Von Michael Kleinund Katja Mielcarek
Eine aktuelle Studie zeigt, Jungen schneiden deutlich schlechter in der Schule ab als Mädchen. Nachzulesen ist sie in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Pädagogik“. „Das habe ich schon immer gewusst“, werden jetzt viele Frauen und Mädchen denken. Aber Scherze sind hier nicht angebracht, das Thema ist ernst.
Von 813 Jungen im Niederschlesischen Oberlausitzkreis, die mit dem Schuljahr 2000/2001 die Schule verließen, taten das demnach 112 (13,8 Prozent) ohne jeden Schulabschluss. Die Zahl an sich ist schon Besorgnis erregend. Zusätzliche Brisanz gewinnt sie noch, wenn man sie mit den Ergebnissen der Mädchen vergleicht. Von 829 Schulabgängerinnen verfehlten 41 (fünf Prozent) den Hauptschul-Abschluss.
Unterschiede auch bei
den Abiturienten
Ähnlich deutlich waren auch die Unterschiede bei den Abiturienten. Während 2000/2001 16,9 Prozent der männlichen Schulabgänger das Abitur in der Tasche hatten, waren das bei den Mädchen fast neun Prozent (25,5) mehr.
Genaue Zahlen kann Wolfgang Hornig, Schulleiter der ersten Mittelschule in Weißwasser spontan nicht nennen. Die Ergebnisse der Studie überraschen ihn. „Vor allem die hohe Zahl derjenigen ohne Schulabschluss scheint mir viel zu hoch zu sein“, meint Schulleiter Hornig. „Das sind bei uns immer nur Einzelfälle. Höher ist allerdings die Zahl derjenigen, die an der Abschlussprüfung nach der zehnten Klasse scheitern. Aber die haben wenigstens einen Hauptschul-Abschluss.“ Auch die Tatsache, dass Mädchen erfolgreicher lernen will er so spontan nicht bestätigen.
„Das sind interessante Zahlen, die sie mir da vorlegen, obwohl ich bei solchen Statistiken immer vorsichtig bin“, sagt Reinhard Rohn, Schulleiter des Rothenburger Gymnasiums. „Aber es ist tatsächlich so, dass Mädchen oft mit mehr Konzentration und Engagement dabei sind, was sich dann auch in den Noten widerspiegelt. Jungen sehen Schule und die Noten in der Regel lockerer.“ Damit könne aber in keinem Falle eine Aussage über die Intelligenz der Schüler getroffen werden.
Stärker auf die
Schüler einwirken
Rohn will sich jetzt die Daten der Schulabgänger der vergangenen Jahre genauer ansehen. „Wenn sich diese deutliche Tendenz bestätigt, müssen wir stärker auf unsere Schüler einwirken, ihnen die Wichtigkeit von Schule und Noten eindringlicher klar machen.“ Besondere Fördermaßnahmen für Jungen seien aber wegen des Gleichbehandlungs-Prinzips nicht möglich.
Bei den Gründen für die Leistungs-Unterschiede zwischen den Geschlechtern können die beiden Schulleiter erst einmal nur raten. „Die Interessen von Jungen und Mädchen ab elf oder zwölf Jahren sind sehr verschieden“, glaubt Reinhard Rohn. „Mädchen sind eher bereit, die Schule ernst zu nehmen, leiden stärker unter Misserfolgen. Das ist oft auch ein Ergebnis der unterschiedlichen Prägung der Geschlechter im Elternhaus.“ „Jungen kommen erst später in Gang“, vermutet Hornig. „Sie erkennen den Ernst der Lage manchmal erst, wenn es zu spät ist.