Von Markus Tichy
Hundert Jahre wäre die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren in diesem Jahr geworden. Überall auf der Welt wird das gefeiert. Auch in Döbeln. Der Kölner Geschichtenerzähler Klaus Adam gestaltete am Sonnabend auf Einladung von Kästner-Buchhandlung und Bibliothek ein Familien-Programm für Lindgren-Fans.
Rund 50 große und kleine Zuhörer wollten sich diese Veranstaltung im Rahmen der 3. Literaturtage Mittelsachsens nicht entgehen lassen. Mit ebenso erwartungsvollen wie ein wenig skeptischen Blicken saßen und kauerten sie im Veranstaltungsraum der Stadtbibliothek: Was kann uns dieser Klaus Adam („Noch nie gehört.“) schon anderes vortragen, als dass, was wir ohnehin aus Büchern und Filmen über Pippi Langstrumpf, über Lotta aus der Krachmacherstraße und die Kinder aus Bullerbü kennen? Abwarten.
Muschi Mau und der Drache
Klaus Adam singt erstmal ein Lied über die schwangere Katze „Muschi Mau“, die eines ihrer Jungen nach der Geburt auffrisst. Die Kinder schauen ungläubig, die Erwachsenen auch. Muschi Mau? Ist das ein Lied von Astrid Lindgren? Ist es nicht. Klaus Adam nutzt den Wolf- Biermann-Song als Überleitung zur Geschichte vom Drachen mit den roten Augen. Und im Nu zieht Adam die Zuhörer mit dieser weniger bekannten Lindgren-Erzählung in seinen Bann. Die Kinder dürfen rülpsen wie der kleine Drache und Mutmaßungen über dessen Speiseplan anstellen. Klaus Adam schauspielert, plaudert, zieht Grimassen, zaubert. Dann kommt auch Pippis Goldschatz ins Spiel und die bockige Lotta aus der Krachmacherstraße, die ihren Pullover zerschneidet. Klaus Adam zeichnet wortreich die Welt der Astrid Lindgren; hier lässt er ein bisschen weg, dort dichtet er etwas hinzu. Am Ende des Programms kann keine Rede mehr sein von Skepsis. Und die Drachen-Geschichte könnte man ja gelegentlich nochmal nachlesen.