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Leuben, die Letzte

Nur noch eine Saison spielt die Staatsoperette im maroden Altbau. Er öffnet am Sonnabend zum letzten Tag der offenen Tür.

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© Sven Ellger

Von Kay Haufe

Schön war er, der Mantel der Kurfürstin. Schön groß und schön schwer. Ingeborg Schöpf konnte sich kaum im tannengrünen Samtumhang bewegen, denn der füllte die gesamte Bühne im „Vogelhändler“ aus. „Aber schön war er trotzdem“, sagt die Sopranistin lachend.

Ein Traum in Grün: Ingeborg Schöpf im kiloschweren Mega-Mantel. Sie trug ihn als Kurfürstin im „Vogelhändler“.
Ein Traum in Grün: Ingeborg Schöpf im kiloschweren Mega-Mantel. Sie trug ihn als Kurfürstin im „Vogelhändler“. © Sven Ellger
Dauerprovisorium: Seit 1947 befindet sich die Staatsoperette im ehemaligen Gasthof in Leuben.
Dauerprovisorium: Seit 1947 befindet sich die Staatsoperette im ehemaligen Gasthof in Leuben. © Thomas Lehmann
Basteln in der Holzwerkstatt: Chefmaskenbildner Thorsten Fietze an einer Vorlage.
Basteln in der Holzwerkstatt: Chefmaskenbildner Thorsten Fietze an einer Vorlage. © Sven Ellger
Gags am laufenden Band: Überall in den Umkleide- und Werkstatträumen sind überraschende Utensilien zu finden.
Gags am laufenden Band: Überall in den Umkleide- und Werkstatträumen sind überraschende Utensilien zu finden. © Sven Ellger

Am Sonnabend wird jeder Gast am Mantel-Monstrum vorbeikommen, schmückt er doch in ganzer Fülle das Foyer. Zum letzten Tag der offenen Tür in der Leubener Operette sollen Interessenten Gelegenheit haben, hinter die Kulissen des „Dauerprovisoriums“ zu schauen, bevor das Ensemble und weitere Mitarbeiter 2016 ins Kulturkraftwerk umziehen werden. Und es gibt einiges zu sehen im einstigen Gasthof mit umgebautem Ballsaal, der seit 1947 als Spielstätte genutzt wird. Garderoben in einer Holzbaracke beispielsweise, in denen sich jeder in DDR-Zeiten zurückdenken kann. Auch der Geruch des Flachbaus könnte als historisch bezeichnet werden. „Ich ziehe mich zum Einsingen manchmal auf die Toilette zurück, weil in den Solistengarderoben mit bis zu vier Kollegen einfach nicht genügend Platz und Ruhe ist“, sagt Ingeborg Schöpf.

Wer Glück hat, kann von ihr und vielen anderen Künstlern ausgediente Kostüme erwerben. Kostümdirektorin Katrin Falkenberg hat Dutzende Frauen- und Männerkleider auf Garderobenstangen aufgereiht. Von 10 bis 15 Uhr gibt es zwischen Ballettsaal, Hinterbühne, Kantine, Herrengarderobe und Kapellmeisterzimmer zahlreiche musikalische und theaterpädagogische Angebote sowie Führungen. Zum Abschiednehmen vom alten Haus.