Darum steht Leutersdorf so gut da

Bürgermeister Bruno Scholze (CDU) plaudert nicht gern aus, wie viel Geld die Gemeinde Leutersdorf auf dem Konto hat. Privat verrät das von seinem Konto ja auch niemand, meint er. Nur ist das eben bei öffentlichen Finanzen anders. "Ich weiß, dass andere Kommunen gern unsere Rücklage hätten, und will auf keinem Fall Neid aufkommen lassen", argumentiert er.
"Über fünf Millionen Euro haben wir in der Rücklage. Das reicht um unsere geplanten Baumaßnahmen durchzuführen", gibt er den bohrenden Fragen nach der hohen Kante der Gemeinde dann doch nach. Und fügt aber auch gleich hinzu, dass die vorgesehenen Projekte zum Teil trotzdem nur mit Fördermitteln machbar sind.
"Wir haben immer bescheiden gelebt und gut gewirtschaftet", sagt Bruno Scholze. Leutersdorf ist bisher ohne Kredit ausgekommen. Nach dem Zusammenschluss mit Spitzkunnersdorf hatte die Gemeinde dann zwar einen Kredit, wegen des Darlehns für die dortige Kläranlage. Das ist dann aber sofort abgelöst worden.
Gerade in den Anfangsjahren nach der Wende hatten sich einige Orte durch Kredite mit Zinszahlungen von sechs bis acht Prozent belastet. "Das Geld für die dann folgenden Rückzahlungen haben wir uns gespart", schildert der Bürgermeister. Bis heute ist die Gemeinde schuldenfrei. Und auch beim diesjährigen Haushalt kommt Leutersdorf wieder ohne Kredit aus.
Sparen fängt beim Bürgermeister an
In Sachen Sparsamkeit geht der Bürgermeister im Ort voran. Was man seinem Dienstzimmer nicht ansieht, ist Sparpolitik. Die noch sehr gut erhaltenen Möbel wurden eigentlich schon 2008 ausrangiert. Bruno Scholzes Schreibtisch und der Planungstisch samt Stühlen drumherum stammen vom Büro des ehemaligen Landrates Günter Vallentin. "Die sind doch noch total in Ordnung. Warum soll man die entsorgen", schildert er.
Der Gemeinde ist es zudem gelungen, viele Investitionen für geplante Baumaßnahmen mit Fördermitteln vom Land und Bund zu veredeln. "Und wir haben auch großes Augenmerk auf die Schaffung und den Erhalt von Arbeitsplätzen gelegt", schildert er. Ende 2005 wurden beispielsweise von der Treuhand Lautex-Immobilien gekauft, als diese in Insolvenz ging. Schon im Januar 2006 konnte die Gemeinde Nachfolge-Unternehmen für das Gelände finden.
Mit Steuereinnahmen ist Leutersdorf dennoch nicht gerade gut gesegnet. Aktuell hat die Gemeinde ein Steueraufkommen von durchschnittlich 438,21 Euro je Einwohner. Der Durchschnitt in Sachsen liegt bei 794 Euro.
Bewusst viele Mieteinnahmen geschaffen
Aber Leutersdorf hat sich Einnahmequellen geschaffen. Allein 32 der insgesamt 47 Wohnungen im Eigentum der Gemeinde sind nach der Wende gebaut worden. Am Standort des ehemaligen Kinos wurde ein Wohnhaus errichtet. 15 Wohnungen sind auch in der einstigen Grundschule entstanden, elf hinter dem Gebäude des Pflegeheimes.
Da kommt einiges an Miete zusammen. "Wir haben aber bis jetzt von allen neu gebauten Wohnungen noch nie die Miete erhöht", berichtet Bruno Scholze. Leutersdorf hat außerdem aus eigenen Mitteln ein Pflegeheim und eine Seniorenwohnanlage gebaut. Für beide hat die Gemeinde einen Betreiber gefunden. Und beide Einrichtungen sind voll ausgelastet.
Allein die Vermietung von neun großen Garagen bringt Leutersdorf beispielsweise 10.000 Euro im Jahr ein. Das Geld vom vergangenen Jahr ist sofort wieder investiert worden und floss mit in den Fußwegebau.
Es sind viele kleine Dinge mit denen Leutersdorf Geld spart. "Wir kaufen auch nicht immer für den Bauhof neue Geräte und Maschinen, sondern suchen nach gut erhaltenen gebrauchten", schildert der Bürgermeister. Und Leutersdorf profitiert auch von seinen Bauhof-Mitarbeitern.
Die decken nicht nur den kompletten Winterdienst in den Ortsteilen Spitzkunnersdorf und Leutersdorf ab. Sie erledigen zudem eine ganze Reihe von anderen Aufgaben im Ort selber. Sie pflegen die Grünanlagen, säubern den Bach und übernehmen kleine Reparaturen von Gemeindestraßen. Die Bauhof-Mitarbeiter haben handwerkliche Berufe, wie etwa Schlosser, was bei einigen notwendigen Reparaturen von Vorteil ist, so Bruno Scholze.
Gespart wird auch bei der Straßenbeleuchtung. Die ist im Ort längst auf Energiesparleuchten umgerüstet worden. Seit 1992 werden sie außerdem von 23 bis 5 Uhr abgeschalten.
Aber auch wenig Kosten bei freiwilligen Aufgaben
Allerdings hat Leutersdorf im Vergleich zu anderen Kommunen auch relativ wenige so genannte freiwillige Aufgaben zu finanzieren. Weder in Leutersdorf, noch in Spitzkunnersdorf gibt es ein Freibad oder ein Museum. Beide Ortsteile verfügen über je einen Spielplatz und eine kleine Bücherei. Letzte ist einmal die Woche geöffnet. In Leutersdorf gibt es noch einen kleinen Skaterplatz, den die Gemeinde unterhält. Die Vereine der Gemeinde können die Sporthalle oder Vereinsräume in Spitzkunnersdorf und Leutersdorf kostenlos nutzen und müssen teilweise nur einen kleinen Obolus bezahlen.
Gemessen mit anderen Orten mit etwa der gleichen Einwohnerzahl von rund 3.500, sitzt die Gemeindeverwaltung wohl in dem kleinsten Gebäude. Nach der Arbeitsplatzverordnung von 2021 muss die Gemeinde hierbei nun allerdings handeln. Die Gemeindeverwaltung zieht in die Villa am Zittauer Platz, die bisher mit für die Kindertagesstätte genutzt wurde, wenn diese in den Neubau gezogen ist.
In der Villa sind nicht nur die Räume für die Mitarbeiter größer. Auch in neue Technik und die Umrüstung mit neuer Software werden hier dann die Arbeit erleichtern und effektiver machen. In das neue Gemeindeamt zieht Bruno Scholze allerdings nicht mit ein. Seine Amtszeit endet im Juli 2022.