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Letzter Aufruf Dresden – Mailand

Sie flog gerade mal einen Sommer. Die erst im März aufgenommene Strecke wird wieder eingestellt. Es gibt zu wenige Passagiere.

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Von Michael Rothe

Dresden. Wer von Dresden aus schnell mal per Flugzeug zum Schuhkauf nach Mailand will oder zum Opernbesuch in die Scala, muss sich beeilen: Am 29. August ist das zum letzten Mal möglich. Dann wird die Ende März gestartete Verbindung nach 155 Tagen wieder eingestellt. Das bestätigte Dresdens Flughafen-Chef Michael Hupe gestern der SZ.

„Die Strecke rechnet sich nicht“, begründet Silke Warnke-Rehm, Sprecherin von Air Dolomiti Deutschland, den Schritt. Im Winter würden die Passagierzahlen erfahrungsgemäß noch schlechter, deshalb sei Ende August Schluss. „Das Potenzial war da“, sagt Warnke-Rehm. Das hätten Umfragen im Vorfeld ergeben. Zahlen zur Auslastung der 46 Plätze in der Propellermaschine will sie nicht nennen.

Die deutsche Mutter der Italiener hält sich bedeckt. „Diese Strecke liegt im Risiko von Air Dolomiti“, so ein Lufthansa-Sprecher. Daher solle sich auch nur jener Regionalpartner in Verona äußern. Als die Strecke startete, galt das nicht. Da gab’s von Lufthansa noch eine eigene Presseinformation.

Flughafen-Chef Michael Hupe bedauerte das nahe Aus der Verbindung. Überrascht war er nicht, denn er kennt noch einen Grund: „Wir wussten, dass die Anbindung mit dieser Maschine endlich war“, sagte er. Der Lufthansa-Konzern trenne sich aus Kostengründen von seinen Maschinen mit weniger als 70 Plätzen. „Und da auch jene ATR-42 nach Mailand zum Verkauf stand, war es nur eine Frage der Zeit, wann sie abgezogen wird“, so Hupe. „Wir wollten wenigstens bis zum Flugplanwechsel im Oktober durchhalten“, sagte er. „Wir hätten noch ein paar Wochen mehr Zeit gebraucht.“ Mit den Passagierzahlen wäre es langsam aufwärts gegangen. Allerdings hätte es wohl nicht für den Kapazitätssprung zur Auslastung eines 72-Sitzers vom Typ ATR-72 gereicht – Voraussetzung für eine längerfristige Verbindung.

Täglich außer sonnabends war die Turboprop-Maschine von und nach Mailand unterwegs. Eins von sieben Auslandszielen, die man in diesem Sommer von der Elbe aus nonstop anfliegen konnte. Nie zuvor konnte „Dresden International“ seinen Namen besser gerecht werden. „Der Versuch war es Wert“, sagte Hupe. Er gebe die Hoffnung nicht auf, dass Mailand wieder im Flugplan steht.

Aschewolke vernebelt Rekord

Das sieht auch der italienische Honorarkonsul in Dresden, Andreas Aumüller, so. Er bedaure die Einstellung, sei aber „zuversichtlich, dass zwei so wichtige Wirtschaftsstandorte wie Sachsen und Norditalien bald wieder eine Flugverbindung haben“. Alles brauche seine Zeit. „Und die Strecke Dresden – London hatte ja auch zwei Anläufe“, so Aumüller.

„Diese Strecke geht richtig ab“, tröstet sich dann auch Flughafen-Chef Hupe. Die Auslastung auf der im April gestarteten Linie zum Drehkreuz Heathrow liege bereits bei über 50 Prozent. Auch die dritte Wochenverbindung von Aeroflot nach Moskau werde gut angenommen, und die Buchungen auf der neuen Strecke nach Basel nähmen deutlich zu. Diese jüngste Auslandsverbindung der Dresdner bedient der Billigflieger Easyjet. „Wenn wir den Test bestehen, ist da noch mehr drin“, sagt Hupe.Der Flughafen-Chef ist mit dem Jahr bisher zufrieden. „Ohne den Ausfall durch die Aschewolke im Frühsommer wären wir auf Rekordkurs“, sagt er. Der bisherige Höchstwert stammt aus dem Jahr 2008. Damals wurden 1,86 Millionen Reisende gezählt – an einem Airport, der für fast doppelt so viele Passagiere ausgelegt ist.

Die Halbjahresstatistik der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) weist Dresden als einen der wachstumsstärksten Airports aus. Rund 818 000 Passagiere bedeuten ein Plus von 4,1 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Zum Vergleich: Der Zuwachs aller 23 deutschen Flughäfen beträgt im Schnitt 1,6 Prozent.Nur den Zivilverkehr gerechnet, hat Dresden auch Leipzig überholt. Die dort bis Ende Juni gezählten 815 000 Passagiere sind ein Minus von 1,9 Prozent. Nur dank der 265 000 zwischengelandeten US-Soldaten bleibt Dresdens Schwester innerhalb der Mitteldeutschen Airport Holding über der Millionenmarke und auf Vorjahresniveau.