Von Matthias Klaus
Die ersten Stollen sind schon fertig. Janine Löffler, Tochter des Bäckerei-Schwerdtner-Geschäftsführers Wicky Löffler, hat sie getestet, mit den Kollegen in Löbau. Ab Mitte September will die Löbauerin die „echte Dresdner“ in Dresden an Dresdner und Besucher der Landeshauptstadt verkaufen. Was gar nicht so einfach ist.
Denn der Dresdner Stollen ist durch ein Qualitätszertifikat geschützt und als Patent eingetragen. Ein Schutzverband kümmert sich darum, dass der Dresdner Stollen immer gleichbleibend gute Qualität hat. Janine Löffler hat gegen eine Schutzgebühr eine entsprechende Plakette, ein Qualitätssiegel, erworben. „In der Satzung steht, was im Dresdner Stollen mindestens drin sein muss und was nicht hin-eingehört“, sagt die junge Konditormeisterin. Ein bisschen Spielraum gebe es aber, schließlich soll ja auch ein Dresdner Stollen je nach Hersteller einen ganz individuellen Geschmack haben.
Janine Löffler übernimmt eine Backstube mit Cafe an der Dreikönigskirche in Dresden. Drei bis fünf Mitarbeiter möchte sie beschäftigen, los geht es voraussichtlich Mitte September. „In Dresden hat man natürlich doch mehr Möglichkeiten als in Löbau“, sagt Janine Löffler. Sie setze natürlich nicht nur auf den Stollen, sondern auch auf Brot, Brötchen, Pattiserie, also feines Gebäck, Konditorei. „Ich denke schon, dass es in Dresden funktionieren wird“, sagt Janine Löffler. Zum einen habe sie die Eltern als Stütze im Rücken, zum anderen sei der Standort ihrer künftigen Backstube optimal. „Und ich fange in der Stollenzeit an– ein gute Einstieg“, schmunzelt Janine Löffler.
Die Bäckerei Schwerdtner hat in und um Dresden bereits 16 Filialen, inklusive der von Janine Löffler. In der Oberlausitz kommen 25 weitere hinzu, von Bautzen über Ebersbach bis Bernstadt, in Löbau allein sechs.
Der Ursprung der Bäckerei-Geschichte liegt weiter östlich. Walter Schwerdtner hatte 1937 in Lauban eine Bäckerei gegründet. 1952, nach der Aussiedlung, ging es am Nikolaiplatz mit dem Betrieb weiter. Siegfried Löffler übernahm 1975 das Unternehmen. Nach den gesellschaftlichen Veränderungen wurde die Produktionsstätte bald zu klein, die frühere Konsumbäckerei Löbau wurde daher aus- und umgebaut. Neben den Bäckerei-Filialen gehören zum Unternehmen mehrere Cafes in Görlitz, Dresden und in Löbau. Für ihre Produkte hat die Firma schon einige Auszeichnungen bekommen, unter anderem für die unternehmerische Gesamtleistungen, den Großen Preis des Mittelstandes,
Für Janine Löffler ist der Sprung ins kalte Dresdner Wasser kein Problem. „So lange man jung und ungebunden ist, sollte man sich schon mal anderswo umsehen, über den Tellerrand schauen“, sagt sie. Insofern sei es für sie kein Problem, aus Löbau wegzugehen. In Dresden hat die Konditormeisterin schon einen Freundeskreis und seit drei Monaten auch eine eigene Wohnung.