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Langer Samstag fällt nicht ins Wasser

Über 20 Großenhainer Händler öffneten ausnahmsweise bis 18 Uhr. Ein Test, der trotz Regens Mut macht.

Von Thomas Riemer
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Viele Kunden kamen am Samstag ins "Selectorz" auf dem Frauenmarkt, um bei verlängerten Öffnungszeiten einen gewissen "Nachholbedarf" zu stillen.
Viele Kunden kamen am Samstag ins "Selectorz" auf dem Frauenmarkt, um bei verlängerten Öffnungszeiten einen gewissen "Nachholbedarf" zu stillen. © Foto: Thomas Riemer

Großenhain. Kassen klingeln heutzutage kaum noch. Das Geräusch, wenn nach einem bargeldlosen Kauf die Zahlungsbestätigung kommt, elektrisiert Händler wie auch Kunden trotzdem. Noch dazu an einem Sonnabendnachmittag in Großenhain. Jan Dingfelder, Inhaber von "Selectorz", dem peppigen Szene-Laden auf dem Frauenmarkt, freut sich. "Wir haben ständig Kunden im Haus, die verlängerte Öffnungszeit lockt so Manchen in die Geschäfte", sagt er. Kein Wunder. Denn die Durststrecke mit verordneter Schließung wegen Corona war lang. "Viele haben gesagt: Wir haben fünf Wochen gespart, da können wir jetzt bissel mehr ausgeben", hat Jan Dingfelder ausgemacht. 

Anregung kam vom Citymanager

Der Sonnabend mit der längeren Öffnungszeit war in mehrfacher Hinsicht ein "Testballon". Mehr als 20 Händler und Gewerbetreibende beteiligten sich in der Röderstadt. Angeregt von Citymanager Alexander Ehrke, der sich von dem Pilotprojekt erhoffte, dass sich die Menschen wieder einmal für einen echten Bummel durch die Stadt entscheiden, möglicherweise auch zahlreiche Bewohner aus kleineren Ortsteilen nach Großenhain kommen, um regional einzukaufen und damit Handel und Gewerbe zu stärken. "Die Innenstadt ist doch der Puls der Zeit. Und der klassische Einzelhandel soll damit wieder Aufwind bekommen", so das Credo Alexander Ehrkes. 

Dass es zur besten Einkaufszeit am frühen Nachmittag wie aus Kannen regnet, macht dem Bummeln in gewisser Weise natürlich einen Strich durch die Rechnung. Doch in den Läden selbst sind dennoch zahlreiche potenzielle Käufer zu finden. Auf Abstand natürlich, mit Mund-Nasen-Schutz - so wie es nun einmal zurzeit vorgegeben ist. "Man muss ja mal raus", begründen Maja und Volker (Namen geändert) ihren Spaziergang ins Zentrum. Eher aus Neugier seien sie gekommen, weniger zum Shoppen. "Geld haben wir aber nun doch ausgegeben", sagt Maja schmunzelnd, als das Paar aus einem der Läden herauskommt. 

Alternative zu tristen Nachrichten

Einen Straßenzug weiter, auf der Naundorfer Straße, hat auch Heike Claus mit "Dein Ambiente" die Nachmittagsöffnung genutzt. Sicher sei kein Riesenandrang gewesen, sagt sie. "Aber langweilig war es auch nicht." Dass Dekorationsartikel gefragt sind, hat die junge Geschäftsinhaberin seit der Wiedereröffnung stetig gemerkt. Und so ein "langer Samstag" sei eine gute Gelegenheit, dass Familien gemeinsam schauen. 

"Solange es keine Normalität gibt, sollten wir als Händler alles tun, um den Kunden eine Alternative zu den ansonsten so tristen Nachrichten bieten", sagt Ronny Rühle. Er hat am Sonnabend gleich zwei Modegeschäfte länger aufgemacht. "Wir waren mit dem langen Samstag sehr zufrieden", sagt er. Man habe gespürt, dass es nach fünf Wochen Schließung "einen gewissen Nachholbedarf" gibt.  Insofern sei der Tag etwas Besonderes, solange andere Veranstaltungen ausfallen müssten bzw. auf der Kippe stehen. "Sollte sich irgendwann Normalität einstellen, dann sehe ich regelmäßig wiederkehrende Highlights wie Bauernmarkt, Einkaufsnacht etc. als die bessere Wahl an", so Ronny Rühle.

"Das schweißt die Stadt zusammen"

Gut möglich, dass unter den Großenhainer Händlern dazu in nächster Zeit eine Debatte ins Laufen kommt. Heike Claus könnte sich beispielsweise durchaus vorstellen, immer am ersten Samstag eines Monats länger zu öffnen. "Das schweißt doch die Stadt zusammen", so ihr Credo. Auch Jan Dingfelder wäre nicht abgeneigt. 

Maja und Volker ziehen ihre Mund-Nasen-Schützer herunter, schnappen nach frischer Luft. "Wenn man jetzt noch eine Bratwurst essen könnte...", seufzt Volker. Darauf müssen Händler und Kunden diesmal wegen der Einschränkungen für die Gastronomie verzichten. Vielleicht klappt es ja beim nächsten "langen Samstag" in Großenhain.  So es ihn gibt.

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