Von Kerstin Fiedler
Montag und Dienstag ist es ruhig in der Wohnung von Annett Hertweck. „An diesen beiden Tagen sind unsere Kinder bei meinen Eltern in Görlitz, da kann ich von früh bis spät konzentriert arbeiten und frühstücke mit den Kollegen in Neudorf“, sagt sie. Die anderen Tage sind Anne und Hannes zu Hause bei ihr. Da wird auch ordentlich gefrühstückt. Die Quittenmarmelade und die Hühnereier kommen von den Schwiegereltern aus Schwäbisch Hall.
Von dort kommt auch ihr Mann Klaus. „Wir haben uns auf einem Konzert in Singwitz kennen gelernt“, erzählt Annett Hertweck. Er schrieb in der Naturschutzstation Neschwitz seine Diplomarbeit über Otter. Die Chefin der Station, Ina Bartsch, nahm ihn mit zu dem Konzert in Singwitz. Das war 1999. „Na ja, da ist er halt hier hängen geblieben“, schmunzelt die lebensfrohe Frau. Weiß aber auch, dass nicht jeder versteht, wenn jemand, der aus dem Westen kam und in den Osten ging nun wieder im Westen arbeitet. Hatte Ehemann Klaus Hertweck vorher Arbeit im Naturkundemuseum in Görlitz, arbeitete er die letzten Jahre als Ich-AG. Seit knapp drei Wochen hat er eine Stelle im Regierungspräsidium Tübingen. Nun pendelt er, bringt Sonntagabend die Kinder nach Görlitz zu Oma und Opa. Annett Hertweck arbeitet viel von zu Hause aus. „Das geht nur, weil ich mit Peter Heyne einen sehr verständnisvollen Chef habe“, sagt sie. Heyne leitet die Verwaltung des Biosphärenreservats. Der Kontakt und das Vertrauen ist wichtig, sagt die Geschäftsführerin. Sie möchte allerdings lieber Projektleiterin genannt werden. „Das klingt nicht so nach Verantwortung. Obwohl – die hab ich ja doch, egal mit welchem Namen“, überlegt Annett Hertweck und schmunzelt.
Naturverbunden war die 32-Jährige schon immer. In Görlitz arbeitete sie als Schülerin der Schule mit erweitertem Fremdsprachenunterricht – „die hieß im Umgangston nur Russen-Schule, wegen des Russisch-Unterrichts“ – in der Naturschutzgruppe im Tierpark mit. Ein Vorpraktikum absolvierte sie im Schloss Niederspree. Dann begann sie 1993 ein Studium der Landespflege. Das beendete sie als Diplomingenieurin. Ein Praxissemester brachte Annett Hertweck ins Biosphärenreservat. Dort gefiel es ihr. Nach dem Studium hatte sie dann einen Werkvertrag mit der Verwaltung abgeschlossen, bearbeitete also Projekte für das Biosphärenreservat. „Da habe ich auch den ersten Naturmarkt mitorganisiert“, erinnert sie sich.
Verlässt sich auf „ihre“ Leute
Außerdem bekam sie Kontakt zum Förderverein. Der entschied sich 1999, eine Stelle für den Geschäftsführer zu schaffen. Seitdem lassen die Projekte Annett Hertweck nicht mehr los. „Das geht aber nicht allein. Ich muss mich auf meine Leute verlassen können“, sagt sie. Egal ob es die Schäfer oder Landschaftspfleger, die Mitarbeiter der Umweltbildung oder die zeitweilig dort engagierten wie Zivis oder FÖJler sind. 1999 zog die damals 24-Jährige dann aus ihrer Wohnung in Kleinsaubernitz nach Kreba in ein Zimmer um.
Als Töchterchen Anne geboren wurde, suchte die Familie dann eine größere Wohnung. „Meine Mutti hatte eine Anzeige gesehen, wo die Wohnung in Klitten bei Niesky drinstand. Eine herrliche Lage“, schwärmt Annett Hertweck. Mit Wäscheplatz und Garten für die Kinder zum Toben. Die beiden sind allerdings auch öfter mit ihrer Mutti unterwegs, wenn sie tagsüber zu einigen Terminen fährt. „Sie sind das ja von Anfang an gewöhnt. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass ich meine Kinder ja nicht habe, um sie von anderen betreuen zu lassen. Bis jetzt klappt das auch ganz gut“, sagt sie. Auch wenn sie weiß, dass ihr dafür nicht überall Verständnis entgegengebracht wird.