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Lehren für den Brückenbau in Deschka

SZ-Redaktionsleiter Sebastian Beutler über die geplante Brücke über die Neiße

Von Sebastian Beutler
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© robertmichaelphoto.de

Brückenbauten über die Neiße waren schon immer pikant. Das zeigte sich exemplarisch bei der Görlitzer Altstadtbrücke, die lange Zeit als Bandmann-Brücke verunglimpft wurde, weil sich der seinerzeitige CDU-Landtagsabgeordnete Volker Bandmann besonders für den Brückenschlag nach Zgorzelec eingesetzt hatte. Als die Brücke stand, nutzten die Einwohner von Görlitz und Zgorzelec die Brücke schnell ganz selbstverständlich – und heute will sie niemand missen.

Andererseits sind Brückenbauten über die Neiße durchaus umstritten. Als es um eine weitere Fußgängerbrücke in Görlitz ging, zeigten sich neben ausländerfeindlichen Ressentiments aber auch ganz konkrete Sorgen und Befürchtungen der deutschen Einwohner von Görlitz, auf die die Politik keine ausreichenden Antworten fand. Stichwort Grenzkriminalität. Es war dann schnell abzusehen, dass die Görlitzer Bürger den Bau zunichte machen würden – und sich zugleich gegen den Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit zur Wehr setzten.

Auch die Neißeaue hat ihre Erfahrungen mit Brücken über die Neiße gesammelt. Die Akzeptanz für die Fußgängerbrücke in Deschka sank, als die Ausnahmegenehmigungen für Autos gefühlt die Regel wurden. Aber auch hier führten politische Fehler zu den Problemen: Wäre die Brücke immer so genutzt worden, wofür sie auch gebaut wurde, dann hätte es vermutlich kein Aufsehen gegeben. Daraus sollten nun alle Lehren für die neue Autobrücke bei Deschka ziehen. Sie ist nötig, um Autofahrern kürzere Wege über die Neiße zu ermöglichen. Sie ist wünschenswert, weil dadurch auch Gebiete der früheren Görlitzer Heide jenseits der Neiße besser zu erreichen sind. Und sie ist politisch sinnvoll, wenn sich alle Seiten an die Verabredungen halten.

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