Bergmusikanten starteten als Fanfarenzug

Als vor wenigen Wochen der 50. Geburtstag der „Löbauer-Berg-Musikanten“ gefeiert wurde, gab es auch würdigende Worte für den Crimmitschauer Hans-Wolfgang Konrad.
Gilt doch der heute 85-Jährige als Gründungsvater des Orchesters, das vor 50 Jahren noch „Zentraler Fanfarenzug der FDJ des Kreises Löbau“ hieß. Am 15. November wurde der Klangkörper gebildet, entstanden durch die Fusion der bereits bestehenden Fanfarenzüge Kottmarsdorf und Niedercunnersdorf. Beide Formationen hatte der musikbegeisterte Konrad, der damals in Kottmarsdorf wohnte, ins Leben gerufen, den Kottmarsdorfer bereits im Sommer 1966.
Hans-Wolfgang Konrad verstand es, mit Unterstützung von ehrenamtlichen Übungsleitern Kinder und Jugendliche für ein Instrument zu begeistern und dabei auch deren Eltern einzubeziehen. Dafür scheute er keine Mühen. Überliefert ist, dass er, der damals kein Auto besaß, an einem eiskalten Wintertag mit Temperaturen um minus 25 Grad nach Großschweidnitz lief, um bei einem Elternabend in der dortigen Schule für das Fanfarenzugprojekt zu werben. Diese Werbung für eine Freizeitbeschäftigung, bei der man lernte, die Fanfare zu blasen oder die Marschtrommel zu schlagen, verfehlte ihre Wirkung nicht.

Bald bekundeten auch Schüler aus weiteren Gemeinden wie Groß- und Kleindehsa oder Cunewalde ihr Interesse. Da nur Übung den Meister machte, nahmen sie wöchentliche Proben, Weiterbildungsferienlager und Übungsleiterlehrgänge auf sich. Die Mühen wurden belohnt, wenn die jungen Musikanten in optisch wirksamer Kleidung bei Musikschauen oder Konzerten überzeugten, sei es als Stabführer, Fanfarenbläser, Marschtrommler oder Beckenschläger. Als beispielsweise im Oktober 1970 in und um Dresden ein großes Jugendfestival stattfand, da spielte der Löbauer Fanfarenzug in Radebeul und auf dem Dampfschiff „Meißen“. Zudem hatte die Berufung des Zentralen Fanfarenzuges in das FDJ-Bezirksmusikkorps Dresden die Auftrittsmöglichkeiten erweitert.
Joachim Gocht prägte das Ensemble
Zählte der Fanfarenzug bei der Gründung 1969 noch rund 50 Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 20 Jahren, erhöhte sich die Mitgliederzahl fünf Jahre später bereits auf etwa 100. Folgerichtig wurde aus dem Zentralen Fanfarenzug Löbau in der Mitte der 1980er Jahre das Zentrale Fanfarenorchester Löbau, ehe im Oktober 1990 die Gründung des Musikvereins „Löbauer-Berg-Musikanten“ erfolgte. 1994 übernahm Joachim Gocht aus Leutersdorf die musikalische Leitung des Klangkörpers und prägte ihn maßgeblich.
Diese jüngere Geschichte der Bergmusikanten, die mit der Wende begann, ist bekannt. Aber auch die ersten 20 Jahre haben sich in der Chronik ihren Platz gesichert.