Von Ina Förster
„Literatur ist der Nährboden einer aufgeklärten Gesellschaft!“ Diese Worte und noch viele mehr gab kein Geringerer als Ministerpräsident Prof. Dr. Georg Milbradt am Sonnabendabend an die Gäste im Ratssaal zu Kamenz weiter. Und freilich auch an die vier Autoren, die sich an diesem Abend in die Lessingstadt aufgemacht hatten, um ihre Preise in Empfang zu nehmen. Bereits zum fünften Mal kam die Auszeichnung aus der Hand eines sächsischen Ministerpräsidenten; für Prof. Dr. Georg Milbradt war es sozusagen eine Premiere. Er spannte den gedanklichen Bogen in seiner Festrede über zahlreiche Themen, welche den Lessing’schen Toleranzgedanken streiften und vergaß auch aktuelle Seitenhiebe nicht, zum Beispiel den zur Pisastudie. „Manchmal gleicht der Griff nach einem Buch heutzutage dem Gang in einen Keller“, gab er zu. Dass sich dieser allerdings lohne und man gerade im Lande eines Lessing wieder mehr auf Sprache und Sprachlichkeit achten solle, war Schlussfolgerung, Wunsch und Vorhaben zugleich.
Die Preisträger des Abends jedenfalls schienen ihre Arbeit schon ganz in den Dienst dieser Sache gestellt zu haben. Förderpreisträger Anke Stelling (Berlin) und Robby Dannenberg (Leipzig) zum Beispiel versuchten dies mit einer gemeinsamen schriftstellerischen Arbeit, einer doppelten Autorenschaft. Herausgekommen sind dabei zwei sehr gelungene Romane. Die junge Mutter war übrigens mit ihrer vier Monate alten Tochter Rita angereist und lockerte den Ablauf der Ehrung angenehm auf. Während ihr geistiger Partner Robby Danneberg kein Mensch von großartigen Dankesworten war, zelebrierte Anke Stelling ihren Dank als anrührendes Gebet.
Auch Christian Lehnert (Müglitztal) stand seinen beiden Kollegen nicht nach. Seine literarischen Zeugnisse kommen in Gedichten daher. „Ich befinde mich im ständigen Spagat zwischen Lyrik und Religion“, sagte er. Kein Wunder, ist Lehnert doch nicht nur Dichter sondern auch Pfarrer. Wortgewandte Laudatoren fanden in seitenweisen Ausführungen die rechten Sätze über ihre Schützlinge, brachten sie dem Publikum näher. Musikalische Abwechslung gab es vom Klarinettenensemble „Black & White“ des Heinrich-Schütz-Konservatoriums Dresden. Und dann war Lessingpreisträger Dr. Hans Joachim Schädlich an der Reihe und damit der Höhepunkt nahe. Nach fast zweieinhalb Stunden Aufmerksamkeit und wissenschaftlichen Erläuterungen ging man danach zum gemütlichen Teil über.
Viel wurde an diesem Abend gefachsimpelt. Ob beim Glas Sekt oder am Buffet, im Rathausinnenhof oder später im Ratskeller des „Goldnen Hirsch“. Die 42. Lessing-Tage haben begonnen und 14 Veranstaltungen folgen nun.