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Leipzig: Neubau - Görlitz: Absage

Sie sind in Not, müssen kräftig sanieren und werden viele Warenhäuser aufgeben. Wie passt da ein solch stolzer Neubau zur Lage?Das ist kein Widerspruch. Wir haben beschlossen, uns von Standorten zu trennen, wo wir mit unserem Konzept langfristig kein Geld verdienen können.

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Sie sind in Not, müssen kräftig sanieren und werden viele Warenhäuser aufgeben. Wie passt da ein solch stolzer Neubau zur Lage?Das ist kein Widerspruch. Wir haben beschlossen, uns von Standorten zu trennen, wo wir mit unserem Konzept langfristig kein Geld verdienen können. Und wir haben ein neues, modernes Kaufhauskonzept entwickelt, für das wir auch kräftig investieren wollen. Im Übrigen wird das Gebäude ja von uns nur als Betreiber ab Oktober 2006 bewirtschaftet, Investor ist die Oppenheim Immobilien Treuhand, die hierfür das notwendige Kapital bereitstellt. Es gibt also viele Investoren, auch im Ausland, die sich gemeinsam mit uns hier engagieren und das für zukunftsträchtig halten.

Wonach entscheiden Sie, welcher Standort für Sie attraktiv ist und welcher nicht? Ist es die pure Größe einer Stadt oder eines Kaufhauses?Es sind mehrere Einzelfaktoren, wobei wir für unsere Warenpalette auch die Mindestgröße von etwa 8 000 Quadratmeter Verkaufsfläche brauchen. Dazu kommt ein gesundes Verhältnis der Einzelhandelsstandorte zwischen Innenstadt und Umland, Kundenströme, Kaufkraft, Einzugsgebiet – um nur die Wichtigsten zu nennen. Leipzig bietet da sehr viel an Qualität, und es ist eine sich unheimlich dynamisch entwickelnde Stadt. Hier gibt es Wachstum – sogar bei der Einwohnerzahl.

Görlitz ist doch auch eine Perle und ihr Warenhaus ein echtes Kleinod...Es ist wunderschön, aber es hat wirtschaftlich unter unserer Leitung keine Perspektive, auch weil dort die Bevölkerung abwandert. Wir werden bis Jahresende eine Lösung finden, denn es macht wirtschaftlich keinen Sinn, Geld auf Dauer zuzuschießen.

Also Schließung oder Verkauf?Gestern stand dazu viel in Zeitungen, auch dass es einen Interessenten für eine Paketübernahme vieler Standorte gibt. Kommentieren will ich das derzeit aber nicht.

Dresden hat gleich zwei Karstadt-Häuser. Bleiben sie im Doppelpack an der Elbe?Dresden hat wie Leipzig eine erfreuliche Dynamik, wir setzen auf diesen Standort. Wir hatten auch in Wiesbaden früher zwei Standorte. Einen davon haben wir umgewidmet, das hat sich ausgezahlt.

Das neue Boulevard-Konzept haben Sie nach Erfurt erst kürzlich in Potsdam umgesetzt. Was erwartet den Kunden in der Karstadt-Zukunft?Einkaufen soll ein innerstädtisches Erlebnis sein, für das man sich gern auch Zeit nimmt, bei dem Qualität der Waren und das Ambiente ganz weit vorn stehen müssen, denn wir können uns nicht mit dem Discounter am Stadtrand bei den Preisen messen. Wir bieten also Einkaufswelten entlang einer Art Straße. Dort werden sich einzelne Shops befinden, aber auch das klassische Warenhaus mit seinen Segmenten. Das werden wir spektakulär präsentieren – mit viel und gekonnt eingesetztem Licht. Und natürlich Restaurants und Erlebnisbereiche. Wir werden als Karstadt von den 35 000 Quadratmetern Nutzfläche nur 25 000 belegen. Alles andere sind Mieter, Restaurants und Erlebnisflächen. Natürlich kann man unter einem modernen Kaufhaus auch in der Innenstadt parken, in Leipzig wird man jedoch ab 2009 sogar mit dem Zug fast bis zur Kasse fahren können.

Gespräch: Manfred Schulze