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Die gute Nachricht zuerst: Dresden greift wieder zum Buch. „Die Zahl der Entleihungen ist im letzten Jahr um drei Prozent gestiegen“, sagte gestern Arend Flemming, Chef der Städtischen Bibliotheken. Von...

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Von Grit Moch

Die gute Nachricht zuerst: Dresden greift wieder zum Buch. „Die Zahl der Entleihungen ist im letzten Jahr um drei Prozent gestiegen“, sagte gestern Arend Flemming, Chef der Städtischen Bibliotheken. Von einer Trendwende spricht er nach dem Einbruch im Jahr 2001. Damals war nach dem Einführen der Benutzungsgebühren die Zahl der Entleihungen um über sieben Prozent gesunken.

Der erste Monat diesen Jahres brachte indes sogar den jemals erreichten Spitzenwert: 428 000 Medien wurden ausgeliehen, im Vorjahr waren es 40 000 weniger. Die Zahl der Benutzer ist zwar immer noch im Sinken, aber das führt Flemming auf die Gebühren zurück. Um Geld zu sparen, lesen inzwischen mehrere Personen auf einen Ausweis. Flemming: „Elf Prozent Neuanmeldungen 2002 lassen jedoch hoffen.“

Vernünftiges Sparen geht nicht mehr

In den Aufwärtstrend platzt die negative Nachricht. Laut Stadtratsbeschluss werden in den kommenden Monaten vier Einrichtungen geschlossen: die öffentlichen Schulbibliotheken in Großzschachwitz (ab 18. April 2003), in Süd (12. Juli 2003) und die Stadtteileinrichtungen Zschertnitz und Seidnitz (beide ab 1. Januar 2004).

Hintergrund: Bis 2004 müssen die Bibliotheken 500 000 Euro sparen. Flemming resigniert: „Jetzt sind wir an dem Punkt, wo es keine vernünftige Form des Sparens mehr gibt. Alles, was jetzt kommt, ist unvernünftig.“

Bereits in den Vorjahren war der Etat immer wieder gekürzt worden. Die Bibliotheken legten zusammen, sparten zehn Prozent der Stellen, führten Benutzergebühren ein.

„Wir könnten nur noch am Ankauf-Etat sparen, aber das geht zu Lasten der Qualität“, sagte Flemming. „Das lehne ich ab.“

Jetzt wollen die Mitarbeiter der Bibliotheken versuchen, durch zusätzliche Angebote ihre Lesegemeinde nicht wieder zu verlieren. So soll möglicherweise die Fahrbibliothek die vakanten Plätze anfahren.