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Lauensteiner Orgel brennt ab

Elisabeth Ritschel vom Kirchenvorstand Lauenstein hält mit Mühe die Tränen zurück. Die Kirchgemeinde hatte das Gotteshaus mit den europaweit einzigartigen Sandsteinskulpturen und der ersten Jehmlich-Orgel in Sachsen in den letzten Jahren völlig restauriert.

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Von Franz Herz

Elisabeth Ritschel vom Kirchenvorstand Lauenstein hält mit Mühe die Tränen zurück. Die Kirchgemeinde hatte das Gotteshaus mit den europaweit einzigartigen Sandsteinskulpturen und der ersten Jehmlich-Orgel in Sachsen in den letzten Jahren völlig restauriert. In der Nacht zu gestern wurden die Orgel ein Raub der Flammen und die Kunstschätze der Kirche von Hitze und Ruß beschädigt. „Ich kann nicht fassen, was passiert ist“, sagt Frau Ritschel. Gestern früh kurz nach halb drei Uhr roch ihre Tochter den Rauch und weckte die Eltern. „Wir dachten im ersten Moment, er käme aus unserem Haus. Dann sahen wir den Qualm aus dem Kirchturm aufsteigen. Mein Mann rief gleich die 112 an“, berichtet sie.

Die Feuerwehren aus Lauenstein, Geising und Bärenstein kamen sofort. Die Wehrmänner mussten erst eine Türe aufsägen, weil die Alarmsicherung die Kirche noch blockierte. Nun standen sie in der völlig verqualmten Kirche, und niemand konnte etwas erkennen. Erste Vermutungen gingen von einem Brand im Kirchturm aus. Mit Atemschutzgeräten wagten sich mutige Wehrmänner hinein, um den Brandherd überhaupt erst zu suchen. „Sie standen dann vor der Orgel und spürten die Hitze, aber konnten nichts sehen“, sagt Uwe Richter, der stellvertretende Lauensteiner Wehrleiter. Sie schafften dann ein Gebläse herbei. Es gab aber Bedenken: Frischluft hätte das Feuer erst richtig anfachen können. Schließlich wurde es doch angestellt und drückte den Qualm weg. So erkannten die Wehrmänner den Brandherd auf der Orgelempore und starteten die Löscharbeiten.

Die Feuerwehr aus Altenberg wurde alarmiert, weil weitere Sauerstoffflaschen benötigt wurden. Rund 80 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Die Dippoldiswalder Wehr rückte ebenfalls aus, damit die große Leiter bereit steht, falls sich das Feuer durchs Dach frisst. Aber soweit kam es nicht.

Der Brand blieb auf die Orgel und Empore beschränkt. Die Orgel ist zerstört, ihre Pfeifen sind geschmolzen, die Holzteile verbrannt. Ob die Statik der Empore gelitten hat, müssen Fachleute untersuchen. Eine erste Schätzung geht von zwei Millionen Euro Schaden aus. Über der Orgel ist ein Steingewölbe, sonst hätte das Feuer wahrscheinlich den Turm erfasst.

Der Schaden geht weit darüber hinaus. Neben der materiellen Zerstörung wiegt vor allem der ideelle Verlust schwer. Die Kirchgemeinde Lauenstein hatte mit viel Energie und Hilfe von Spendern die Kirche saniert. Die Restaurierung der Orgel war gerade als letzter Schritt abgeschlossen worden. Allein diese kostete rund 150 000 Euro.

Noch kann gar niemand abschätzen, wie die Sandsteinskulpturen am Altar und in der Bünau-Kapelle gelitten haben. Sie sind mit Ruß bedeckt. Frisst sich der hinein? Wie viel Aufwand wird nötig, um ihn wieder abzuwaschen? Diese Fragen konnte gestern noch niemand beantworten. Auch die Deckengemälde im Altarraum liegen jetzt unter einer grauen Schicht.

Fachleute der Kriminalpolizei begannen gestern mit ihren Untersuchungen. Brandstiftung und Fahrlässigkeit schlossen sie relativ schnell als Ursachen aus und konzentrierten ihre Arbeit auf die Elektrik. Ergebnisse sind aber erst in einigen Tagen zu erwarten. Superintendent Wolf Dähne beriet mit Pfarrer Freimut Lüdeking, wie weiter verfahren wird. Zunächst werden Spezialisten der Landeskirche und der Versicherungen einbezogen, um den Schaden zu beurteilen.