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Letzte Großaktion auf der Waldschlößchenbrücke

Bis Ende nächster Woche wird die Asphaltfahrbahn fertig. Einen Eröffnungstermin nennt die Stadt dennoch nicht.

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© Marco Klinger

Von Tobias Wolf

Heißer Dampf wabert gestern über die künftige Fahrbahn der Waldschlößchenbrücke. 230 Grad heiß ist der Asphalt, der aus dem Laster auf den Beton tropft. Eilig ziehen die Straßenbauer die schwarze Masse mit Schaufeln in die Breite, bevor der riesige Deckenfertiger sie planiert. Bis zu 100 Tonnen dampfenden Asphalts können die Arbeiter pro Stunde in etwa 150 Meter Fahrbahn verwandeln.

Dazu ist eine komplizierte Logistik nötig. Im Zehnminutentakt rollen die Spezialtransporter mit Koch- und Rühraufsatz heran. Sie kommen aus dem ganzen Bundesgebiet: Stuttgart, Magdeburg, Ruhrgebiet, Thüringen. „Bei solchen Großbaustellen werden immer ganze Flotten zusammengezogen“, sagt Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz beim Kontrollgang über die Brücke. „Sonst ist der Materialnachschub kaum zu gewährleisten.“ Denn der Deckenfertiger braucht ständig Nahrung. Eine Mixtur aus Bitumen, Bindemitteln und Grauwacke, ein Sandsteingemisch aus der Region. Bis morgen soll die erste Schicht auf der Gesamtlänge von über 600 Metern fertig sein, sagt Koettnitz. Ende kommender Woche dann die zweite. Nach weiteren vier Wochen Auskühlzeit ist zumindest die Fahrbahn fertig. Einen konkreten Eröffnungstermin für die Waldschlößchenbrücke will der Straßenbauamtschef dennoch nicht nennen. Dazu gibt es noch zu viele Unwägbarkeiten. So könnte eine weitere Regenfront die Asphaltarbeiten schnell wieder ausbremsen, weil das Material auf dem nassen Untergrund nicht halten würde. Zudem müssen noch Geländer gestrichen und die Treppen von der Brückenoberfläche bis in die Elbauen gebaut werden. Auch die Dehnungsfugen im Straßenbelag werden erst später hineingefräst.

Keine Flutschäden an Brückenpfeilern

Der nächste Lkw speit seine heiß dampfende Last auf den Beton. Zentimeterweise schiebt sich der Deckenfertiger weiter, fast wie auf Samtpfoten. Damit die bereits verschweißte Dichtungsschicht der Unterkonstruktion nicht beschädigt wird, sind die Raupenketten der Maschine mit weichem Kunststoff verkleidet worden.

Derweil inspiziert Karin Cecchetti die fertig planierte Asphaltschicht hinter dem Deckenfertiger. Die glasartige Oberfläche glänzt in der Sonne. Die 60-Jährige ist Baustoffexpertin im Straßenbauamt und überwacht die Qualität des Materials. Denn davon hängt ab, wie lange der Belag dem Druck von Lastwagen und Pkws standhält. „Die Baufirmen müssen ihre Kochrezepte für den Asphalt schon vorher bei uns einreichen, damit wir sehen können, ob sie unseren Vorgaben entsprechen“, sagt Cecchetti. „Erst dann gibt es die amtliche Freigabe.“ Auch während des Asphaltierens geht das Prüfen weiter. Ähnlich wie Restaurants Speiseproben für spätere Hygieneuntersuchungen aufheben müssen, füllen die Bauarbeiter regelmäßig Aluminium-Asietten mit dem Asphalt, die dann im Labor untersucht werden.

Denn die Waldschlößchenbrücke ist für die Stadt nicht nur ein Verkehrsprojekt, sondern auch ein Versuchsobjekt, das andere Straßenbauvorhaben beeinflussen kann. „Die Erfahrungen, die wir hier sammeln, sind ein Fundus für die Zukunft“, sagt Cecchetti. Deshalb ist die Straßenbauingenieurin derzeit mindestens zweimal am Tag selbst auf der Baustelle unterwegs. So können die Erkenntnisse vom Brückenbau am Waldschlößchen demnächst auch bei der Sanierung der Albertbrücke genutzt werden.

Während an den anderen städtischen Brücken noch geprüft werden muss, ob das Hochwasser der letzten Tage Schäden hinterlassen hat, ist auf der Waldschlößchenbrücke schon jetzt klar, dass nichts kaputt gegangen ist. „Zwischen dem unteren Treppenaufgang und den Bogenfüßen hat sich nur etwas Treibgut gesammelt“, sagt Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz. Das sei kein Problem. Auch für künftige Fluten ist die Brücke gewappnet. Selbst bei Jahrhundertpegelständen könne der Verkehr hier immer rollen, so Koettnitz.