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Leserbriefe zur „Napoleon-Debatte“

Napoleon ist keine romantische Lichtgestalt Die Zeit heilt viele Wunden und über die Jahre bleiben vorrangig die angenehmen Dinge der Vergangenheit in Erinnerung: Nach 200 Jahren wurde Napoleon I. anscheinend...

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Napoleon ist keine romantische Lichtgestalt

Die Zeit heilt viele Wunden und über die Jahre bleiben vorrangig die angenehmen Dinge der Vergangenheit in Erinnerung: Nach 200 Jahren wurde Napoleon I. anscheinend für viele zu einer romantischen Lichtgestalt und seine Soldaten zu den Trägern bunter Uniformen. Viele vergessen wohl, dass er mit seinen Armeen Millionen

Soldaten und Zivilpersonen in den Tod trieb und das Europa dabei im Chaos versank. Wiegt das über den Kontinent gezogene Leid die „guten“ Seiten der französischen Knechtschaft auf?

Es stimmt, in seinen Jahren wurde zum Beispiel der Landesausbau in Sachsen vorangetrieben, es entstanden die „Napoleonstraßen“,

von Kirchturm zu Kirchturm, unter anderem von Bautzen nach Hochkirch weiter nach Löbau und dann nach Strahwalde. Aber brauchte er

diese Wege nicht für seine „Große Armee“, die dann in Rußland unterging? Es gibt die durchaus bedenkenswerte These, Napoleon war genauso ein Diktator und Völkermörder wie Hitler, aber eben nur als ein Kind seiner Zeit. Napoleon würde heute vor einen Gerichtshof der Vereinten Nationen gestellt werden. Napoleonstadt zu sein, das wäre für Bautzen kein Vorteil, aber ein Zeichen, das man einer romantischen Schwärmerei anhinge. Es gibt in Bautzen genügend einzigartiges touristisches Potenzial, das nur gehoben sein will: nördlich der Alpen sowohl eines wertvollsten Denkmale der Gotik als auch das gediegenste Werk der barocken Bildhauerei, die Orestie ein bedeutendes Kleinod des Klassizismus, den längsten geschlossenen Straßenzug sächsischen Barocks, der Dom St. Petri, der Ruf als DIE deutsche Senfstadt .

Übrigens, weshalb ist Jena die einzige deutsche Stadt im Europäischen Bund der Napoleonstädte? Warum ist Leipzig nicht dabei? Meine Meinung ist, halten wir es mit unserem Ðichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe. „Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen!“. Dazu bedarf es keiner Mitgliedschaft im Europäischen Bund der Napoleonstädte.

Heinz Henke, Bautzen

In der Oberlausitz wurde Geschichte geschrieben

Als Tourismusförderverein „Napoleonzeit 1813“ haben wir das Ziel, die Ereignisse des Befreiungskrieges 1813 in der Oberlausitz zu erforschen und aufzuarbeiten und sie interessierten Touristen darzulegen. Der Befreiungskrieg 1813 in der Oberlausitz war ein Volkskrieg. Er brachte viel Not und Elend in die Oberlausitz, auch das wollen wir erwähnen. Jeglicher Militarismus liegt uns fern.

Die Epoche um 1813 ist fest verwurzelt in unserer Heimatgeschichte, man kann ohne Umschweife sagen: Hier in der Oberlausitz wurde Weltgeschichte geschrieben. Wir sind uns sicher, mit diesem Pfund kann man wuchern. In der Vergangenheit stellten wir drei Gedenksteine in Wohla, Spittel und Neupurschwitz auf, die ich leider aus meinen Privatmitteln finanzieren musste. Wir konnten im vergangenen Jahr feststellen, dass unsere Bemühungen anfangen, Früchte zu tragen. Besonders aus Frankreich konnten wir starkes Interesse feststellen. Als nächstes wollen wir Touristen aus Österreich und Russland ansprechen, auch einheimische Busreiseunternehmen haben wir im Visier. Nicht nur die Schlachtfelder der Bataille de Wurschen sind unser Programm, auch Orte wie Lückendorf, Ebersbach und Markersdorf haben wir mit eingebunden. So sind Hoteliers und Gastwirte die unmittelbaren Nutznießer unserer Bemühungen. Über eines müssen wir uns im Klaren sein. Einen wirtschaftlichen Aufschwung durch Industrieansiedlung wird es in der Oberlausitz kaum geben. Aber durch den Ausbau des Tourismus ist ein Zuwachs auf jeden Fall möglich. Wir sehen darin eine echte Chance für unsere Region. Befürworter unseres Projekts sind herzlich willkommen.

Bernd Engelmann, Kittlitz