Von Catharina Karlshaus
Wenn der ELLO einen guten Tag hat, dann rollt er los. An schlechten bleibt das Feuerwehrlöschfahrzeug Marke LO 3000 einfach stehen. Nach einhundert Metern spätestens, weil dann die Bremsen blockieren – eine besonders lästige Eigenschaft des ohnehin in die Jahre gekommenen Modells. Immerhin, als das heute noch von der Feuerwehr im Priestewitzer Ortsteil Böhla genutzte Gefährt gebaut wurde, schrieb man das Jahr 1970.
Dass es einmal so lange in den Diensten der freiwilligen Helfer stehen würde, spricht einerseits für sich. Andererseits macht es nur allzu deutlich, mit welchem Stand der technischen Ausrüstung sich einige Gemeinden herumplagen müssen. „Das ist wirklich ein ganz großes Problem für uns. Wir müssen gewährleisten, im Ernstfall zum Einsatz fahren zu können“, sagt Gerd Kokisch. Wie der Ortswehrleiter betont, sei das mit eben jenem ELLO und einem weiteren Exemplar der Modellreihe von 1978 nicht selten ein Glücksspiel. Neben der Frage, ob es überhaupt möglich ist, tagsüber einen Großteil der 25 aktiven Mitglieder alarmieren zu können, wäre die Einsatzfähigkeit der Fahrzeuge eine weitere Unsicherheit. Und das, obgleich die Böhlaer Wehr im Gebiet die einzige ist und überdies kein Wasserreservoir in der Nähe sei. „Schon deshalb ist uns daran gelegen, so schnell wie möglich die zwei ELLOs gegen ein modernes Fahrzeug einzutauschen“, gibt Gerd Kokisch zu.
Allerdings: So schnell wird das nicht möglich sein. Priestewitz werkelt zwar an der Aktualisierung des vorgeschriebenen Brandschutz-Bedarfsplans, den Großenhains Stadträte am vergangenen Mittwoch beschlossen haben. Ein dicker Wälzer, in welchem eben auch festgeschrieben ist, was an Geräten, Fahrzeugen und Technik angeschafft werden muss. „In der praktischen Umsetzung können wir uns aber auch nur an den vorhandenen finanziellen Mitteln orientieren. Und da sind in diesem Jahr für keine unserer insgesamt sieben Ortswehren größere Anschaffungen geplant“, dämpft Susann Frentzen (parteilos) die Erwartungen. Wie die Bürgermeisterin betont, falle es der Verwaltung schwer, auf diesem Gebiet zu sparen. Gut 150 Feuerwehrleute – die zum Wohle anderer einsatzbereit sein müssten – verdienten es einfach, modern und sicher ausgestattet zu sein. „Doch der Nachholbedarf ist bei uns einfach zu groß. Da ist seit Jahren versäumt worden, zu investieren und nun geht nicht alles auf einmal.“
Denn fast unglaublich, aber wahr: Bis zum vergangenen Jahr habe es in ganz Priestewitz nur einen Funkrufempfänger für Alarmierungszwecke gegeben. Mittlerweile seien 50 Kameraden mit diesen kleinen, tragbaren Geräten ausgestattet. Doch um Fahrzeuge im Wert von mehreren hunderttausend Euro kaufen zu können, ist kein Geld da. „Das müssen und werden wir in den kommenden Jahren angehen und hoffen, dass wir dann auch die notwendigen Fördermittel bewilligt bekommen“, so Susann Frentzen.
Bis es so weit ist, werde die Arbeit der Wehren den Möglichkeiten angepasst. Das bedeutet: Wird die Priestewitzer Wehr alarmiert, rückt automatisch die des Nachbarortes Strießen mit aus. In Lenz und Böhla werde es ebenso gehalten. „Wir bündeln Technik und Personal gezielt, sodass es keinerlei Engpässe gibt, gewissermaßen im Rendezvousverfahren, wie die Feuerwehrleute dazu sagen“, erklärt Susann Frentzen.
Tröstlich für die Verwaltungschefin dürfte dabei sein, dass ihre Gemeinde kein Einzelfall ist. Während es Großenhain gelungen ist – bis auf ein älteres Überbleibsel in Görzig aus dem Jahre 1976 – seine Fahrzeugflotte kontinuierlich zu modernisieren, kämpfen Gemeinden wie Ebersbach mit ähnlichen fahrbaren Urgesteinen. „Unser ältester Wagen stammt von 1966, und mit dem fahren wir sogar noch zum Einsatz“, so Jörg Weitze. Seit 2006 ist er Gemeindewehrleiter von Ebersbach und als solcher nur allzu vertraut mit den finanziellen Zwängen, unter denen die Arbeit der 160 Aktiven, verteilt auf sieben Wehren, koordiniert werden muss. Dass das jüngste Fahrzeug Baujahr 2003 ist, stört den 49-Jährigen nicht. „Wir haben letztes Jahr 35 Einsätze gehabt, und die haben wir alle bewältigt. Unsere Technik leistet gute Dienste, und wir werden sie in den nächsten Jahren je nach Prioritätenliste nachrüsten.“ Wann genau das sein wird, weiß der Ebersbacher Wehrleiter ebenso wenig wie seine Amtskollegen in Priestewitz. Und ob die ELLOs rollen – erst recht nicht.