Von Margarethe Weber
Noch wachsen Gras und Sträucher über dem einstigen Paltzschener See. Geht es nach dem Gestaltungsentwurf einer jungen Frau, könnte hier der zentrale Dorfplatz entstehen. Großzügig angelegt mit einem Kinderspielplatz, Ruhezonen für die Eltern, Raum für die sportliche Betätigung und viel Grün, könnte das der Treffpunkt für Dorfbewohner und Gäste werden.
Für ihr Diplomthema hat Annett Richter die Gestaltung der öffentlichen Freiräume in den Förderdörfern Dörschnitz, Paltzschen und Lautzschen gewählt. Die Absolventin der Fachhochschule für Landespflege in Bernburg verteidigte vor Einwohnern der Ortsteile mit Erfolg ihre Arbeit.
Vorschläge sind gut,
doch das Geld fehlt
„Was die junge Architektin an Entwicklungsmöglichkeiten für die drei Förderdörfer aufgezeigt hat, finden wir gut“, sagt der Lommatzscher Bürgermeister Manfred Elschner. „Das Einzige, was uns fehlt, um die Vorschläge umzusetzen, ist das Geld.“ Sicher sei, dass in absehbarer Zeit keine Eigenmittel für die komplette Umgestaltung öffentlicher Plätze und Räume zur Verfügung stehen. Nur schrittweise sind Veränderungen geplant, ergänzt Bauamtsleiter Christian Heinicke. „Mit Blick auf die 800 Jahrfeier von Paltzschen und Lautzschen in drei Jahren werden wir den Platz an der Linde und die Bushaltestelle in Paltzschen schon in diesem Jahr verbessern“, sagte er. Orientierung sei dann die vorliegende Diplomarbeit. Das Ergebnis werde in die Unterlagen des Planungsbüros einfließen, das im Auftrag der Stadt tätig ist. In dem Radebeuler Büro hatte Annett Richter ihr Praktikum absolviert.
Sonja Römer aus dem Förderdorf Scheerau zieht den Hut vor den Recherchen und den Ideen, die Annett Richter vorstellte. Die ehemalige Dörschnitzerin war zur Verteidigung der Diplomarbeit gekommen, weil sie wissen wollte, wie ihr Heimatdorf in der Zukunft aussehen könnte. „Vom Anliegen her ist es sehr schön“, sagt Frau Römer. Allerdings ist es auch eine Frage des Geldes, das umzusetzen. Sie bedauert, dass die Arbeit so kurz vor dem Ende des Förderdorfprogramms erscheint. „Viele Dörschnitzer haben vor ein, zwei Jahren das günstige Finanzierungsangebot genutzt und ihre Häuser saniert und die Gärten geordnet.“ Zu dieser Zeit gab es aber das Gestaltungskonzept nicht.
Annett Richter erwartet nicht, dass etwas zurückgenommen wird, was in den vergangenen Jahren entstand. „Vielleicht ist der Katalog aber für künftige Vorhaben hilfreich“, hofft sie.
Auffallend bei den Gestaltungsentwürfen der drei Ortschaften sind der Einsatz gleichen Pflasters, der Vorzug für die Laubgehölze Linde, Eiche und Rotdorn sowie ähnlich ausgerichtete Eingangssituationen. Annett Richter begründet ihre Wahl. „In der Lommatzscher Pflege haben alle Orte ähnliche Strukturen“, sagt die frisch gebackene Landschaftsarchitektin. Deshalb sollte in der Entwicklung des Dorfbildes sowohl der eigene Charakter als auch verbindende Elemente wie Straßengestaltung oder der Einsatz von Grünpflanzen beachtet werden. Was der Diplomandin besonders am Herzen liegt, ist das Pflanzen von Laubbäumen, die in diese Gegend gehören. „Sie fehlen aber oft im Dorfbild, dafür machen sich die Nadelbäume in vielen Vorgärten breit“, sagt Annett Richter.
Nicht weniger wichtig für das Dorfleben erachtet die Absolventin, die noch einen Job sucht, einen zentralen Treffpunkt. Durch die Zersiedelung vor allem der kleineren Orte fehlt zumeist ein Raum, der als Dorfplatz zu erkennen ist. In Dörschnitz sind die Bedingungen günstig. Zwischen Kirche und Gemeinschaftshaus bietet sich der Dorfplatz geradezu an. Nur wenige Meter davon entfernt ist der Festplatz, der an den Sportplatz grenzt. Raum genug, um dem Ort ein schmuckes Zentrum zu geben, meint Annett Richter. Auch mit kleinem Geldbeutel könne Sehenswertes entstehen. „Es muss ja nicht alles auf einmal sein.“
Ideen zum Neugestalten
von Gärten und Höfen
Wenn aber etwas im Dorfbild verändert werden sollte, wäre die Diplomarbeit ein Anhaltspunkt. Und das nicht nur für die Kommune. Der Katalog enthält neben Anregungen für die Neugestaltung von Gärten und, Streuobstwiesen, auch Hinweise für Hauseingängen oder Fenster. Bilder zu positiven und negativen Beispielen unterstreichen die Gestaltungsmöglichkeiten.