Von Kathrin Krüger-Mlaouhia
Ich wusste schon als Kind, dass ich auch mal auf dem Feld und im Stall arbeiten will“, sagt der 19-jährige Franz Lehmann aus Nauleis. Für seinen Großvater, Wiedereinrichter Joachim Lehmann, eine gute Perspektive. Er kann sich ziemlich sicher sein, dass der Junior später mal die landwirtschaftliche GbR übernehmen will. Doch dafür muss er noch die Fachoberschule und ein Studium absolvieren. Jetzt treten erstmal die Söhne Michael (40) und Matthias (45) in die Fußstapfen des Seniors. Seit nunmehr 13 Jahren wirtschaften die drei Landwirte gemeinsam, haben es auf jetzt 245 Hektar Ackerfläche und 100 Milchkühe mit 80 Nachzucht-Tieren gebracht.
Senior kann beruhigt aufhören
Joachim Lehmann kann sich allmählich in den Ruhestand verabschieden und die Jüngeren machen lassen. Michael und Matthias haben auch beide Landwirtschaft studiert und ihrerseits bei der nächsten Generation dafür gesorgt, dass auch da das Interesse an der Technik und die Liebe zur Natur den Berufswunsch bestimmte. „Ich hab Franz schon zeitig mit auf den Traktor genommen, habe ihn später mal ein Feld allein bearbeiten lassen“, erzählt Matthias Lehmann. Jetzt müsse sich Franz auch das theoretische Rüstzeug aneignen.
Das Glück, landwirtschaftlichen Nachwuchs in der eigenen Familie zu haben, kennen in der Großenhainer Pflege die meisten Wiedereinrichter. „Es gibt kaum Probleme mit Hofnachfolgern“, weiß Kerstin Schmidt vom Staatlichen Landwirtschaftsamt Großenhain. Obwohl 75 Prozent der Landwirte älter als 55 Jahre sind. Die Förderung, dass ein Bauer in dem Alter in Vorruhestand gehen kann, wenn er seinen Hof an einen Fremden abgibt, werde kaum genutzt. Stattdessen besuchen junge Leute aus Landwirtsfamilien gezielt die Weiterbildung zum Wirtschafter in der Großenhainer Fachschule. Auch derzeit läuft ein dreisemestriger Kurs mit Teilnehmern von Anfang 20 bis zu Mitte 40-Jährigen. Diese Ausbildung hat es allerdings in sich. Kaum ein anderer Berufsstand habe sich mit einer solchen Menge an Regelungen und Vorgaben auszukennen wie die Landwirte, ist Hella Galliens Auffassung. Die Referentin will ihre Schützlinge dazu befähigen, trotz Agrarreform und ständig neuer Rechtsvorschriften einen Betrieb kaufmännisch erfolgreich zu führen. „Die Teilnehmer sind meist hoch motiviert, die breit gefächerten Anforderungen zu beherrschen“, so Gallien. Die Hälfte der Anwärter käme aus Familienbetrieben, viele würden sich der Fortbildung unterziehen, weil sie eine konkrete Perspektive hätten. Zum Beispiel, den väterlichen Hof zu übernehmen.
Quereinsteiger als Nachfolger
Das wird Peter Heppner aus Wildenhain sicher auch tun. Er gehört zu den jetzigen 15 Teilnehmern der Wirtschafterausbildung und wird nach hoffentlich bestandener Prüfung im April sein Fachschulzeugnis in der Hand halten. Jetzt führt erstmal seine Mutter Petra den elterlichen Agrarbetrieb mit Direktvermarktung in Wildenhain, hat ihn selbst als studierte Agraringenieurin erst 2003 übernommen. 100 Rinder, Mutterkühe und Jungbullen stehen in Heppners Ställen.
Als Quereinsteiger aus anderen Berufen ließen sich Birgit Ziegler und ihr Mann aus Priestewitz am Großenhainer Landwirtschaftsamt schulen. Zu Jahresbeginn übernahmen sie den Gartenbaubetrieb Manfred Quellmelz in Medessen.
Schon im Vorjahr stieg Torsten Gorisch aus Glaubitz in die Birkenhof GbR ein, weil sein Vater das Rentenalter erreicht hatte. Mit einem weiteren Gesellschafter bewirtschaftet der junge Mann knapp 300 Hektar Land und hält 55 Schweine. „Ich würde jederzeit wieder in den väterlichen Betrieb gehen, denn unsere Vorgänger haben schon gut investiert. Unsere Technik ist sehr modern“, sagt Agrotechniker Gorisch. Ab Herbst will auch er noch mal die Schulbank im Landwirtschaftsamt drücken.