Hier entsteht der Kamenzer Schul-Campus

Kamenz. Riesige Berge von Sand und Lehm. Die Baustelle an der Oststraße in Kamenz fällt seit Wochen auf. "Ganz schön was angekarrt haben die schon", hört man Vorübergehende sagen. Aber das stimmt gar nicht. Die aufgetürmten Sandburgen stammen aus dem Baugrund selbst. Baustellenleiter Falko Müller zeigt auf die Anhäufungen. Ein Bagger trägt gerade einen Lehmberg ab. Der ist schwer weiter zu verarbeiten und muss auf die Deponie. Doch der goldgelbe Sand aus dem Kamenzer Erdreich darf bleiben. "Den können wir noch gebrauchen", so Müller.
Seine Firma, die Dresdner Industrie- und Wohnungsbaugesellschaft (DIW) mit Sitz in Kamenz, ist seit Wochen am künftigen Schul-Campus im Einsatz. Kein Corona, kein Wetter hielt sie auf. Etwa 20 Bauarbeiter für Hoch- und Tiefbau sind täglich vor Ort. Man hält sich an die Corona-Hygiene-Regeln, die die Bauindustrie empfiehlt. Es gibt mehr Pausencontainer. "Abstand halten geht natürlich in unserer Branche nicht immer", so Hochbau-Tiefbau-Chef Jörg Winkler.

Der Plan steht: Bereits Ende nächsten Jahres soll der neue Kamenzer Campus samt Stadtbibliothek fertig sein. Damit bis zum Sommer 2022 noch genügend Zeit für die Einrichtung des nagelneuen Gymnasiums ist. Bis jetzt sieht es gut aus. Zum Schuljahresbeginn 2022/23 sollen die Schüler einziehen. Auch die Lessing-Bibliothek der Stadt freut sich dann auf viel bessere Bedingungen.
Zurzeit wächst die riesige Baustelle täglich ein Stück mehr. Zuerst wurde sie wochenlang eingerichtet. Das bedeutete, 15.000 Kubikmeter Mutterboden, Sand- und Lehmschichten auszubaggern. Von Granit und schwerem Gestein war weit und breit nichts zu sehen. Eigentlich hätte man das in Kamenz annehmen können. Doch die Experten waren sich schon vorher relativ sicher: Hier werden wir leichteres Spiel haben, als gedacht. "Die Lessingschule wird trotzdem nicht auf Sand gebaut", sagt Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos) schmunzelnd. Die Fundamente liegen. Ende Juni wird man wohl die erste Etage des Neubaus sehen können. Zwei weitere folgen.

Am Donnerstagvormittag kamen Vertreter von Landkreis und Stadt zur Baustellenbesichtigung zusammen. Immerhin gab es positive Nachrichten zu verkünden. "Nicht alles dreht sich glücklicherweise um Corona", sagt Vize-Landrat Udo Witschas (CDU). "Das normale Leben läuft weiter. Und wir sind froh, dass nach fast vier Jahren solche Nägel mit Köpfen gemacht werden." Die Projektplanung startete immerhin bereits 2016. Nicht immer war das Ringen miteinander einfach, mitunter gingen die Ansichten von Kreis und Stadt stark auseinander.
Das Gesamtprojekt ist 15 Millionen schwer. "Wir stehen hier nicht umsonst auf der aktuell größten Baustelle des Landkreises", sagt Udo Witschas. Auch dank der Freistaat-Förderung ist das alles möglich. "Der Campus-Bau ist nämlich zudem das größte EFRE-geförderte Bauprojekt aller Zeiten", so OB Roland Dantz.

Auch das DIW als bauausführendes Unternehmen freut sich über das Interesse aus der Politik. Im Vergabeverfahren hatte es alle drei Lose auf sich vereinen können. Das ist selten. "Wenn unsere Männer den Kirchturm von St. Marien noch sehen können, freuen sie sich natürlich", sagt Jörg Winkler.
Auch an diesem Donnerstag wird gebaggert, gesägt, ein Mega-Kran schwenkt seinen Arm übers Gelände. "Aktuell wird die Teilunterkellerung ausgebaut. Hier findet der Technikraum Platz", erklärt Valentin Opitz. Als Amtsleiter des Gebäude- und Liegenschaftsamtes im Landratsamt betreut er das Projekt. Über dem Technikraum entsteht dann als erstes die Mensa - daneben bis fast zur Straße die neue Bibliothek. "Die Verbindung von Bildung und Kultur wird einzigartig im Kreis sein", so Witschas.

Und dass auch eine Verbindung von Alt und Neu spannend ist, sieht man am Beispiel des alten Wandreliefs am bisherigen Schulhaus. In dem lernen zurzeit noch die Schüler der 2. Oberschule. In den Oktoberferien sollen sie in ihr saniertes Haus an die Saarstraße zurückziehen, auch dort investiert der Landkreis aktuell kräftig. Da, wo der Campus des Gymnasiums künftig zusammenwachsen soll, wird sogar ein Fahrstuhl eingebaut für komplette Barrierefreiheit. "Die alte Sonnenuhr befindet sich dann ja aber innen", wirft Oberbürgermeister Roland Dantz ein. "Da müssen wir noch mal drüber reden", sagt er in Richtung Vize-Landrat. Schon für diese Erkenntnis war die Baustellenbesichtigung gut.

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