jahr verkauft Landskron etwa 170000 Hektoliter Bier und Biermixgetränke. Die Angebotspalette umfasst mittlerweile elf Sorten. Der Umsatz im vergangenen Jahr habe bei zirka elf Millionen Euro gelegen, sagt Geschäftsführer Hahn. „Für das laufende Jahr hatten wir uns eine deutliche Steigerung vorgenommen.“ Nach dem schlechten Sommerwetter und dem steigenden Rohstoffpreisen müsse man jetzt jedoch zufrieden sein, das Vorjahresergebnis wieder erreicht zu haben. „Das haben in diesem Jahr nicht viele Wettbewerber geschafft“, sagt Hahn.
Der Firmenchef schätzt die Marktbedingungen als schwierig ein. „Der viel gepriesene Aufschwung geht an der Nahrungs- und Genussmittelbranche weitgehend vorbei. Da profitiert vor allem die Exportwirtschaft“, schätzt Hahn ein. Gerade in Ostsachsen und Südbrandenburg, wo die Landskron-Brauerei 85 Prozent ihrer Biere verkauft, bleibe die Lage wegen hoher Arbeitslosigkeit und geringer Kaufkraft schwierig.
Preiserhöhung unvermeidbar
Auch wenn es den Kunden kaum schmecken dürfte, komme das Unternehmen um eine Preiserhöhung im Frühjahr nicht herum. „Der Preis für Malz hat sich in den vergangenen drei Jahren verdoppelt, der für Hopfen sogar verdreifacht“, erklärt Hahn. Auch die Strom- und Transportkosten seien gestiegen. Dies müsse man nun auch an die Verbraucher weitergeben.
Seit Juni vergangenen Jahres gehört die Landskron-Brauerei dem Unternehmer Rolf Lohbeck. Dieser hatte sie aus dem weltweit tätigen Carlsberg-Konzern herausgekauft. Lohbeck, der zuvor schon seine Heimatbrauerei im hessischen Schwelm vor der Schließung durch die Veltins-Brauerei rettete, betreibt außerdem einige Seniorenresidenzen, Burghotels und Anzeigenblätter.
Neuer Eigentümer motiviert
Axel Hahn beschreibt die Zusammenarbeit mit dem neuen Eigentümer als sehr angenehm. Lohbeck stecke viel Herzblut in die Brauerei. „Wir treffen uns im Zwei-Monats-Rhythmus zur Feinabstimmung.“ Im Prinzip könne die Görlitzer Geschäftsführung aber sehr selbstständig arbeiten. Bei den 80 Mitarbeitern hat Hahn nach der Übernahme durch den neuen Eigentümer einen Motivationsschub festgestellt. „Ob durch die Einführung neuer Produkte, die Gründung des Brauereimuseums und des Landskron-Fanclubs oder jetzt die neuen Kästen – unsere Leute merken, dass der Besitzer hinter der Marke steht“, sagt Hahn. „Wir wollen alle gemeinsam vorwärtskommen.“