Zu „Neu-Zuwanderer besser ausgebildet als Deutsche“ sowie dem dazugehörigen Kommentar „Wir brauchen mehr Zuwanderer“, 25./26. Mai:
Werden die Fachkräfte nicht
im eigenen Land gebraucht?
Das Problem ist sehr einseitig beschrieben. Müssten wir uns nicht zuerst Gedanken machen, warum das so ist und zu der Schlussfolgerung kommen, dass unser Bildungs- und Ausbildungssystem nicht den Anforderungen entspricht?
Ich bin der Meinung, diese Überlegung müsste an erster Stelle stehen. Natürlich sind Zuwanderer willkommen. Schaden wir aber damit nicht den Ländern, aus denen sie kommen? Gerade die erwähnten Länder wie Spanien, Italien und Griechenland brauchen ihre Fachkräfte zur Stabilisierung ihrer Wirtschaft. Klaus Hellwig,
Kamenz
Die Industrie freut sich bereits auf kommende billige Arbeitskräfte
Es gibt keinen Fachkräftemangel und keinen Zuwanderungsbedarf. Es gibt lediglich eine Kampagne der Industrie, die uns das einreden will. Sie schreiben, nach Zahlen angeblicher Experten würden uns 2050 fast die Hälfte der heute rund 45 Millionen Erwerbstätigen fehlen. Ich halte andere Zahlen dagegen. Von etwa 1970 bis heute hat die Zahl der notwendigen Arbeitsstunden in der Industrie (vor allem aufgrund von Rationalisierung der Produktion) in Deutschland stetig abgenommen – und wird dies aller Wahrscheinlichkeit nach auch weiterhin tun. Der Zusammenbruch ganzer Industrien in Südeuropa sowie die Aufnahme der Armenhäuser Bulgarien und Rumänien in die EU in Verbindung mit den neuen Freizügigkeitsregeln wird gleichsam einen Tsunami an billigen Arbeitskräften über uns hereinbrechen lassen. Die deutsche Industrie reibt sich in dessen Erwartung jetzt schon die Hände, weshalb sie auch alle Geschütze gegen den überfälligen Mindestlohn in Stellung bringt.Kuno Weber,
Dresden
Zu „Die große Leere“ (Johanngeorgenstadt hat mehr als die Hälfte der Bewohner verloren), 25./26. Mai:
Der Bevölkerungsschwund wird verwaltet, aber nicht bekämpft
Zittau unterscheidet sich nicht wesentlich von Johanngeorgenstadt, was den Einwohnerschwund betrifft. Das sieht man auch sehr deutlich am gesamten Stadtbild. Das damalige Stadtgebiet von Zittau – jetzt als Kernstadt bezeichnet – hatte zur Wendezeit 1990 noch 37 000 Einwohner. Heute sind es nicht einmal mehr 21 000. Und es werden jeden Monat 100 bis 150 Einwohner weniger. Da setzte man Enquetekommissionen ein – und Zittau hat wohl auch einen Demografiebeauftragten –, aber was nützt das alles, wenn man nur lediglich feststellt und Maßnahmen trifft, damit der Bevölkerungsrückgang verwaltet werden kann und damit nicht zu teuer wird? Und dann kommen nur solche flotten Sprüche, dass Sachsen angeblich zum Zuzugsland wird, also mehr zuziehen als wegziehen.
Peter Spindler, Zittau
Zu „Lothar de Maizière verteidigt Merkel“, 15. Mai:
Wer nicht mitmachte,
der war der Dumme
Viele Schüler, Oberschüler, Lehrer und Studenten, Dozenten, FDJ- und Parteisekretäre usw. votierten unversöhnlich für die sozialistische Gesellschaftsordnung. Wer nicht im sozialistischen Sinne mitmachte, der war, wie heute der Ehrliche, der Dumme. Alle des vorgenannten Personenkreises und andere – es gab auch mutige und tapfere Ausnahmen – bedienten sich der Apologetik des Sozialismus; da gab es nichts, was an ihm falsch oder zu kritisieren gewesen wäre. Es war eine betrügerische, dem eigenen Fortkommen geschuldete Verteidigung des Sozialismus. Je mehr diese Personen Zuckerbäcker waren und Schönfärberei betrieben, umso mehr täuschten sie vor, überzeugte Sozialisten zu sein. In Wirklichkeit aber führten sie von klein auf ein Doppelleben: erlebtes beim Einkauf mit Blick in die Regale, und eines durch erwartete und zuweilen geforderte Schönfärberei der sozialistischen Verhältnisse. Deshalb kann nicht, wie von den zwei Autoren in ihrem Buch angenommen, allgemein von einer innegehabten Funktion auf die bewusste Nähe zum SED-Staat geschlossen werden.
Roland Lange, Putzkau
Zu „Höchste Zeit für Obamas Berlin-Besuch“, 11.Mai:
John F. Kennedy hätte wohl mehr Gespür für Deutschland gehabt
Diesen Besuch kann man befürworten, muss ihn aber von zwei Seiten betrachten. Obama hat nicht den richtigen Zeitpunkt für seine Reise gewählt. Ich bin enttäuscht. Er wäre gut beraten gewesen, hätte er den Termin seines Besuches schon auf den 17. Juni – dem Tag des Volksaufstandes – gelegt und nicht erst einen Tag später! Damit hätte er unter Beweis gestellt, dass damals vor 60 Jahren das Volk gegen den Stalinismus und für Demokratie auf die Straße gegangen ist und hätte den Kampf der Opfer des 17. Juni würdigen können. Ein John F. Kennedy hätte wohl mehr Gespür für Deutschland besessen.
Rolf Petermann, Dresden
Zu „Grüne bedauern Pädophilie-Debatte“, 27. Mai:
Mehrheiten bei Anträgen im Bundestag spielen keine Rolle
Die Überschrift „Grüne bedauern Pädophilie-Debatte“ ist überraschend ehrlich. Die Grünen bedauern nicht die Pädophilie in ihren Reihen, sondern die Debatte darüber. Es wird in dem Artikel behauptet, dass Positionen, die Straffreiheit für „einvernehmlichen“ Sex mit Kindern forderten, sich bei den Grünen nicht durchsetzen konnten. Wie ist aber ein entsprechender Antrag der Grünen-Bundestagsfraktion im Jahr 1984 zu verstehen (Bundesdrucksache 10/2832 vom 4.2.1985), in dem juristisch verschleiert genau das beantragt wird? Die Antwort kann nur sein, die Grünen sind undemokratisch, weil Mehrheiten bei Anträgen im Bundestag keine Rolle spielen. Die andere Alternative wäre moralisch noch verwerflicher! Dr. Holger Rautschek, Nünchritz
Zu „Anzugsordnung: NVA-Felddienstuniform“, 23. Mai:
Die NVA zählt zur deutschen Militärgeschichte
Traditionsverbände haben zwar ihre Berechtigung, doch wenn ihre Geschichte erst so kurz zurück liegt, wie die der NVA, dann ist politisches Gespür besonders am Platze. Angesichts der zahlreichen Zeitzeugen ist eine unterschiedliche und auch diametrale Bewertung der Streitkräfte der DDR völlig normal. Das ändert aber nichts daran, dass die NVA zur deutschen Militärgeschichte zählt. Sie war in der Tat eine moderne und die einzige deutsche Armee ohne Kriegseinsatz, und sie stand den politischen Veränderungen 1989/90 nicht im Wege. Diese historischen Tatsachen sollten weiter Gegenstand wissenschaftlicher Veranstaltungen sein, in Museen objektiv dargestellt werden und zur Klärung noch offener Statusfragen der ehemaligen NVA-Angehörigen beitragen. Dagegen sind Kostümfeste, Aufmärsche und ähnlicher Klamauk unpassend und niveaulos.
Dr. Dietrich Noack, Rabenau
Zu verschiedenen Veröffentlichungen auf Kardinal Meisners Äußerung in einem Interview, Frauen müssten „öffentlich ermutigt werden, zu Hause zu bleiben und drei, vier Kinder auf die Welt zu bringen“:
Kein Volk kann ohne
Kinder weiterleben
Es ist gerade in dieser orientierungslosen Zeit bitter nötig, dass jemand die ungeliebten Wahrheiten in Erinnerung ruft! Kardinal Meisner hat doch nur zu sehr recht, wenn er darauf hinweist, dass kein Volk ohne Kinder weiterleben kann. Manchen scheint es ja recht zu sein, wenn die Deutschen aussterben würden. Was nützt es einer kinderlosen Frau am Ende ihres selbstverwirklichten Lebens zu sehen, dass sie sich hat mehr leisten können als die sie nun pflegende Ausländerin, die nach der Arbeit zu ihren Kindern nach Hause geht statt zur After-Work-Party? Eine Gesellschaft, der die Werte abhanden kommen, ist dem Untergang geweiht. Was soll vermehrte Zuwanderung bringen? Entweder die Zuwanderer integrieren sich und werden auch bald keine Kinder mehr haben, oder sie werden weiter mehr Kinder als die Deutschen haben und uns mit der Zeit marginalisieren. Th. Walde, Eckartsberg