Von Thomas Möckel
Das Pirnaer Rathaus will den fertigen Teufelserker-Komplex ins rechte Licht rücken. Der Bauausschuss gab, trotz Widerstands in den eigenen Reihen, seinen Segen für das Beleuchtungsprojekt.
Es gab Zeiten, da stand es schlecht um das Teufelserkerhaus. Dabei gilt das Gebäude als das symbolträchtigste Baudenkmal in der Pirnaer Altstadt. Vor allem zu DDR-Zeiten verwandelte sich das Haus mehr und mehr in eine Ruine. Der Abriss war bereits beschlossen, als die Bürgerbewegung „Rettet Pirna“ das Bauwerk Ende 1989 doch noch vor dem drohenden Exitus bewahrte.
Nach einem gescheiterten Sanierungsversuch kam erst Bewegung in die Sache, als die Baufirma GEVA das Objekt für 1,28 Millionen Euro kaufte. Für acht Millionen Euro baut sie das Teufelserkerhaus nebst Kernschem und Gotischem Haus wieder auf. Anfang April soll der Komplex eröffnet werden und fortan in neuem Glanz erstrahlen. Damit dieser nie vergeht, will das Rathaus die Gebäude ins rechte Licht rücken. Dafür ließ die Verwaltung von Architekten Pläne für die Gestaltung des Platzes vor dem historischen Gemäuer entwerfen. In die engere Wahl fiel der Vorschlag des Büros Seidel & Zöller. Deren Idee: Die Hauseingänge sollen in ein raffiniertes Licht getaucht und der Platz indirekt beleuchtet werden. Möglich machen das transparente Pflastersteine mit integrierten Lämpchen. Diesen Vorschlag will nun auch der Bauausschuss forcieren. Das Gremium stimmte am Donnerstag der Variante von Seidel & Zöller zu und erteilte die Freigabe für die weitere Planung – gegen den Widerstand aus den eigenen Reihen.
CDU-Stadtrat Volker Rühle sagte, er halte die Idee mit den leuchtenden Pflastersteinen für nicht sinnvoll. So etwas verschandele nur die historische Ansicht. „Ich weiß auch nicht, was die Leute dazu sagen. Bislang hat sie ja noch niemand nach ihrer Meinung gefragt.“
Auch Denkmalamts-Chef Georg Schmitt sprach sich gegen das Projekt aus: „So etwas sollte man lieber lassen.“ Das Licht würde dem Platz einen Charakter verleihen, den das schon schöne Umfeld um die Häuser nicht braucht. Bereits vor einiger Zeit hatte der Sanierungsbeirat die Licht-Idee mit seiner Missbilligung in den Orkus geschickt.
Anscheinend unbeeindruckt vom Gegenwind leitete Baubürgermeister Eckhard Lang (CDU) schon vor der Abstimmung seine Depesche in den Bauausschuss: Er rechne mit keinem großen Verhandlungsbedarf. Das Gremium werde einer Zustimmung sicher nicht ablehnend gegenüber stehen. Lang selbst gehört von Beginn an zu den Befürwortern des Projekts: „Es ist mal was Neues, Eigenwilliges und zugleich der Versuch, Historisches mit Neuem zu verbinden“, verkündete er schon 2002 und bekräftigte nun nochmals: „Ich bin dafür.“
Auch CDU-Stadtrat Hans-Peter Schwerg wärmte sich schon einmal verbal an der baldigen Erleuchtung des Platzes: „Es wird ein wundervolles Spektakel.“ Diese Idee sei „nur zu begrüßen“. Schwerg ist der Schwiegervater vom zuständigen Planer Uwe Seidel.
Einen Gesinnungswandel gab Bauunternehmer und Freie-Wähler-Stadtrat Karl Abbel preis: „Früher stand ich dieser Beleuchtungs-Variante skeptisch gegenüber. Jetzt bin ich dafür, dass wir es mit dieser Gestaltung einmal versuchen sollten.“ Abbel übernahm mit seiner Firma „Hantzsch Bauunternehmen Karl Abbel GmbH“ im GEVA-Auftrag die Rohbauarbeiten im Teufels erker-Komplex. Rühle ließ sich allerdings in seiner kritischen Haltung nicht beirren. Er monierte die hohen Kosten für die leuchtenden Pflastersteine. Diese würden den Haushalt zusätzlich belasten. Weil das Gelände vor dem Haus ein öffentlicher Platz ist, wird die Gestaltung aus der Stadtkasse bezahlt. „Wir bekommen das zu 85 Prozent gefördert. Die Lampen kosten etwa 7 000 Euro, die Betriebskosten sind billiger als die von normalen Straßenlaternen“, versuchte Lang zu beschwichtigen.
Denkmalamts-Chef Schmitt hatte die Zusatzkosten bereits 2002 geschätzt – auf satte 20 000 Euro.