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Lautstarke Helfer sollen Altstadtfest retten

Das Altstadtfest hat ein Problem: Tilo ist weg. Der stimmgewaltige Görlitzer stand Jahr für Jahr auf dem hohen Podest in der Brüderstraße und forderte lautstark von den Passanten Wegezoll ein. Dabei war er stets so überzeugend, dass die Kassen klingelten.

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Von Ingo Kramer

Das Altstadtfest hat ein Problem: Tilo ist weg. Der stimmgewaltige Görlitzer stand Jahr für Jahr auf dem hohen Podest in der Brüderstraße und forderte lautstark von den Passanten Wegezoll ein. Dabei war er stets so überzeugend, dass die Kassen klingelten. Das mussten sie auch: Seit dem Jahr 2002 helfen die Anstecker, die Tilo und seine Helfer verkaufen, das Fest mitzufinanzieren. Eintritt darf nämlich für das Volksfest, das diesmal vom 27. bis 29. August stattfindet, nicht verlangt werden.

„Tilo wohnt aber schon länger nicht mehr in Görlitz und seit vorigem Jahr steht er uns auch für das Altstadtfest nicht mehr zur Verfügung“, bedauert Gerd Weise vom Kulturservice, der das größte Görlitzer Volksfest auch in diesem Jahr wieder organisiert. Dass Tilo nicht da war, merkten die Organisatoren im vorigen Jahr dramatisch: Von 100000 Besuchern kauften nur 14000 einen Pin. So hatte das Altstadtfest am Ende ein fünfstelliges Minus: Ausgaben von 231000 Euro standen Einnahmen von 194000 Euro gegenüber. Das macht also 37000 Euro Verlust. „Die Bilanz wäre noch schlechter, wenn der Kulturservice keine eigenen Bierstände betrieben hätte“, sagte damals Kulturservice-Geschäftsführer Michael Wieler. Die brachten voriges Jahr 33000 Euro ein.

Für die Bierstände aber hagelte es viel Kritik von den Gastronomen, die ihre eigenen Einnahmen gefährdet sahen. Also entschied sich der Kulturservice schweren Herzens, in diesem Jahr keinen eigenen Bierstand mehr zu betreiben. Tilo aber kommt auch nicht zurück und so hat der Veranstalter Sorgen, dass diesmal das Minus noch größer wird.

Jetzt sieht er sich auch noch durch den schleppenden Pin-Vorverkauf bestätigt: Von 20000 Stück sind erst 1000 bis 2000 verkauft. Damit ist Michael Wieler nicht gerade zufrieden. „Viele Leute haben im Moment andere Sorgen“, weiß er. Trotzdem wäre es wünschenswert, vor dem Fest 5000 bis 6000 Pins verkauft zu haben. Sie kosten wie im Vorjahr fünf Euro.

Bürger animieren Bürger

In der Not sucht der Kulturservice nun nach neuen Wegen, doch noch viele Anstecker abzusetzen. Die aktuelle Idee nennt sich „Bürger animieren Bürger“. Im Klartext heißt das, dass jeder Görlitzer, der eine kräftige Stimme sowie Zeit und Mut mitbringt, versuchen soll, Tilo zu ersetzen. Damit will der Kulturservice die Görlitzer einbinden, sich für ihr Fest zu engagieren. „Für die Aktion konnten wir den bekannten Görlitzer Auktionator Frank-Uwe Hanetzky gewinnen“, sagt Benedikt Hummel vom Kulturservice.

Hanetzky soll beim Altstadtfest auf das Podest klettern und Zollmeister spielen – allerdings nicht die ganze Zeit über. Stattdessen werden Zöllner gesucht, die den Zollmeister unterstützen. Neben dem traditionellen Podest in der Brüderstraße, auf dem Tilo stets zu finden war, soll es diesmal an der Weberstraße noch einen zweiten Standort für die Zöllner geben. Zusätzlich werden wie in den Vorjahren auch an allen anderen Zugängen zum historischen Festgebiet Helfer um Wegezoll bitten – allerdings weniger lautstark.

Ob er nur mal für 30 Minuten oder für mehrere Stunden oder gleich einen ganzen Tag mitmachen will, kann jeder Interessent selbst entscheiden. „Jeder Zöllner erhält von uns zum Dank eine kleine Überraschung“, sagt Benedikt Hummel. Wie die aussehen wird, will er aber nicht vorher verraten.

Wer mitmachen will, melde sich bei Frau Wiegand vom Kulturservice: Tel. 03581/470530, E-Mail [email protected]