Leisnig vermittelt das „Korsetthaus“

Leisnig. Die Stadt Leisnig stößt seit Jahren nicht betriebsnotwendige Immobilien – wie es im Amtsdeutsch so schön heißt – ab. Sie hat einen Jugendclub oder auch ein Feuerwehrhaus verkauft. Mit Käufen hält sie sich dagegen zurück.
Beim Bahnhofsgebäude könnten die Räte da in nächster Zeit eine Ausnahme machen – und vielleicht auch mit dem Grundstück am Schlossberg, auf dem das Haus Nummer 83 steht. Doch vielleicht muss es auch erst gar nicht so weit kommen. Das wäre Bauamtsleiter Thomas Schröder am liebsten, weil der Kommune Kosten erspart blieben, die mit einem Eigentümerwechsel verbunden sind.
Mit besagtem Haus am Schlossberg musste sich die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr intensiv beschäftigen. Ein Gutachter hatte ermittelt, dass das Gebäude ohne Sicherungen einfallen könnte, wenn davor der Bagger die Straße aufreißt. Also hat die Kommune die nötige Sicherung veranlasst, um Kanal- und Straßenbau beenden zu können.

Seitdem ist die Verwaltung mit dem Eigentümer in Kontakt. „Mittlerweile gibt es auch einen Vertrag mit dem Besitzer, wonach er der Kommune das Objekt kostenfrei übergeben würde“, sagt Schröder. Notfalls würde die Kommune auch noch das Nachbargrundstück erwerben, auf der jetzt ein origineller Wegweiser einen Teil der Stahlträger verdeckt.
Damit, so die Ambitionen, könnte womöglich eher ein Kaufinteressent für das Haus Schlossberg 83 gefunden werden also ohne die Zusatzfläche. Platz nach hinten gibt es an dieser Stelle wenig. Es schließt sich ein Hang an.
Alle Bemühungen laufen nach Darstellung des Amtsleiters darauf hinaus, dass sich ein neuer Eigentümer findet, der etwas für den Erhalt des Hauses und damit einen Teil der Altstadt tut. „Bis auf die Risse ist der bauliche Zustand der Immobilie so schlecht nicht“, sagt Schröder. „Das Dach ist dicht.“

Die Kommune ist froh, dass der Besitzer überhaupt mit sich reden lässt. An anderer Stelle am Schlossberg ist es nicht zu einem Miteinander gekommen. Gerade im unteren Bereich sind viele Häuser in schlechtem Zustand, von dem einen oder anderen gehen auch immer mal wieder Gefahren durch herabstürzende Dachziegel oder andere Bauteile aus.
Zu DDR-Zeiten hat kaum ein Haus am Schlossberg leergestanden. In beinahe jedem befand sich ein Geschäft oder Handwerkerladen. Das ist an den Schaufenstern und teilweise auch den Schriftzügen über den Eingangstüren noch zu erkennen.
Nach der Neugestaltung der Straße und auch eines Parkplatzes anstelle abgerissener Häuser hofft die Kommune, dass sich der Schlossberg weiter mausert. Anwohner, die oft schlechte Karten haben, ihr Auto loszuwerden, könnten die hergerichtete Fläche nutzen. Neu gestaltet wurde auch der Eselbrunnen, der daran erinnert, dass Esel vor Jahrhunderten über genau diesen Berg Mehlsäcke von der Muldenwiese auf den Markt schleppten.
Wer sich ernsthaft für das „Korsetthaus“ am Leisniger Schlossberg interessiert, kann sich mit dem Bauamt der Stadt Leisnig in Verbindung setzen.
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