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Mädels sorgen für Trommelwirbel und Wutausbrüche

Auftakt. Emotionsgeladen war die Stimmung in der WM-Halle Riesa beim ersten Saisonspiel der Elbehexen.

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Von Julia Polony

Wutentbrannt fällt Hexen-Manager Michael Schönfelder auf die Knie, trommelt mit den Fäusten auf den Boden. Hallensprecher Uwe Päsler springt von seinem Stuhl auf und tobt sich, wild gestikulierend, über das verschenkte Tor aus. Handball-Trainer Steffen Wohlrab läuft haareraufend vor den Mädels auf der Ersatzbank auf und ab. Und das alles vor 400 Zuschauern.

Männer sind durchaus zu emotionalen Ausbrüchen fähig – wenn es um Sport geht. Und schöner als beim ersten Saisonspiel der Elbehexen in der 2. Bundesliga hätten Fans, Trainer und Vereinsmitglieder selbst bei der Fußball-Weltmeisterschaft nicht mitfiebern können. Schon kurz vor dem Spiel der Riesaer Handballerinnen gegen den TV Nellingen liegen die Nerven blank. Bei allen. Gespannt beobachtet das Publikum jeder Bewegung der Teams während des Aufwärm-Programms. Auch Elbehexe Edit Toth schaut ihren Mannschaftskolleginnen zu.

Die 31-jährige Rückraum-Spielerin erholt sich noch von einem Krankenhaus-Aufenthalt und darf erst in ein paar Wochen wieder zum Einsatz kommen. „Auf der Bank zu sitzen, ist für mich das Schlimmste!“, gibt sie zu. Sie weiß aber auch wie aufgeregt die Mädels sind. Vor jeder Partie. Die einen können damit umgehen, anderen schlägt die Nervosität auf den Magen. Mächtig blass um die Nase sitzt Carolin Büchl auf der Bank. All das frische-Luft-schnappen und gute Zureden von Trainer Wohlrab hilft nicht. Sie kann heute nicht auflaufen. Dann sind es nur noch wenige Minuten bis zum Anpfiff.

Die WC-Spülung wird noch einmal ordentlich bestätigt, ehe sich die Elbehexen vor der Umkleidekabine sammeln. Trainerin Angela Wohlrab setzt Maskottchen „Hexe“ an ihren angestammten Platz in Höhe der Mittellinie. Unter ohrenbetäubend lautem Trommelwirbel des Fanclubs werden die Spielerinnen vorgestellt. Der Schlachtruf ertönt: „Hexen - Auf geht‘s“. Anpfiff.

Fans übertönen den Sprecher

In gleichbleibender Lautstärke begleiten die Fans jeden Angriff ihrer Hexen mit rhytmischem Trommeln und übertönen dabei sogar die Durchsage des Hallensprechers. Das erste Tor machen die Gegner und sie geben die Führung auch nicht mehr her. Obwohl die Hexen gut dran bleiben, es spannend machen, bis auf zwei Tore kurz vor Schluss aufholen. Siegeshoffnung keimt auf. Doch mit dem Abpfiff ist die Enttäuschung groß. Verloren. „Tut mir leid. Ich habe die erste Halbzeit völlig verpatzt“, entschuldigt sich Ulrike Glathe bei Trainer Wohlrab. „Dann fangen wir das nächste Mal mit der zweiten an!“, antwortet er.

Die meisten bekommen keinen Ton heraus, wollen alleine sein, grübeln. „Wir dachten, wir gewinnen das Ding doch noch“, sagt Emi Uchibayashi, zählt allerdings im gleichen Atemzug die Fehler auf. „Vielleicht waren wir zu aufgeregt.“

Inge Naumann ist vom lauten Anfeuern total heiser. „Es wird keine einfache Saison. Aber wir denken positiv“, flüstert sie. Jedes Spiel „ihrer Mädels“ begleitet sie mit dem Fanclub. Ob die Hexen gewinnen oder verlieren eins sei ihnen sicher: Die Treue ihrer Fans. Das bekamen auch Neuzugang Katharina Leib schnell mit: „Die machen eine Mords-Gaudi. Das ist der Wahnsinn.“