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Lohmener fordern raschen Schutz vor nächstem Hochwasser

Einwohner haben Angst vorm nächsten Regen.Sie fordern kurzfristige Maßnahmen. Doch frühestens 2011 geht es los.

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Von Heike Sabel

Eine Stunde hörten sich die Lohmener am Donnerstagabend geduldig von Bürgermeister Jörg Mildner an, was sie mehr oder weniger wussten. Wie viel Wasser im Juli und August auf ihre Grundstücke niedergegangen war, hatten sie selbst erlebt. Mit vielen Zahlen wissen die Lohmener nichts anzufangen. „Es muss so sein, dass ein wirklicher Schutz für die da Leute ist“, sagte eine Einwohnerin unter dem Beifall der anderen. Die Lohmener haben Angst und wollen damit ernst genommen werden.

Welche Hilfen gibt es vonseiten der Gemeinde?

Die Gemeinde wird die ihr zustehende Soforthilfe in Höhe von 13000 Euro an die Betroffenen weitergeben. CDU-Gemeinderat Manuel Wiesner schlug bereits vor, Rechnungen z.B. für Container einzureichen. Die Gemeinde bietet mit der Sächsischen Aufbaubank bei Bedarf Beratungstermine an.

Was können die Lohmener noch selbst tun?

Werner Jähne war zweimal betroffen. Mit dem Geld der Versicherung hat er Vorsorge betrieben. „Mehr kann ich nicht tun“, sagt er jetzt. „Ich bin mir bewusst, dass wir damit leben müssen, aber wir müssen auch lernen, das Gemeinwesen zu schützen.“ Dazu gehört für ihn auch, Druck für Veränderungen zu machen. So hat er sich wegen der Zufahrt zu einem Feld am Ortseingang aus Richtung Pirna an die Gemeinde gewandt. Zufahrt und Feld sind auf gleicher Höhe, somit schießt das Wasser über die Straße. Inzwischen hat das Straßenbauamt die Agrargenossenschaft bereits aufgefordert, das Problem zu lösen.

Welche Schutzmassnahmen plant Lohmen?

Einen Tag vor dem Juli-Hochwasser hatte der Technische Ausschuss beschlossen, Planungen zum Hochwasserschutz im Bereich des Viehbicht und auf der Kastanienallee fortzuführen. Der offene Graben aus Richtung Bahnbrücke soll nicht mehr begrünt werden, um einen schnelleren Ablauf zu sichern. Auch über eine Verbreiterung werde nachgedacht. Geplant ist auch ein zusätzlicher Regenwasserkanal in der Kastanienallee unterhalb der Bahnbrücke. Im Kreuzungsbereich von Kastanienallee und Basteistraße soll das Wasser des Forellenflüsschens mit dem aus der Kastanienallee zusammenfließen und durch Rohre abgeleitet werden. Eine Realisierung der Maßnahmen im nächsten Jahr sei die optimistische Variante, sagte Bürgermeister Mildner. Das ist vielen Lohmenern zu lange. Im Zusammenhang mit dem Bau der Pirnaer Straße soll das Regenwasser schon vor Lohmen aufgefangen werden. Mit dem Bau der Straße ist auch die Erneuerung des Durchlasses vorgesehen. Doch wann das passiert, ist offen. Für den Straßenbau ist das Straßenbauamt Meißen-Dresden zuständig.

Was wird mit Mühlsdorf?

Die Mühlsdorfer haben alles von den Feldern und dem Wald abbekommen. Sie fordern deshalb offene Gräben hinter ihren Grundstücken. Doch Bürgermeister Mildner warnt vor zu vielen Gräben. Die Richard-Wagner-Straße werde in einigen Bereichen eine Entwässerung erhalten. Die werde aber nicht alles Wasser vom Feld schaffen. Mildner plädiert für Flächen, auf denen das Wasser stehen kann, auch wenn darunter mal ein paar Tomaten oder Radieschen leiden. Anders sei dem Problem nicht beizukommen. „Einen hundertprozentigen Schutz wird es nicht geben, wir können nur die schützen, die am tiefsten liegen“, sagt er.

Warum geht das nicht schneller?

Viele Einwohner drängen auf schnelle Lösungen. Den Vorschlag eines Lohmeners, das Rohr am Bahndamm wieder zu öffnen, will die Gemeinde prüfen. Ein anderer Vorschlag ist das Auffüllen der Senke vor dem Wasserwerk. Die Lohmener wollen nicht tatenlos zusehen, wie der Regen sie beim nächsten Mal wieder unter Wasser setzt. Bürgermeister und Bauamtsleiter verteidigen ihre Strategie: „Es gibt nur eine wirkliche Lösung, und das ist die große, doch die geht nicht von heute auf morgen.“

Warum wurden die Bürger nicht eher informiert?

Mehrere Lohmener kritisieren, nicht in die Pläne einbezogen bzw. falsch informiert worden zu sein. So ist einem Anwohner der Pirnaer Straße bisher nicht klipp und klar gesagt worden, dass sein Grundstück als Überflutungsfläche vorgesehen ist. Andere beklagen, dass sie nicht auf die Gefahr des Regenüberlaufbeckens am Viehbicht hingewiesen wurden. „Wenn die Vorplanung vorliegt, gehen wir auf die Leute zu“, sagt Bauamtsleiter Nestler. Viele befürchten, dass dann alles zu spät ist. Veranstaltungen wie die Einwohnerversammlung am Donnerstag sollen auch künftig stattfinden, fordern die Lohmener.