SZ +
Merken

Leere Läden in Herrnhut

In der Löbauer Straße stehen jetzt gleich mehrere Schaufenster leer. Kommen bald neue Mieter?

Teilen
Folgen
© Rafael Sampedro

Steffen Gerhardt

Drei leere Geschäfte nebeneinander sorgen in Herrnhut für Aufsehen. Denn seit diesem Monat gibt es auch keinen Tee und keine Pralinen mehr auf der Löbauer Straße zu kaufen. Das Geschäft ist geschlossen und leer geräumt. Eine Entscheidung, die Gudrun Kuhnert nur ungern traf, aber unausweichlich war. „Meine Tochter hat eine Arbeit gefunden und konnte das Geschäft nicht mehr führen“, begründet Gundrun Kuhnert den Ausstieg aus Herrnhut.

Sie selbst ist in ihrem Stammgeschäft in Bernstadt tätig. „Zwei Läden zu führen, dass ist mir nicht möglich, also musste ich mich von einem trennen“, sagt sie. Ihre Herrnhuter Stammkunden konnte sie mit nach Bernstadt lotsen, zumindest die, die mobil sind. Für ihre ältere Kundschaft findet sie das bedauerlich, da sie nun nicht mehr bequem in Herrnhut ihre Geschenkartikel erwerben können. Immerhin war Gudrun Kuhnert seit 1998 mit ihrem Geschäft „Tee und Confiserie“ in Herrnhut ansässig und hat sich einen Kundenstamm aufgebaut. Nicht anders in Bernstadt, wo sie seit 1993 neben Tee und Süßem auch Tabakwaren verkauft und Lotto-Scheine annimmt. Wobei die Lotto-Annahmestelle für sie das geschäftliche Rückgrat ist und nicht nur Geschenke-Kaufwillige in den Laden lockt. Deshalb will sie auch weiterhin in Bernstadt für ihre Kunden da sein, versichert die Altbernsdorferin.

Kurz vorher, im Mai, schloss in Herrnhut das Geschäft für Kosmetik und Fußpflege nebenan, getrennt von einem schon länger leerstehendem Service für Computer. Auch hier war das Geschäft ein Zweitladen einer Zittauer Kosmetikerin, den sie aus Gründen der Rentabilität aufgab, erklärte Hauseigentümerin Susanne Beck. Sie bedauert das, weil dieses Angebot eine gute Ergänzung zum Friseur daneben war. Nun werden die Geschäftsräume vorgerichtet, um sie neu zu vermieten. Dem Gewerbeamt der Stadt Herrnhut liegt auf Nachfrage der SZ bisher keine Abmeldung der Kosmetikerin vor. Auch nicht zu dem Geschäft für Kinder- und Babysachen, das für eine kurze Zeit in der Dürningerstraße öffnete und jetzt verschwunden ist.

Auch wenn sich vier leere Geschäfte auf engem Raum konzentrieren, ist das zwar optisch auffällig, aber führt zu keinem Ausreißer in der Statistik der Stadt. Wie die SZ aus dem Gewerbeamt erfuhr, halten sich An- und Abmeldungen ungefähr die Waage. Den 24 Abmeldungen im vergangenen Jahr standen 22 Anmeldungen gegenüber. Bezogen auf die Gesamtzahl an Gewerbe in Herrnhut und seinen Ortsteilen macht die Fluktuation nur rund sechs Prozent aus. Denn Herrnhut verfügt aktuell über 386 Gewerbebetriebe. Angefangen vom Nagelstudio bis hin zum Metallbetrieb. Schwerpunkt ist dabei die Stadt selbst. Dort befinden sich 194 Gewerbeeinheiten, gefolgt von Großhennersdorf mit 100 und Berthelsdorf mit 92.

Für das erste Halbjahr 2015 sieht die Statistik sogar noch besser aus als zum Vorjahr. Da stehen den 20 Neuanmeldungen 14 Abmeldungen gegenüber. Damit setzt sich der positive Trend fort, dass sich in Herrnhut mehr neue Gewerbe ansiedeln als bisherige enden. Dennoch sind unter den 14 Abmeldungen zehn allein aus der Stadt Herrnhut. Hier ist der Anteil an Geschäftsaufgaben ungleich höher als in Großhennersdorf mit drei und Berthelsdorf mit einer. Auch wenn die Statistik das Gegenteil zeigt, sind leere Geschäfte kein Aushängeschild sowohl für die Stadt als auch für die übrigen Händler. Dem stimmt Susanne Model zu, die ihr Friseurgeschäft im selben Haus hat, wo die anderen Gewerberäume leer stehen. „Gerade so eine Kleinstadt wie Herrnhut lebt von der Vielfalt der kleinen Geschäfte. Werden sie weniger, sinkt auch das Interesse der Kundschaft, hier einkaufen zu kommen“, sagt die Selbstständige. Umso mehr würde sie sich freuen, wenn die Läden neben ihr bald wieder öffnen würden.