SZ +
Merken

Lehrer im Osterzgebirge machen Druck für bessere Bedingungen im Beruf

In drei Sonderbussen und mit Privatwagen sind viele Lehrer gestern zur Streik-Kundgebung nach Dresden gefahren.

Teilen
Folgen

Von Franz Herz

Die Stimmung ist aufgekratzt gestern am Dippoldiswalder Busbahnhof. Von allen Seiten kommen Lehrer, die mit Sonderbussen nach Dresden zur Kundgebung vor dem Finanzministerium fahren. Dort wollen sie die Forderung der Gewerkschaften im Tarifstreit mit den Bundesländern unterstützen. „Es geht uns weniger um eine Gehaltserhöhung“, sagt Matthias Hegewald, der im Kreis von Kollegen steht. „Wir wollen vor allem bessere Bedingungen auch für junge Kollegen. Es ist doch ein Widerspruch: Die sächsischen Schulen werden gelobt für gute Pisa-Ergebnisse, aber die Lehrer hier sind bundesweit am schlechtesten bezahlt.“ Hannelore Müller ergänzt: „Ich streike für meine Enkel, damit die nicht bald in Klassen mit 35 oder 40 Schülern sitzen.“ Niedrige Einstiegsgehälter für Junglehrer machen den Beruf unattraktiv.

Auch Rentner solidarisch

„Wenn wir uns nicht rühren, dann bekämen wir doch immer noch das Gehalt von 1992“, sagt Jeanet Dyroff. Sie betont, dass es auch gegenüber den Schülern wichtig ist, Zivilcourage zu zeigen.

Der gleichen Meinung ist Günter Krüger. Er hat früher am Gymnasium in Altenberg unterrichtet. „Nun bin ich Rentner. Aber ich habe doch jahrelang mit den Kollegen zusammengearbeitet. Natürlich bin ich jetzt solidarisch und fahre mit zur Kundgebung“, sagt er.

Eine Grundschullehrerin, die ihren Namen nicht nannte, berichtet: „Wir arbeiten ja teilweise seit über zehn Jahren verkürzt mit geringerem Einkommen. In dieser Zeit kamen neue Lehrpläne, neue Anforderungen. Das mussten wir uns in unserer Freizeit aneignen. Da dürfen wir auch mal etwas wollen.“ Dann geht sie zum Bus.

Drei Sonderbusse rollen aus dem Osterzgebirge zur Kundgebung. Sie starten in Altenberg, Schmiedeberg und Dippoldiswalde. Hier steigen rund 30 Lehrer vom Gymnasium, elf von der Grundschule und 25 von der Mittelschule zu. „Einige fahren mit eigenem Auto“, sagt Ina Strelow. Sie koordiniert die Fahrzeuge..

Währenddessen herrscht an den meisten Schulen für einen Freitagvormittag ungewohnte Ruhe. In Obercarsdorf sind nur 23 der rund 200 Schüler gekommen. „Sie haben jetzt von den Fachlehrern Aufgaben bekommen“, sagt Schulleiterin Angelika Fiedler. Nach der Pause gehen die Grundschüler in die Turnhalle zum Sport.

In der Mittelschule Schmiedeberg haben die neunten und zehnten Klassen vollen Unterricht nach einem Extra-Stundenplan. „Wir setzen die Lehrer ein, die nicht streiken“, sagt Schulleiter Karl-Heinz Jungnickel. Das sind acht von 24. Die Abschlussklassen sollen in der Prüfungsvorbereitung nicht gestört werden. Für die Schüler der fünften bis achten Klassen ist vorsichtshalber ein Notdienst vorbereitet. Die sind aber alle zu Hause geblieben.

Die Klasse 9a kommt gerade vom Neigungskurs im Mosaikatelier Dyroff zurück. „Jetzt haben wir Geografie, dann Physik“, sagt der Neuntklässler Lieven Möbes. Zum Streik ist er geteilter Meinung: „Teilweise sind die Forderungen der Lehrer sicher berechtigt.“