Von Uwe Schulz
Von der klimatisierten Fahrerkabine ist außer der Pedalerie und der Bedieneinheit nichts mehr zu sehen. Die Ketten wurden von den Laufrollen genommen, liegen neben dem 50 Tonnen schweren Bagger Liebherr 954 unweit der Verbindungsstraße Knappenrode-Koblenz bei Hoyerswerda.
Wenn man bedenkt, dass das Gerät zwei Jahre zuerst im Wasser und dann unter der Erde lag, wirkt sein optischer Zustand erstaunlich gut. Wenngleich der über 300 PS starke Sechs-Zylinder-Motor für immer schweigen dürfte. Sieben Uhr morgens war der 500-Tonnen-Kran der Kranlogistik Lausitz GmbH zugbereit, stand zehn Meter vom Bergetrichter entfernt.
Bereits nach 8 Uhr war der Bagger wieder an der Erdoberfläche. „So eine Bergung ist für uns nichts Neues“, sagte Stefan Baldovski, Leiter der Bautzener Niederlassung der Kranlogistik. „Interessant war aber, dass der Bagger in ungewöhnlicher Position lag.“ Aufatmen auch bei der BUL Sachsen. Es sei der letzte Akt, dieses Drama zu beenden, hieß es.
Erinnerungen an Herbst 2004
Denn es ist das technische Ende eines Zwischenfalls, der sich am 9. September 2004 ereignete und nur haarscharf an der Katastrophe vorbeischrammte. An jenem Tag arbeiteten Mitarbeiter der BUL Sachsen mit ihrem schweren Gerät an der Verfüllung des Restloches neben der Verbindungsstraße. Im Auftrag der LMBV sollte dieser Bereich des Alttagebaus Werminghoff bergtechnisch gesichert werden. Doch vermutlich waren die Erschütterungen der Maschinen ein Initial für den Boden, der zu rutschen und zu fließen begann, alte Bäume mit sich riss, rund 70 Meter der Straße und eben auch den Liebherr-Bagger.
Glück im Unglück: Auf der Straße war in diesem Moment niemand unterwegs, kein Fahrzeug raste in die Schadensstelle. Der Baggerfahrer rettete sich zunächst selbst aus seinem Fahrzeug, stand beim Eintreffen der Feuerwehr gar noch auf trockenem Boden. Doch auch der sackte schließlich weg. Letztendlich erreichten die Retter den Mann, als er bis zur Brust im schlammigen Wasser stand.
Binnen eines Monats freigelegt
An eine Bergung des Baggers war aber zunächst nicht zu denken. Das Rutschungsgebiet wurde in den folgenden Monaten verfüllt, verdichtet, eben bergtechnisch saniert. Doch die BUL wollte den Bagger irgendwann heben. Mit dem Ende der Sanierungsarbeiten war nun der Zeitpunkt gekommen.
Ein Loch mit siebzig Metern Durchmesser wurde ausgehoben und abgesperrt, das Grundwasser in dem Bereich mittels Nadelfilterbrunnen um vier Meter abgesenkt. So konnte man den auf der Seite liegenden Bagger binnen eines Monats komplett freilegen und im Trockenen bergen.
Den vier Tonnen schweren Ausleger hievte der Bergungstrupp bereits am Freitag nach oben. Vom Ballast konnte man den Bagger allerdings nicht befreien, da man dafür die Hydraulik des Gerätes benötigt hätte, so Stefan Baldovski. Der Bergekran kam etwa bis auf dreißig Meter an den Bagger heran. Der Rest ging unkompliziert.
Musste es auch. Denn ab heute ist die Straße Knappenrode-Koblenz voll gesperrt. „Die gesamte Straße muss angehoben werden“, erläuterte Uwe Zippel von der LMBV schon einmal vor Wochen. Was dem Grundwasserwiederanstieg geschuldet ist. Über dem berechneten Endstand müssen zwei Meter „trockenes“ Erdreich liegen, ehe die Straße darauf gebaut wird. „Sonst besteht die Gefahr des Grundbruches“, sagt der LMBV-Fachmann. Genau deshalb wird man die alte Trasse zwischen Aussichtspunkt am Graureihersee und Ortslage Koblenz um bis zu 1,20 Meter erhöhen.