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Landwirte brauchen Geld für Jagdschloss

Schlafen und Feiern am Tharandter Wald: Damit wirbt die Pension Jagdschloss Herzogswalde. Seit mehr als fünf Jahren bewirtschaften Christiane und Reinhard Henschel das Gebäude der Herzogswalder Agrar...

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Von Stephan Klingbeil

Schlafen und Feiern am Tharandter Wald: Damit wirbt die Pension Jagdschloss Herzogswalde. Seit mehr als fünf Jahren bewirtschaften Christiane und Reinhard Henschel das Gebäude der Herzogswalder Agrar GmbH. Gut möglich, dass in der 2008 erneuerten Küche künftig noch mehr Mahlzeiten als sonst zubereitet, weil Platz für insgesamt 29 Gästebetten geschaffen wird.

Denn die Schlossbesitzer wollen stärker vom Landtourismus profitieren. Dazu soll vor allem der Südflügel des Schlosses saniert werden.

Dort, wo sich bis Ende der 1980er Jahre die Küche des ehemaligen Herzogswalder Altersheims befand, soll zusätzlicher Raum für Gäste geschaffen werden. Darüber hinaus ist vorgesehen, den Großen Saal herzurichten. „Vielleicht können dann auch bis zu drei Trauungen an einem Tag bei uns stattfinden“, hofft Reinhard Henschel. Gespräche mit der Stadt gebe es bereits dazu. Und Heiratswillige, die in Herzogswalde Ja sagen wollen, hätten ebenfalls schon angefragt.

Brandschutzfragen diskutiert

Um das schmucke, aber teilweise baufällige Denkmal zu sanieren, hat die Agrar Gmbh einen Antrag auf Fördermittel aus dem EU-Programm für ländliche Entwicklung Ile gestellt. „Wir hoffen auf eine 40-prozentige Förderung“, sagt Heinz Hubrig von der Herzogswalder Agrargenossenschaft.

Ein entsprechender Bauantrag wurde im August eingereicht, der Technische Ausschuss von Wilsdruff gab im September grünes Licht. Nun warten die Henschels, und die Landwirte der Agrargenossenschaft auf einen Förderbescheid vom Landratsamt. Die Stadt Wilsdruff kann dem Bauamt zufolge dahin gehend nichts entscheiden, da es sich um einen privaten Antrag handelt. Die Stadt könne lediglich ihre Unterstützung kundtun.

Wenn saniert wird, dann auch nur denkmalschutzgerecht, erklärt Christiane Henschel. Das ist teuer und aufwendig. Die Vorstellungen des Denkmalschutzes sind nicht ohne, unterstreicht Hubrig. Gerade was die Vereinbarkeit von Denkmalpflege und Brandschutzfragen angeht, gebe es noch einigen Nachholbedarf in der Zusammenarbeit.

„Wir haben dahin gehend viel mit der Feuerwehr diskutiert“, sagt Hubrig. So müsste man etwa größere Fenster einbauen oder die Sandsteingewände mit den Eichentüren brandschutzgerecht umgestalten. Und dass, obwohl „…in 250 Jahren nichts abgefackelt ist“, so Hubrig.

Das Schloss, das im 19. Jahrhundert auf dem Gelände eines 1758 gebauten Bauernhofs errichtet worden war, wurde 1819 von der Familie von Schönberg gekauft, die einst in ganz Sachsen Burgen und Schlösser besaß. Zu DDR-Zeiten war dort ein Altersheim untergebracht, das Ende der 1980er Jahre dicht gemacht wurde. Ziegel fielen und Balken drohten einzustürzen.

Fass ohne Boden

Hubrig und andere Herzogswalder Landwirte nahmen sich des Gebäudes an, kauften es nach der Wende von der Treuhand und begannen mit der Sanierung des Daches. „Niemand anderes hat sich den Erhalt des Schlosses auf die Fahnen geschrieben“, sagt Hubrig. Ihm liegt das Schloss genauso am Herzen wie anderen aus der Agrargenossenschaft. „Deshalb versuchen wir, es Stück für Stück zu erhalten.“

Was übrig bleibt vom Ertrag aus der Landwirtschaft, würde in das Schloss gesteckt. „Allerdings ist es ein Fass ohne Boden“, klagt Hubrig. Zum einen fielen immer wieder neue Bauarbeiten an, zum anderen müsse immer wieder Geld investiert werden. Daher hofft er, dass nun in größerem Umfang saniert werden kann. Das gehe nur mit der Ile-Förderung. „Falls nicht gefördert wird, ziehen sich die Arbeiten hin“, sagt Hubrig, „So wie schon in den vergangenen 20 Jahren.“