Familien brauchen Stärkung für den Alltag. Sie brauchen Bildung, Kultur und Sport auf hohem Niveau. „Familie ist wertvoll und muss gepflegt werden“, sagt Lucija Handrikowa, Leiterin des Sorbischen Familien- und Bildungszentrums Lipa in Schmerlitz. Einzigartig in der Lausitz ist der Verein. Im September feierte er sein 15-jähriges Bestehen. Über Erinnerungen, Inhalte und Zukunftspläne sprach die SZ mit der langjährigen Leiterin.
Frau Handrikowa, was bewegt Sie zum Jubiläum 15 Jahre Lipa?
Dankbarkeit bewegt mich. Stolz auf das Erreichte. Wir haben das Lipa-Zentrum von klein auf entwickelt. Als zuverlässige Partner standen und stehen uns zur Seite die Gemeinde Ralbitz-Rosenthal, der Sorbische Schulverein, die Stiftung für das sorbische Volk, das Jugendamt des Kreises und die Volkshochschule Hoyerswerda.
Welche Ursprünge hatte Lipa?
Seit 1969 bis Ende der 1990er-Jahre war im Gebäude noch der Schmerlitzer Kindergarten untergebracht. Im Jahr 2000 gründete sich auf Initiative von mir und weiteren engagierten Bürgern der Verein Lipa. Wir wollten eine Begegnungsstätte schaffen. Mit Bildung und Kultur für alle Generationen. Wir wollten die Zusammengehörigkeit der Familien stärken. Zugleich wollten wir die Erzieherinnen mit Weiterbildungen und Fachwissen für den Alltag rüsten. Es sollte ein Ort des Lernens und des Austausches werden.
Ist das gelungen?
Im Großen und Ganzen ja. Der Name Lipa, also Linde, ist damals gezielt gewählt worden. Der Begriff steht für den Lebensbaum der Sorben. Er steht für tiefe und weit verzweigte Wurzeln. Daran richteten wir unsere Inhalte aus. Es war zunächst ein Sprung ins kalte Wasser. Für ein Jahr übernahm die Gemeinde die Betriebskosten. Dann mussten wir dafür selbst aufkommen. Gleich zu Beginn waren viele rechtliche Fragen zu klären. Es ging vor allem um den Umgang mit den Förderrichtlinien. Stück für Stück arbeiteten wir uns in die Themen hinein.
Was waren die größten Herausforderungen in der Anfangszeit?
Vor allem mussten wir rechtliche Fragen klären. Hier war ein langer Atem gefragt. Hinzu kam die Werbung für unsere Kurse, Projekte und Weiterbildungen. In der Gemeindezeitung, durch Flyer und durch Zeitungen und Hörfunk gingen wir an die Öffentlichkeit. Wichtigstes Ziel war die Anerkennung als gemeinnütziger Träger der freien Jugendhilfe. Allein hätten wir das nicht geschafft. Stattdessen sind wir heute als Mitglied des Sorbischen Schulvereins anerkannter Träger der freien Jugendhilfe. Das ist wichtige Voraussetzung, um kontinuierlich und angemessen Förderung beantragen zu können.
Wie ging es mit der Lipa weiter?
Unsere Kurse, Projekte, Weiterbildungen fassten Fuß. Wir verzeichneten eine stetige Steigerung. 2007 boten wir erstmals das Curriculum für sorbische Erzieherinnen der Kindertagesstätten an. Diese Weiterbildung diente zur Umsetzung des sächsischen Bildungsplanes. Sie hat damals die Erzieherinnen sehr für ihre Arbeit gestärkt. 2008 organisierten wir erstmals die Weiterbildung für Mütter und Väter in Elternzeit. Seit 2009 gibt es regelmäßig den Familienbildungsurlaub „Lebens(t)raum Familie“ im Bischof-Benno-Haus in Schmochtitz.
Was bringt die Zukunft?
Wir wollen bewährte Kurse, Projekte und Weiterbildungen fortführen. Wir sind jedoch auch offen für neue Ideen. Wichtig ist kontinuierliche weitere Zusammenarbeit mit langjährigen Partnern. Erstmals bieten wir ein ganzjähriges Bildungs- und Weiterbildungsprogramm für das Schuljahr 2015 /16 an. Teilnehmer können jetzt langfristiger planen. Ein Ganzjahresprogramm ist praktischer und übersichtlicher als die Planung immer in Semestern.
Wird der wöchentliche Eltern-Kind-Kreis fortgesetzt?
Daran halten wir fest. Verantwortlich ist jetzt mit Barbara Schäfer aus Schmerlitz eine frühere Erzieherin. Jede Woche gibt es für den Kreis ein Thema. Seit Mitte Juni standen zum Beispiel Baden im Lausitzbad Hoyerswerda mit Wassergymnastik, Singen im Morgenkreis mit Gitarrenbegleitung, das Theaterspiel „Unsere Katze Minka“, Gymnastik und Erfahren der Sinnesorgane, die „Geschichte der kleinen Eisenbahn“ und „Wozu Kinder gute Bücher brauchen“ auf dem Programm. Außerdem bieten wir wieder einen Familienbildungsurlaub an. Termin dafür ist der 11. bis 13. Dezember im Bischof-Benno-Haus Schmochtitz. Das Thema heißt „Lebens(t)raum Familie“.
Gespräch: Andreas Kirschke
Kontakt zum Bildungszentrum: Telefon 035796 88889