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Löwen-Apotheke kehrt zurück

Kerstin Boragk ist derzeit die glücklichste Apothekerin Deutschlands. Daran war vor einem halben Jahr nicht zu denken.

Von Thomas Riemer
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Kerstin Boragk (Mitte) kann beim Umzug der Löwen-Apotheke erneut auf zahlreiche Helfer zählen. Am Donnerstag öffnet das Haus Hauptmarkt 7 wieder für die Kunden.
Kerstin Boragk (Mitte) kann beim Umzug der Löwen-Apotheke erneut auf zahlreiche Helfer zählen. Am Donnerstag öffnet das Haus Hauptmarkt 7 wieder für die Kunden. © Anne Hübschmann

Großenhain. An einem der Regale muss mit der Säge nachgebessert werden. Nach den nötigen Bauarbeiten in der Großenhainer Löwen-Apotheke passt es nicht mehr wie vorher. Im Kundenraum versucht Julia Tege, Ordnung in das sogenannte Generalalphabet der Arzneien zu bekommen, während Kerstin Radtke Säfte, Dragees oder Tee in die Regale stapelt. "Wir machen's uns hier wieder gemütlich", sagt Kerstin Boragk lachend. Und gesteht, dass sie wohl derzeit Deutschlands glücklichste Apothekeninhaberin ist.

Denn am Mittwoch ist in der Löwen-Apotheke am Hauptmarkt 7 ein Drama in vier Akten mit dem Umzug an die gewohnte Wirkungsstätte zu Ende gegangen. Es begann mit dem ersten Akt im Januar. Da hatten Kollegen festgestellt, dass oberhalb der Eingangstür Wasser aus der Decke tropft. Schon da war klar: Hier wird es auf absehbare Zeit keinen regulären Apothekenbetrieb geben können. Wenig später war dann das gesamte Ausmaß spürbar: "Löwen-Apotheke ist einsturzgefährdet", lautete die Schlagzeile vom 10. Januar. 

Damit war der zweite Akt programmiert. Innerhalb kürzester Zeit und mit Hilfe der Mitarbeiter, von Freunden, Bekannten und Verwandten wurde ein Notquartier gesucht, gefunden und bezogen.  Warenbestand im Wert von 250.000 Euro mussten von jetzt auf gleich geborgen und an einen sicheren Platz gebracht werden. Eine Sisyphusarbeit, angesichts von Tausenden Päckchen, Dosen, Flaschen und Tuben.  Nur gut, dass ein Ausweichquartier im gerade leer gewordenen Geschäft neben der Polizei zur Verfügung stand.

Jens Schmalfuß (li.) und Jens Hoffmann von der Firma Awinta sind für computertechnische Fragen zuständig.
Jens Schmalfuß (li.) und Jens Hoffmann von der Firma Awinta sind für computertechnische Fragen zuständig. © Anne Hübschmann
Vorfreude auf die gewohnte Umgebung herrscht bei Kerstin Radtke.
Vorfreude auf die gewohnte Umgebung herrscht bei Kerstin Radtke. © Anne Hübschmann
Julia Tege hatte am Mittwoch alle Hände voll zu tun mit der Sichtung des Generalalphabets.
Julia Tege hatte am Mittwoch alle Hände voll zu tun mit der Sichtung des Generalalphabets. © Anne Hübschmann

Den dritten Akt beschreibt Kerstin Boragk mit zwei Worten: durchhalten sowie hin- und herflitzen. Ein halbes Jahr lang mussten die Beschäftigten in den vergleichsweise kleinen Räumlichkeiten den Betrieb ohne nennenswerte Einschränkungen für die Kundschaft organisieren. Und das auch noch unter dem Einfluss von Corona, wo gerade Apotheken mehr denn je als Ansprechpartner gefragt waren.

Nun also der Rückzug ins Stammhaus nach einem halben Jahr. Kerstin Boragk räumt ein, dass sie einige Zeit nicht daran gedacht hat, dass es letztlich doch so schnell geht. Auch wenn es am Mittwochvormittag tatsächlich noch ziemlich wuselig zugeht. Wieder sind Familie, Bekannte und Freunde eingesprungen, um zu helfen.

 Arbeit ist ausreichend da. So manches Regal passt nicht mehr, die gewohnte Theke muss erst einmal zu einer Reparatur und durch eine Übergangslösung ersetzt werden. Jens Schmalfuß und Jens Hoffmann von der Firma Awinta aus Bietigheim, Marktführer für Apothekensoftware, sind damit beschäftigt, die Computertechnik zu installieren. 

"Am Donnerstag wollen wir in vollem Umfang drin sein", nennt Kerstin Boragk das sportliche Ziel. Vorerst kann nur das Erdgeschoss genutzt werden. Das hat Auswirkungen auf den Notdienst, den die Löwen-Apotheke seit Januar nicht absichern kann und auch zunächst nicht wird. Denn der dafür vorgesehene Raum fürs Notpersonal steht noch nicht zur Verfügung.

Die ersten Kunden wagten sich noch während des Umzugs am Mittwoch zögernd in die Apotheke, um ein Rezept einzulösen. Diesmal noch musste sie Kerstin Boragk ins Notquartier gegenüber verweisen. Doch jetzt kann sie quasi das Schlusskapitel des Dramas beenden.

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