Von Anja Beutler
In Heuscheune sitzen die Einwohner seit rund einem Monat buchstäblich auf dem Trockenen. In dem kleinen Ortsteil von Großhennersdorf, der nicht ans Trinkwassernetz angeschlossen ist und sich ausschließlich über Brunnen versorgt, ist der Grundwasserspiegel fast schlagartig abgesunken. „Das Wasser läuft ganz langsam nach“, sagt Anwohner Thoralf Neumann, Wäsche waschen ist seit Wochen kaum möglich.
Fünf Brunnen – ein Gemeinschaftsbrunnen und vier einzelne – sind betroffen. Helfen kann den Einwohnern kaum jemand. Bürgermeister Dietmar Stettin kann von Amts wegen nichts tun, weil es Privatbrunnen sind. Der Anschluss ans Wassernetz ist auch keine Lösung: „70 Prozent der Kosten müssten wir da selbst tragen, hat uns die Sowag einmal vorgerechnet“, sagt Neumann. Und außerdem würde ein so großes Bauprojekt Monate, wenn nicht Jahre dauern.
Neuer Brunnen gebohrt
Also sind schnelle Lösungen gefragt: Christiane Paul und ihr Lebensgefährte Dirk Fournes, die in Heuscheune einen Reiterhof betreiben, haben deshalb die Initiative ergriffen und einen neuen Brunnen bohren lassen. „In 34,50Metern Tiefe haben wir jetzt Wasser gefunden“, sagt Fournes. Vorher bezogen sie aus dem Gemeinschaftsbrunnen Wasser und der ist etwa acht bis neun Meter tief. „Seit etwa einem halben Jahr haben wir gemerkt, dass weniger Wasser da ist“, sagt Fournes. Warum dann aber schlagartig alles weg ist, kann er sich – genauso wie die anderen Anwohner – nicht erklären.
Spekulationen gibt es freilich genug: Sie reichen von Befürchtungen, der Bau des Hochwasserrückhaltebeckens in Rennersdorf sei schuld, bis zu Verdächtigungen gegenüber der Grube Turow. Beweise gibt es keine. Und ob es sich lohne, Tausende Euro für ein Gutachten auszugeben, bezweifeln die Anwohner.
Eine Alternative zum Gutachten gibt es nach Angaben von Bärbel Schuster, Sachgebietsleiterin Naturschutz und Wasserrecht beim Landratsamt nicht, denn die Brunnen seien Privatsache. Sie empfiehlt den Betroffenen, gemeinsam das Landesamt für Umwelt und Geologie in Dresden um Rat zu fragen. Dort säßen die Fachleute.
Doch auch die sind momentan ratlos. Auf SZ-Anfrage bestätigte sowohl das Regierungspräsidium Dresden als auch Karin Bernhardt vom Landesamt für Umwelt und Geologie, dass die Fachleute derzeit keine Erklärung hätten. Die nahe gelegenen Grundwassermessstellen in Dittersbach und Dittelsdorf gäben bislang keine Hinweise, betont Bernhardt. Dass der Bau in Rennersdorf schuld sein könnte, hält man im Landesamt aber eher für unwahrscheinlich.
Experten sind derzeit ratlos
Auch Sven Eberhardt, zuständiger Ingenieur bei der Landestalsperrenverwaltung, schließt aus, dass der Bau des Rückhaltebeckens den Bürgern von Heuscheune das Wasser abgräbt. Die sieben Messstellen, die rund um die Baustelle zur Kontrolle eingerichtet sind, haben keine Auffälligkeiten angezeigt. Auch Lage und Entfernung der Baustelle zu Heuscheune sprächen seiner Ansicht nach dagegen.