Von Dorit Oehme
Manche Speisen sind nicht jedermanns Sache. Doch ein herzlicher Spruch kann Brücken bauen. „Gräupchen, mein Täubchen“ ist so einer. Am heutigen Weltgebetstag der Frauen dürfte es in über 170 Ländern der Erde nach polnischer Graupensuppe duften, so die Zutaten überall erhältlich sind. Carola Kreß, die in Possendorf für die Vorbereitung der Feier verantwortlich ist, gesteht: „Dieses Essen koche ich selbst zum ersten Mal.“
Jedes Jahr richten Frauen einer anderen Nation den Weltgebetstag aus. Frau Kreß erinnert sich an die Zubereitung exotischer Gerichte, als die Gastgeberländer weiter entfernt lagen. 2005 nun haben polnische Christinnen das Material zum Weltgebetstag erstellt. Auf vielfältige Art und Weise geben sie damit Einblick in ihr Land, ihre Kultur und ihren Glaubensalltag.
„Während des Vorbereitungstreffens für den Kirchenbezirk ist mir besonders deutlich geworden“, offenbart Carola Kreß, „dass Polen häufig geteilt und jahrzehntelang ganz von der Landkarte verschwunden war.“ „Informiertes Beten – betendes Handeln“ heißt ein Kernsatz des Weltgebetstages.
Timna Konrad, Gemeindepädagogin in Geising, unterstreicht: „Frauen bereiten diesen Tag zwar vor, aber Männer, Kinder und Jugendliche sind ebenso herzlich eingeladen. Letztere haben bei uns zum Beispiel polnische Folkloretänze einstudiert.“ Übrigens wird der Weltgebetstag an vielen Orten, wie beispielsweise in Geising, von Christen verschiedener Konfessionen gemeinsam gefeiert.
Das diesjährige Thema, das der Bibel entnommen ist, heißt: „Lasst uns Licht sein.“ In der evangelischen Kirche von Geising werden im Altarraum sogar Kerzen als Lichterturm strahlen. Während dieses Symbol international ist, werden die Besucher überall mit dem polnischen Segensgruß „Szczesc Boze“ (Gott segne dich) willkommen geheißen.
Zu Besuch im Nachbarland
Pfarrerin Sabine Münch aus Pretzschendorf kommt er trotz Konsonantenhäufung gut über die Lippen, denn im Informationsmaterial ist die Aussprache erklärt. Schwieriger dürfte es mit den polnischen Städtenamen sein, die zur Dekoration an den Wänden hängen werden. Deshalb steht die deutsche Version gleich mit auf den Zetteln. Auch Klänge verbinden. Im Pretzschendorfer Pfarrsaal erklingt heute Musik des polnischen Komponisten und Pianisten Frederic Chopin (1810 bis 1849). „Zur Begrüßung reichen wir natürlich Brot und Salz als Zeichen für Gastlichkeit und Freundschaft, wie es in vielen slawischen Ländern üblich ist“, lädt Pfarrerin Münch zum „Besuch“ im Nachbarland Polen ein.