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Luxuswohnungen im Märchenschloss

Holm Nehrig saniert die Villa neben dem Bautzener Brauhaus. Die Wohnungen werden 180 Quadratmeter groß.

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© Uwe Soeder

Von Nicole Preuß

Der Putz ist an einigen Stellen bereits brüchig, ein paar Fenster sind zugemauert und ein Bauzaun versperrt den Weg. Und doch haben Holm Nehrig und sein Bruder Dirk große Pläne mit der 120 Jahre alten Villa neben dem Brauhaus.

Schon in einem Jahr könnten die ersten Mieter in die 180 Quadratmeter großen Wohnungen ziehen, die dort entstehen sollen. Jede Etage und damit jedes Appartement soll mit dem Fahrstuhl erreichbar sein. Und oben, in der Dachgeschosswohnung haben die Mieter dann sogar ein Zimmer direkt unterm Turmdach. Zwei oder drei Wohnungen wären möglich. Das hängt auch davon ab, wie viele Etagen zu Büros werden könnten. Das Erdgeschoss ist auf alle Fälle für ein Steuerbüro, eine Arztpraxis oder eine Anwaltskanzlei reserviert. Im Zweifel könnte auch noch die erste Etage für Büros genutzt werden.

Gut erhaltene Dielen

Holm Nehrig zwängt sich zwischen den Bauzäunen hindurch, schließt die Haustür auf und bittet in die Villa. Das Licht im Flur ist noch dämmrig, aber durch die Fensterscheiben in den Wohnungen fällt genug Licht. Auch hier bröckelt die Farbe von den Wänden. In den kleinen Räumchen auf der Zwischentreppe, die früher mal die Klos waren, liegen noch Blätter. Irgendwann wurden sie mal durch ein geöffnetes Fenster in das Haus geweht. Doch Holm Nehrig sieht das alles nur am Rand. Er schaut vor allem auf die Dielen im Boden. „Sehen Sie mal, wie gut die noch erhalten sind, da brauchen wir nur wenig zu erneuern.“

Der Bautzener Unternehmer hat da schon so seine Erfahrungen. Zusammen mit seinem Bruder sanierte er das ehemalige Pionierhaus Wally am Stadtwall. Nun heißt das Wally Villa Louisa und beherbergt ein Steuerbüro, eine Rechtsanwaltskanzlei und eine Firma, die Guss- und Maschinenteile vertreibt. Außerdem entstanden in der oberen Etage zwei Wohnungen mit einer gediegenen Ausstattung. Die größere misst 200 Quadratmeter.

Dazu kommen noch weitere Häuser in Bautzen, die die Brüder gekauft haben oder gerade sanieren. Neben ihrer Logistik- und Verpackungsservice-Firma bauen sie sich damit ein zweites Standbein auf. Holm Nehrig kann damit auch Vergleiche ziehen. Und der Boden in der Villa Louisa war deutlich schlechter als dieser hier. Die meisten Decken mussten herausgeklopft und erneuert werden. Das wird in dieser Villa nicht nötig sein, hofft Holm Nehrig nach den ersten Untersuchungen. Dazu kommen die gut erhaltenen Türen. Wasserschäden gibt es kaum. Kurz: „Ich hätte mich sicher sehr geärgert, wenn wir dieses Haus nicht gekauft hätten.“

Gesehen hatte er es vorher nicht. Ein Immobilienmakler sprach ihn und seinen Bruder an, ob sie dieses Haus nicht ersteigern wollten. „Das war so knapp. Wir hatten gar keine Zeit mehr hinzugehen.“ Nun haben sie das Haus und sind froh darüber. Auch wenn einige Herausforderungen anstehen. So muss das Dach wahrscheinlich komplett abgedeckt und die morschen Dachbalken erneuert werden. Auch der hölzerne Anbau bereitet ihnen noch Kopfzerbrechen. Er ist an einigen Stellen schon so marode, dass er wahrscheinlich nur noch abgerissen und neu aufgebaut werden kann. Der Anbau ist charakteristisch für das Haus. Momentan besteht er aus mehreren Loggien für die Etagen. Holm Nehrig könnte sich aber auch gut vorstellen, sie offen als Balkons zu gestalten. „Mal sehen, was der Denkmalschutz sagt.“ Eine weitere aufwendige Arbeit wird wohl die Sanierung der Fassade sein. Frauenköpfe mit Engelsflügeln, Verzierungen über und unter den Fenstersimsen. „Da müssen wir noch schauen, was alles ersetzt werden muss.“ Außerdem wollen die Brüder den Keller komplett aufsägen und eine Metallplatte dazwischen bringen. So soll verhindert werden, dass Feuchtigkeit aufsteigt.

Insgesamt wird wohl eine höhere siebenstellige Summe in die Sanierung fließen. Doch Holm Nehrig ist zuversichtlich, dass sich das lohnt. Für die Wohnung im Dachgeschoss der Villa auf der Thomas-Mann-Straße hat er bereits Interessenten. Sie kommen aus den alten Bundesländern und wollen zu ihrer Familie nach Bautzen ziehen. Ihnen war besonders wichtig, dass es auch einen Fahrstuhl gibt. Den kann Holm Nehrig in diesem Haus nun bieten. Und noch eine Besonderheit: Der Biergarten des Brauhauses ist gleich um die Ecke.