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„Leda mit Pelikan“ und mehr bei Planeta

Ausstellung. Eine neue Schau der Radebeuler Künstlerin Gabriele Reinemer ist bei KBA Planeta bis April zu sehen.

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Von Wolfgang Zimmermann

Dass eine Frau einen männlichen Torso zeichnet, so wie ihn Gabriele Reinemer in dieser Ausstellung zeigt, wäre vor wenigen hundert Jahren nicht möglich gewesen. Und eine Abwandlung des „Leda und der Schwan“-Themas zu „Leda mit Pelikan” wäre damals sicher einem Sakrileg gleichgekommen und hätte möglicherweise den Scheiterhaufen der Inquisition nach sich gezogen. Doch die Radebeuler Bildhauerin Gabriele Reinemer braucht solche Ressentiments nicht zu fürchten. Seit dem 20. Januar ist im Bürogebäude 208 der KBA Planeta eine umfangreiche Ausstellung von ihr zu besichtigen, in der sie mit Genuss jede Menge Tabubrüche begeht.

Die 1948 geborene Dresdnerin lebt und arbeitet seit 1985 in Radebeul und hat sich vom Zeitpunkt ihres Eintreffens in der Kunst an unbeirrbar ihren Weg gesucht. Sie begann im Theater, studierte Maskenbildnerei und ging schließlich an die Hochschule nach Berlin Weißensee, um ihr Diplom als Bildhauerin zu erwerben.Von 1982 an ging Gabriele Reinemer konsequent den Weg des Bildhauerischen. Überließ dabei das Monumentale, Grobe und Kantige ihren männlichen Kollegen und machte sich daran, die eigene unverwechselbare Sprache zu suchen. Nicht erst diese Ausstellung zeigt, dass sie die längst gefunden hat. Sie beweist einen gehörigen Schuss Ironie, wenn sie in dem durch seinen aufgerichteten Federkragen und seinen kräftigen gebogenen Schnabel so stattlich wirkenden Wiedehopf das männliche Ego karikiert.

Reisen nach Marokko und Ägypten in den letzten Jahren haben den Beobachtungssinn von Gabriele Reinemer für neue und ganz andere Dinge geschärft. Überwältigt von der Vielfalt der Kultur, dem Reichtum der Landschaft und den Eigentümlichkeiten der Menschen kehrte sie zurück und formte die im Kopf wohnenden Bilder in ihre Kunst hinein. Entstanden sind eine Fülle an kleinformatigen symbolträchtigen Papierplastiken, beeinflusst von den immer noch ungelösten Rätseln jener alten Welt, den Tempeln und Palästen, der Exotik. Zu sehen sind auch ihre Zeichnungen; größtenteils mit Bleistift, aber auch mit Kuli oder Tusche gefertigt. Gabriele Reinemer ist Mitglied und Mitbegründerin der „Dresdner Sezession 89” – einer Vereinigung Dresdner Künstlerinnen. Ihre Ausstellung ist bis 4. April zu sehen.