Von Jürgen Müller
Die Mittelschule Lommatzsch hat wahrscheinlich das Ziel verfehlt, genügend Anmeldungen zu erhalten, um im kommenden Schuljahr zwei fünfte Klassen aufzumachen und damit die von Kultusministerium geforderte Zweizügigkeit zu erreichen. Nach Informationen der SZ gab es 36 Anmeldungen. Das sind vier zu wenig. Für eine Klasse ist eine Mindestschülerzahl von 20 vorgeschrieben. Schulleiter Otto Kremer kennt zwar die genaue Zahl, wollte sich gestern aber nicht äußern. „Diese Zahlen werden erst im Mai bestätigt“, sagt er.
Stadtrat macht Sondersitzung
Amtsverweser Christian Heinicke (CDU) ist über die Anmeldungen noch nicht informiert. Er hat für kommenden Donnerstag zu einer Sondersitzung ins Schützenhaus eingeladen. „Ich hoffe, dass möglichst viele Lommatzscher kommen und das Haus voll ist“, so Heinicke. Eingeladen worden sind auch Ministerpräsident Georg Milbradt und Kultusminister Steffen Flath (beide CDU) wie Vertreter des Regionalschulamtes. Bisher hat keiner der Eingeladenen seine Teilnahme an dieser Sitzung zugesagt. Fest steht hingegen, dass Landrat Arndt Steinbach zur Sitzung kommen wird. Der Landkreis steht fest hinter der Schule, wie Büroleiter Thomas Rösch sagt: „Lommatzsch ist Bestandteil unserer Schulnetzplanung und erhält von uns jegliche Unterstützung.“
Der Stadtrat wird an diesem Tag eine Resolution verabschieden. Gleichzeitig startet eine Unterschriftenaktion für den Erhalt der Mittelschule. Diese wird voraussichtlich zwei Wochen lang gehen. Danach sollen die Unterschriften gemeinsam mit der Resolution dem Kultusministerium übergeben werden. „Natürlich sind diese Unterschriften eine rein symbolische Aktion, die zeigen soll, wie sehr unsere Leute hinter ihrer Einrichtung stehen“, sagt Heinicke.
Optimistisch ist CDU-Stadtfraktionschefin Ruth Schneider, auch wenn sie die Zahl von nur 36 Anmeldungen kennt. „Die stammt allerdings aus der Vorwoche. Ob noch welche dazu gekommen sind, weiß ich nicht“, sagt sie. Ruth Schneider hofft, dass die Schule eine Ausnahmegenehmigung bekommt, falls die nötige Schülerzahl nicht erreicht wird. In der vergangenen Woche saß die Fraktion mit der Regionalschulamt zusammen. Irgendwelche Zusagen habe es dabei aber nicht gegeben. „Derzeit ist alles in der Schwebe“, sagt Albrecht Paditz, der sich an die Spitze einer Bürgerbewegung, bestehend aus Vertretern der Kirche, des Handels- und Gewerbevereins, der Sportvereine und der Stadt. gebildet hat. Paditz erwartet auf der Stadtrat-Sondersitzung eine „massive Willensbekundung“ der Lommatzscher zu ihrer Schule. „Wenn schon kein Minister kommt, dann hoffe ich, dass sich wenigstens ein Staatssekretär blicken lässt. Das sind schließlich die Leute, welche die Entscheidungen treffen“, so Paditz.
Schließungen unvermeidbar
Zwei Monate nachdem die Diskussion um den Schulstandort in Lommatzsch läuft, hat sich nun auch die CDU/DSU-Kreistagsfraktion zu Wort gemeldet. Sie sei für den Erhalt der Mittelschule und unterstütze die Betroffenen bei ihren Bemühungen, ein ortsnahes Mittelschulangebot zu sichern. Es müsse zunächst alles getan werden, um die vom Schulgesetz vorgesehenen Mindestanforderungen an einen qualitativen Schulbetrieb zu erfüllen. „Schulschließungen sind für uns alle bitter, aber angesichts einer sich halbierenden Schülerzahl unvermeidbar“, heißt es weiter.