Von Katja Schäfer
„Das ist wirklich sehr ärgerlich, dass der Laden zugemacht wird“, sagt Marianne Bräuer, die gerade mit drei Stoffbeuteln in der einen und einem Schirm zum Schutz gegen den Schneeschauer in der anderen Hand den Lebensmittelmarkt in Singwitz verlässt. „Wir haben ja ringsherum nichts anderes mehr, zumal auch Spar in Doberschau jetzt zu ist“, erklärt die Rentnerin, die immer zu Fuß bis von Schlungwitz her kommt.
Mit ihrem Ärger steht sie nicht allein da. Seit sich im Ort herumgesprochen hat, dass die BHG Raiffeisen eG Malschwitz den Einkaufsmarkt im Oberguriger Ortsteil Singwitz Anfang April dieses Jahres schließen will, gibt es kaum ein anderes Thema zwischen den Regalen, in denen neben Lebensmitteln viele andere Dinge stehen, die man im Alltag so braucht.
„Ganz großen Mist finden die Leute das“, fasst eine Angestellte zusammen, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung genannt haben will. Dann saust die Verkäuferin erstmal mit dem kleinen Einkaufszettel eines Jungen los, um die Dinge zusammenzuholen, die seine Mutter aufgeschrieben hat. Sie und ihre beiden Kolleginnen werden zwar künftig wo anders eingesetzt und damit nicht arbeitslos, sind aber trotzdem „wirklich traurig“. „Das war so ein richtiger Dorfladen, wo es fast alles gab und man jeden Kunden kannte“, sagt die Frau an der Kasse und ist sich sicher: „Der wird sehr fehlen.“ Das brachten auch zwei Bürger voller Sorge während der jüngsten Gemeinderatssitzung zum Ausdruck – stellvertretend für viele Singwitzer.
Bürgermeister Harald Bayn hat die Information über die Schließung „mit Entsetzen“ zur Kenntnis genommen. „Diese Entscheidung ist ein praktisches Beispiel der infrastrukturellen Demontage auf dem Lande“, schrieb er an den Vorstand der BHG Malschwitz.
Entsetzen und Verständnis
Und weiter: „Sicherlich können Sie selbst nichts für das Entstehen der neuen Märkte in der Südvorstadt Bautzens, aber ursächlich sehen wir Zusammenhänge. An ältere Menschen wird zunehmend weniger gedacht.“ Die Illusion, dass an der Entscheidung noch etwas zu ändern ist, hat Harald Bayn nicht, denn die BHG schließt den Markt nicht aus einer Laune heraus. „Grund dafür ist der starke Umsatzrückgang, insbesondere 2004, und die sich daraus ergebende weitere Verschlechterung des finanziellen Ergebnisses“, erklärt Joachim Possehn vom BHG-Vorstand und fügt an: „Es hat zwar seit Eröffnung des Marktes eine Subventionierung beim Ergebnis stattgefunden. Das dabei erreichte Ausmaß von 2004 hat diesen Rahmen allerdings erheblich gesprengt.“ Verständnis für die Entscheidung hat deshalb ein Mann mittleren Alters, der mit zwei Dosen Hundefutter den Laden verlässt, „selbst aus der Branche“ ist und anonym bleiben will. Die Singwitzer müssen sich ab 4. April also auf wesentlich weitere Einkaufswege einrichten. Für Autobesitzer ist das sicherlich kein großes Problem. Für ältere Menschen und Leute ohne Fahrzeug dagegen schon. „Ich muss mir dann alles von den Kindern mitbringen lassen oder mal selbst mit dem Bus nach Bautzen fahren. Aber was das dann wieder an Fahrgeld kostet . . .“, überlegt Marianne Bräuer. Auf ein Wort