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Ludvik Kuba und die Lausitz

Ich werde mit stolzer Freude erfüllt sein, wenn es mir gelingen sollte, der wunderschönen Lausitz dienlich zu sein“, schrieb 1922 der tschechische Maler, Folklorist und Schriftsteller Ludvik Kuba (1863-1956) über seine Lausitz-Besuche in der Zeitschrift Luzica.

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Von Andreas Kirschke

Ich werde mit stolzer Freude erfüllt sein, wenn es mir gelingen sollte, der wunderschönen Lausitz dienlich zu sein“, schrieb 1922 der tschechische Maler, Folklorist und Schriftsteller Ludvik Kuba (1863-1956) über seine Lausitz-Besuche in der Zeitschrift Luzica. Wohl niemand vermochte derart vielfältig das sorbische Leben zu dokumentieren: in Trachten, Liedern und Tänzen - von der Ober-lausitz über die Mittellausitz bis hin zur Niederlausitz.

„Er war ein Kosmopolit. Und er hat versucht, dies ins Bewusstsein der Völker zu rücken“, meint Marko Kowar, Vorsitzender des Vorbereitungskomitees Lausitz 2003. Dieser Tage unterschrieb er mit Dr. Jan Krist, dem Leiter des Hauses für Volkskultur Straznice (Tschechien), einen Kooperationsvertrag. Es ging um das anderthalbstündige sorbisch-tschechische Folkloreprogramm „Ludvik Kuba und die Lausitz“. Sieben sorbische und zwei tschechische Gruppen führen es auf. Zunächst am 27. Juni zum 58. Internationalen Folklorefestival in Straznice (Tschechien). Später, am 13. Juli, zum Internationalen Folklorefestival „Lausitz 2003“ in Crostwitz. Die Finanzierung des Projektes erfolgt zum Teil aus dem deutsch-tschechischen Zukunftsfonds, zudem durch die Landratsämter Bautzen und Kamenz, die Stadt Bautzen, die Stiftung für das sorbische Volk und Sponsoren.

Von sorbischer Seite (insgesamt rund 150 Akteure!) beteiligen sich die Tanzgruppe Schmerlitz, die Folkloregruppe Sprjewjan, das Dorfensemble Höflein, die Blaskapelle Horjany aus Horka, das Folkloreensemble Schleife, die Schleifer Kantorki und der Trachtenverein „Spinte“ aus Sielow. Von tschechischer Seite bringen sich die Gruppen „Iskra“ aus Plsen und „Mrakowo“ aus dem gleichnamigen Ort (nahe der bayrischen Grenze) ein. „Jede Gruppe probt noch für sich. Die Gesamtregie erfolgt dann von tschechischer Seite“, erläutert Merko Solta, der als Dramaturg mit Regisseur Jan Domaschka die sorbischen Programmpunkte koordiniert. Den roten Faden soll der Bezug zu Ludvik Kuba bilden. Dieser notierte bei seinen Lausitz-Reisen unter anderem etliche Dudelsack-Stücke. Das Schleifer Ensemble spielt daraus ein Stück zur Trauung auf dem Weg in die Kirche und ein Stück auf dem Weg aus der Kirche. Die Gruppen Höflein und Horjany gestalten zusammen Auszüge aus dem Programm einer sorbisch-katholischen Hochzeit. Sie nehmen damit indirekt Bezug auf Kubas zahlreiche Skizzen von Trachten. Die Tanzgruppe Schmerlitz, die Gruppe Sprjewjan und weitere junge Musiker zeigen einen altsorbischen Tanz. Sie schöpfen damit aus dem reichen Fundus an Tänzen, die Kuba dokumentierte. Die beiden tschechischen Gruppen indes werden böhmische und mährische Volkslieder und Tänze aufführen. „Die Zusammenführung aller Teile erfolgt erstmals in Straznice“, blickt Merko Solta voraus.

Für ihn wie für viele Sorben hat Kubas Wirken unschätzbaren Wert. „Die Volkstracht ist der Mund, aus dem zu uns die Seele des Volkes spricht“, entdeckte der Tscheche (obwohl er auch viele andere slawische Länder bereiste) vor allem die Sorben für sich. 1886, 1903, 1922 und 1923 weilte er vor Ort in der Lausitz. Ihn verbanden hier enge Kontakte zu Michal Hornik (Pfarrer der Liebfrauen-Kirchgemeinde Bautzen) und zu Sprachwissenschaftler Dr. Arnost Muka. Feinfühlig studierte er das Lausitzer Leben. Er porträtierte Frauen in Trachten, schuf Milieubilder aus dem Alltag wie zum Beispiel den Kirchgang oder das Leben in der Wohnstube. An die 100 sorbische Motive entstanden damals – sowohl als Skizzen als auch als Gemälde. „Sie sind Zeugnisse der Stilepoche des Impressionismus. Für uns Sorben haben sie dokumentarische Bedeutung. Zumal ja verschiedene Trachten schon gar nicht mehr getragen werden“, schätzt Jurij Wuschansky, Referent der Domowina, Kubas Bilder als Kunstwerke wie als Enzyklopädie gleichermaßen. „Man merkt seinen Bildern an, wie warm, wie echt, wie lebensnah sie sind.“

Bei betagten Musikanten zeichnete Ludvik Kuba auch etliche Volkstanzmelodien auf. Er studierte Musikinstrumente. Er sammelte Volksweisen. „Kuba notierte als erster in der Literatur die Spielweise des sorbischen Dudelsacks und der Geige. Ebenso hat er die kleine sorbische Geige erstmals beschrieben“, schildert Wuschansky. Die umfangreiche Sammlung „Slovantsvo ve svých spevech“ („Das Slawentum in seinen Liedern“ - 16 Bände), die „Nova zberka melodiji k hornjoluziskim pesnjam“ („Neue Melodiensammlung zu obersorbischen Liedern“) und andere Dokumentationen zeugen heute von seinem volkskundlichen Schaffen.

Näher mit dem Thema „Ludvik Kuba - Folklorist, Schriftsteller und Maler“ - befasste sich jüngst die dreitägige internationale Konferenz der sorbischen wissenschaftlichen Gesellschaft Macica Serbska. Die Vorträge hiervon sollen noch 2003 als Sammelband erscheinen.

Infos zu Ludvik Kuba gibt es unter www.sorben.com/kuba/ im Internet. Vertiefendes zur Biografie enthält die Broschüre „Ludvik Kuba“, herausgegeben vom Sorbischen Museum, erhältlich in der Smolerschen Buchhandlung Bautzen.)