Von Antje Becker
Schon Mitte Januar soll ein weiteres Schriftstück über die Verhältnisse im einstigen Gefangenenlager Zeithain informieren. Bis dahin nämlich will die Geschichtsstudentin Heide Schrade ihre Examensarbeit beendet haben. Momentan recherchiert sie deshalb in Archiven, zum Beispiel in Zeithain, Dresden und Berlin, und ist außerdem auf der Suche nach Zeitzeugen. Die Abschlussarbeit der angehenden Lehrerin soll sich dabei auf die Zeit zwischen Weimarer Republik und Zweiten Weltkrieg konzentrieren.
Briefe von Rudolf Heinze
Die Idee für die Arbeit kam dabei eigentlich von Heide Schrades Schwester: „Sie ist auf der Recherche für ihre eigene Magisterarbeit auf Briefe von einem Rudolf Heinze gestoßen“, erklärt die Studentin aus dem Niederlausitzer Dorf Wormlage. Und eben jener schildert darin vom Leben im sogenannten Alten Lager Zeithain, von den Russlanddeutschen oder den Vertrieben aus Polen.
„Interessant ist, dass es schon nach dem Ersten Weltkrieg einen Flüchtlingsstrom von Osten her gab“, erklärt Heide Schrade, „wie es den Leuten dann aber hier in Deutschland erging, darüber weiß heute kaum jemand etwas.“
Da über die zivile Besiedlung des Lagers zwischen den Weltkriegen jedoch auch kaum Details in den Archiven zu finden sind, ist die Leipziger Studentin nun vor allem auf Zeitzeugen angewiesen. „Ich bin für jede Information, Briefe oder Fotos sehr dankbar“, so die junge Frau, die deshalb sogar schon einen Aufruf in der Gemeinde startete. „Es haben sich auch schon einige Leute bei mir gemeldet“, freut sich Heide Schrade. So hätte zum Beispiel ein Zeithainer von einer Ausstellung berichtet, die es wohl noch zu Sowjetarmee-Zeiten im Lager gab. Jedoch hätten Telefonate mit der Bundeswehr bisher keine neuen Erkenntnisse zutage gebracht.
Heimatforscher ist große Hilfe
Eine ganz besondere Unterstützung erhält die Studentin dagegen vom Zeithainer Ehrenbürger und Heimatforscher Karl Schöche. Mit seinen 84 Jahren Lebenserfahrung und seinem riesigen Engagement für die Aufarbeitung der Geschichte des eigenen Geburtsortes weiß er am besten über bereits vorhandene Veröffentlichungen, zum Beispiel seine eigenen Bücher, oder eventuelle Ansprechpartner Bescheid. Allerdings wünscht er sich nun eine Veröffentlichung der Examensarbeit, damit – getreu seinem Motto – allen Zeithainern ihre Geschichte zugänglich ist.