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Loschwitzer heiß auf Drachenboot-WM

Gleich drei Teams vom Club am Blauen Wunder gehen in Ravenna an den Start. Dafür müssen sie jetzt fast täglich auf die Elbe.

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Von Kay Haufe

Rhythmisches Trommeln in Elbnähe kann nur eins bedeuten: Die Drachenboot-Paddler sind wieder unterwegs. Derzeit steigt ihre Zahl in ungeahnte Höhen, denn die Hobbymannschaften trainieren bereits für das Festival am letzten Juniwochenende. Unter den Paddlern sind aber stets auch die Profis vom Wassersportverein „Am Blauen Wunder“. Drei ihrer Teams sitzen nun besonders oft im Boot. Sie haben sich für die Weltmeisterschaft der fliegenden Drachen Anfang September qualifiziert. Rund 6 000 Paddler treten dann im italienischen Ravenna gegeneinander an. „Bis dahin müssen wir noch richtig in Schwung kommen“, sagt Steffen Bender.

Für den 51-Jährigen ist es die erste WM, an der teilnimmt. „Ein überragendes Gefühl“, sagt er. Bender paddelt im Boot der Elb Meadow Masters. Und das gleich zweimal. Ein Team besteht ausschließlich aus Männern der Altersklasse Ü 50. Im zweiten gleichnamigen sitzen Frauen und Männer gleichermaßen und nennen sich Mixed. Um international konkurrenzfähig zu sein, stehen drei Trainingslager an sowie zwei Wettkämpfe. „Aber das würde alles nicht funktionieren, wenn wir nicht regelmäßig im Club trainieren würden“, sagt Heike Kranz. „Fünf- bis sechsmal bin ich pro Woche im Boot auf der Elbe unterwegs oder stemme Gewichte“, sagt die 53-Jährige. Das sieht man der zierlichen Mitarbeiterin einer Wohnungsgenossenschaft keineswegs an. „Aber ohne Kraft sieht man im Boot auf den letzten Metern ziemlich alt aus“, sagt Kranz, die bei den Blue Wonder Ladies und ebenfalls im Mixedboot fährt.

Sie kennt die Lethargie, die bei einer langen Distanz aufkommt. „Dann hilft nur noch der Trommler“, sagt sie, und Steffen Bender nickt. Denn anders als Nicht-Paddler glauben, gibt der Trommler keineswegs den Rhythmus vor. Er nimmt ihn vielmehr vom Schlagmann in der ersten Reihe ab und gibt ihn an die Mannschaft weiter. „Parallel dazu ist er aber unser bester Motivator und schreit gehörig rum. Wenn wir als lasche Fuffis bezeichnet werden, kommen wir noch mal auf Touren“, sagt Steffen Bender. Für ihn ist das Drachenboot-Paddeln mittlerweile der perfekte Sport. „Nirgendwo sonst wird die Rückenmuskulatur so gekräftigt“, sagt er. Schon 1995 hat Bender das erste Mal beim Elbhangfest Drachenboot-Feeling gespürt. Doch aufgrund des Berufes fehlte die Zeit zum aktiven Sport. Seit 2008 sitzt er nun regelmäßig mit 19 weiteren Paddlern, Trommler und Steuermann auf der schmalen Bank im Boot. „Ich fand es toll, dass ich auch als Quereinsteiger und ohne Vorbildung hier willkommen war“, sagt er. „Und wo kann man schon mit über 50 erstmals an einer WM teilnehmen?“

Dass Alter überhaupt keine Rolle beim Drachenbootpaddeln spielt, beweist Manfred Gläser. Mit 76 Jahren ist der ehemalige Kanuslalom-Weltmeister von 1961 der Älteste im Team der Silverbacks. Darin fahren Dresdner und Magdeburger Paddler gemeinsam zur WM.

Wer Lust hat, selbst ins Boot zu steigen, kann das praktisch an jedem Wochentag ab 18.15 Uhr. Um diese Zeit fährt immer ein Boot nahe des Vereinshauses auf der Fidelio-F.-Finke-Straße 12 ab. Besonderen Spaß verspricht auch der Malter-Talsperren-Cup, zu dem sich Mannschaften jetzt anmelden können. Dort wird es ein 800-Meter-Verfolgungsrennen geben, das auf der Elbe nicht möglich ist.